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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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Scherereien, die Joe ihm gemacht hatte! Es gab da nur noch eine kleine Schwachstelle in dem Plan.
    Wie komme ich an das Buch heran?, fragte er sich. Aber kurz vor Sonnenaufgang hatte er die Antwort gefunden: Für Jeremiah Ratchet war es an der Zeit, Joe Zabbidou einen Besuch abzustatten.

Kapitel 25

    Die Katze ist aus dem Haus
    L udlow zuckte zusammen. Im Kamin zerbarst ein Holzscheit, und eine neue Flamme schoss daraus hervor. Er genoss die Wärme. Joe hatte seinen Umhang schon lange zurückgefordert.
    »Eines Tages wirst du selber einen solchen Umhang haben, Ludlow«, hatte er gesagt. »Aber er muss verdient sein. Jocastar-Wolle ist nicht billig.«
    Doch Joe hatte ihn nicht ohne Zudecke gelassen. Statt des Umhangs hatte er Ludlow einen großen Strohsack und zwei grobe, doch sauber riechende Decken gegeben. Jede Nacht rollte sich Ludlow auf dem Strohsack zusammen und zog sich die Decken bis über die Ohren.
    Aber so leicht kam der Schlaf nicht, und wenn ihm schließlich doch die Augen zufielen, ließen ihn wilde Träume zusammenschrecken und er murmelte im Schlaf vor sich hin. Nicht selten wachte er nach einem merkwürdigen Traum von einem der Dorfbewohner schweißgebadet auf. Er träumte von Jeremiah, der so unangenehm roch, dass Ludlow selbst im Schlaf die Nase rümpfte; von Obadiah, der in einem Loch stand undschaufelte und schaufelte; von Horatio, der die Zutaten für eine seiner Ekelpasteten zusammenrührte. Die Geständnisse der Leute aus Pagus Parvus verfolgten ihn, bis aus dem Traum schließlich ein Albtraum wurde. Dann verschwammen die Dorfleute in einer Art Nebel, und plötzlich erschien das Gesicht seines Vaters über ihm. Seine Hände griffen aus dem Nebel heraus nach Ludlow und schlossen sich fest um seinen Hals, bis alles um ihn schwarz wurde. An dieser Stelle wachte er jedes Mal auf und sprang von seinem Lager, um aus dem Fenster die Straße hinunterzuschauen, so lange, bis ihn die Kälte wieder unter die Decke trieb.
    Jeden Morgen fragte Joe: »Wie hast du geschlafen?« Und jeden Morgen gab Ludlow die gleiche Antwort: »Gut, ganz gut.« Dann hob Joe zweifelnd die Augenbraue, sagte aber weiter nichts.
    Eines Morgens, nach einer besonders schlimmen Nacht, als Ludlow fünf Mal von diesem Würgegriff aus dem Schlaf gerissen worden war, kündigte Joe an, er würde für ein paar Tage verreisen.
    »Du musst den Laden nicht unbedingt offen halten«, sagte er. »Es ist ziemlich stürmisch draußen, ich denke nicht, dass bei solchem Wetter viele Leute unterwegs sind.«
    Obwohl Ludlow seinen guten Willen zeigen wollte, protestierte er nur schwach. Der Gedanke, den Laden eine Weile ganz für sich allein zu haben, gefiel ihm.
    »Wann werdet Ihr zurückkommen?«, fragte er, als Joe auf die Straße hinaustrat.
    »Sobald mein Geschäft erledigt ist.«
    Ludlow ahnte, dass es wenig Zweck haben würde, das Thema zu vertiefen. Er sah seinem Arbeitgeber nach, der hinkend am Friedhof vorbei den Berg hinaufstieg. Joe hatte recht. Der Himmel war heute bedrohlich dunkel und das Kopfsteinpflaster von einer frischen Schneeschicht bedeckt. Niemand war auf der Straße, aber es war auch erst fünf Uhr morgens. Kaum war Joe außer Sicht, schloss Ludlow die Tür, kroch, ohne zu zögern, in Joes Bett und schlief weiter.
    Als er Stunden später wieder aufwachte, dachte er einen Augenblick lang, er habe den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein geschlafen. Tatsächlich war es mitten am Nachmittag, doch ungewöhnlich dunkel und kalt. Von draußen peitschte ein heulender Wind gegen Mauern und Fenster; Schnee war durch den Schornstein hereingeweht und häufte sich im Kamin. Das Feuer war fast aus, Ludlow würde es neu entfachen müssen. Schließlich, nachdem er es wieder in Gang gebracht und einen Kessel über die Flammen gehängt hatte, ging er durch den Ladenraum und blieb an der Tür stehen. Er konnte die Straße nur verschwommen sehen, denn über dem Dorf hatte sich ein Schneesturm zusammengebraut, wie er ihn bisher noch nie erlebt hatte. Die drei goldenen Kugeln über der Ladentür wurden wild geschüttelt, in jedem Winkel und Eingang türmte sich der Schnee. Man konnte kaum einen Meter weit sehen.
    Wie mag es Joe ergehen?, dachte er. Hoffentlich hatte er Schutz vor dem Sturm gefunden.
    Plötzlich blitzte etwas Rotes durch das weiße Schneetreiben. Da draußen war jemand.
    »Mein Gott«, murmelte Ludlow. »Das ist Polly.« Vorsichtig öffnete er die Tür, aber der Wind riss sie ihm sofort aus der Hand. Große Flocken wehten ihm

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