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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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er.
    Als wir den Schauplatz der Rauferei erreichten, wurde deutlich, worum es ging.
    »Du nimmst mir kein Stück Fleisch mehr, du diebischesGroßmaul!«, schrie Horatio, und die Zuschauer jubelten. Das ganze Dorf schien sich versammelt zu haben: die Sourdoughs, Perigoe, Obadiah, Benjamin Tup, Job Wright, Lily Weaver, Dr. Mouldered, Polly. Ich entdeckte sogar Gesichter, die mir unbekannt waren.
    Ratchet sagte nichts, er stemmte nur die Füße fester in den Boden und zerrte mit aller Kraft an dem Truthahn. Er hatte die Beine, Horatio den Kopf, und so wurde der arme tote Vogel fast auseinandergerissen. Jeremiah war rot vor Anstrengung, und Horatios Wangen sahen ähnlich aus.
    Die Männer waren einander gewachsen: beide stämmig und fest auf dem Boden stehend. Horatio war etwas größer als Jeremiah, doch war das nicht unbedingt ein Vorteil auf der vereisten Straße. Die Luft war erfüllt von Flüchen und Verwünschungen, Speichel und weißen Atemwolken.
    »Es ist mein Truthahn!«, brüllte Jeremiah. »Du stehst in meiner Schuld, Horatio!«
    Mit einem kräftigen Ruck brachte er den Fleischer aus dem Gleichgewicht, und der ließ den Vogel los, um einen Sturz zu vermeiden. Natürlich fiel nun stattdessen Jeremiah hin, und dass er den Truthahn hatte, war kein Trost für seine verlorene Würde: Er drehte sich dreimal um sich selbst und kam schließlich neben Joes Füßen zum Stillstand.
    Die Leute jubelten, lachten und applaudierten, während sich Jeremiah mühsam aufrappelte. Nur Joe streckte ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen, aber Jeremiah übersah sie geflissentlich. Schließlich machte er sich mit dem schlaffen Vogel in der Hand auf den Heimweg.
    »Gott sei Dank, den sind wir los!«, schrie Elias Sourdough hinter ihm her.
    Jeremiah drehte sich nicht um. Das überraschte mich. Er war sonst nicht der Mann, der einem andern das letzte Wort überließ.
    In großer Aufregung über seine eben vollbrachte Tat kam Horatio auf Joe zu. Ich hatte nie gedacht, dass ich diesen ruhigen Mann einmal in solcher Hochstimmung sehen würde.
    »Habt Ihr das gesehen, Joe?« Er atmete schwer, er zitterte am ganzen Leib. »Ich habe mich gegen ihn gewehrt! Ich habe ihm klargemacht, dass er sich kein Stück Fleisch mehr von mir nehmen darf. Wie Ihr gesagt habt.«
    Dass am Ende doch Jeremiah den Truthahn hatte, schien vergessen zu sein.
    Er wartete darauf, dass Joe ihn loben würde, dass er ihm auf den Rücken klopfen und ihm gratulieren würde. Aber Joe schwieg. Sein Gesicht war grau geworden, nun wurde es weiß, und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Zorn in seinen Augen auf.
    »Das habe ich nicht gesagt«, murmelte er. »Das habe ich ganz und gar nicht gesagt.«
    Der Hufschmied Job Wright trat auf ihn zu, die Lippen verächtlich vorgeschoben.
    »Ah«, sagte er mit vor Spott triefender Stimme. »Ihr wollt uns also endlich helfen.«
    »Ratchets Zeit wird kommen«, sagte Joe schlicht. »Ihr müsst nur warten. Könnt ihr nicht erst mal zufrieden sein, dass sich euer Schicksal gewendet hat?«
    »Aber wie lange müssen wir denn warten?«, fragte Obadiah. »Ihr habt mir gesagt, Jeremiah wird die Macht Eurer Gerechtigkeit zu spüren bekommen.«
    Horatio warf einen Blick in die Menge. »Und mir hat er gesagt, er wird ihm schon geben, was ihm zusteht.«
    Dann meldete sich Perigoe zu Wort. »Ich war auch bei ihm«, sagte sie, so laut sie konnte. »Und er hat gesagt, er wird dafür sorgen, dass Jeremiah zahlen muss.«
    »Das hat er mir auch gesagt«, kam eine andere Stimme aus der Menge.
    »Mir auch«, rief jemand anders, »aber ich dachte, ich wäre der Einzige gewesen!«
    »Wovon redet ihr eigentlich?«, fragte einer, da drehte sich sein Nebenmann (der erst vor Kurzem sein Geheimnis verkauft hatte) zu ihm um und fing an, ihm die Sache von den mitternächtlichen Geständnissen und Joes Schwarzem Buch zu erklären.
    Als die Leute erkannten, wie viele ihrer Mitbürger nachts beim zwölften Glockenschlag heimlich Joe Zabbidou besucht hatten, redeten plötzlich alle gleichzeitig. Wer persönlich in Joes Hinterzimmer eingeladen worden war, fühlte sich betrogen, weil es gar kein besonderes Angebot gewesen war – Joe verstand es eben, Menschen eine Ahnung ihrer Einzigartigkeit zu geben –, und wer nicht eingeladen worden war, fühlte sich betrogen, weil Joe ihn dessen nicht für wert gehalten hatte. Doch wie unterschiedlich die Lebensumstände jedes Einzelnen auch waren: In der aufgebrachten Menge, die noch vor wenigen Augenblicken über

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