Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
Vom Netzwerk:
es zu kaufen. In meinen Wunschträumen hatte ich mir nie Gedanken darum gemacht, wie ich dieses Buch je bezahlen würde. Ich hatte mir immer nur vorgestellt, irgendwie einmal in seinen Besitz zu gelangen.
    Ich sah nur zwei Möglichkeiten. Ich könnte der Frau sagen, das Buch sei wertlos, und ihr einen symbolischen Betrag anbieten. Oder ich könnte ihr die Wahrheit sagen, dann würde sie gehen und es an jemanden verkaufen, der es bezahlen konnte.
    Die Frage war: Kannte sie den Wert des Buches? Ich hatte Schweißtropfen auf der Stirn, und nur mit Mühe gelang es mir, das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu bringen. Die Blicke der Frau stachen wie Nadeln auf meiner Haut.
    »Also?«, sagte sie gereizt.
    Mit meiner Antwort besiegelte ich mein elendes Schicksal.
    »Es ist ein interessantes Buch«, sagte ich bedächtig. »Aberbesonders wertvoll ist es nicht.« Diese Worte führten mich auf einen Pfad, von dem es keine Rückkehr gab.
    Sie sah mich enttäuscht an, und für den Bruchteil einer Sekunde wagte ich zu hoffen. War es möglich, dass sie über den wahren Wert des Buches nicht Bescheid wusste?
    »Aber«, sagte ich und versuchte, sie zu trösten, »ich habe zufällig einen Kunden, der sich für diesen Autor interessiert. Ich biete Euch also gern zehn Shilling dafür. Wenn man den schlechten Zustand des Buches bedenkt, werdet Ihr mir sicher recht geben, dass dies ein großzügiges Angebot ist.«
    Ich lächelte wohlwollend, wie ich dachte. Die alte Frau lächelte auch, aber irgendwie gemein und verkniffen.
    Dann machte sie den Mund auf und zischelte durch ihre schmalen Lippen: »Du dreckige Lügnerin! Du miese Betrügerin! Du hältst mich wohl für eine Närrin? Du denkst, weil ich an Krücken gehe, habe ich Federn im Hirn?«
    Ich war ertappt. Ich stand auf und versuchte, die Frau in ihrer wachsenden Wut zu beschwichtigen.
    »Möglich, dass ich mich geirrt habe. Lasst noch mal sehen.« Aber es war zu spät. Da war nichts mehr zu retten.
    »Das Buch ist ein Vielfaches wert von dem, was du mir geboten hast! Du hast mich beleidigt, und du beleidigst mich ein zweites Mal! Eine Gaunerin bist du, weiter nichts. Gib’s her!«
    Mit ausgestrecktem Arm griff sie nach dem Buch, und ich konnte nichts anderes mehr denken, als dass mein Traum wie eine Seifenblase zerplatzte.
    »Ich gehe damit woandershin«, sagte sie und zerrte weiter an dem Buch. »Zu jemandem, der Anstand im Leib hat.«
    »Es tut mir leid!«, rief ich, den Tränen nahe. »Ein Moment der Schwäche. Ich bin nur ein Mensch, ich habe mich verleiten lassen.« Immer noch hielt ich das Buch fest. Ich brachte es einfach nicht über mich, lozulassen.
    »Pah«, fuhr sie mich an. »Von dir habe ich genug gehört.«
    Wir zogen und zerrten das Buch über die Tischplatte hin und her. Zuerst war sie im Vorteil, dann ich, bis ich es nach einem kräftigen Ruck endlich ganz in der Hand hatte. Die alte Frau kippte nach hinten, und entsetzt sah ich, dass sie mit dem Hinterkopf gegen die Armlehne des Sessels schlug und wie ein Kleiderbündel auf den Boden sank. Ich stürzte zu ihr, ging in die Knie und beugte mich über ihren Mund, um festzustellen, ob sie noch atmete.
    Sie zischelte in mein Ohr:
»gatnnoS ma nreg efahcS eniem erehcs hcI.«
Dann hauchte sie ihren letzten Atem auf meine Brillengläser und starb.
    »Oh Gott im Himmel«, flüsterte ich. »Was soll ich jetzt tun?« Normalerweise stirbt ja kein Kunde in meinem Laden, und ich wusste nicht, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Während ich noch hin und her überlegte, flüsterte mir die Stimme des Teufels ins Ohr – es kann wirklich nur der Teufel gewesen sein.
    »Nimm das Buch«, raunte er. »Nimm das Buch! Wer erfährt es schon?«
    Gern würde ich sagen, dass ich mit ihm gestritten habe, dass ich eine Diskussion anfing über das Sündhafte seines Vorschlags, aber es wäre nicht die Wahrheit. Nein, ich nahmdas Buch und steckte es hinter Gibbons
»Aufstieg und Fall des Römischen Reiches«
auf ein hohes Regalbrett über dem Schreibtisch. Als ich mich umdrehte, sah ich mit Schrecken, dass in der offenen Tür Jeremiah Ratchet stand. Und ich hatte keine Ahnung, wie lange schon.
    »Meine liebe Perigoe«, sagte er, »was treibt Ihr denn da, um Himmels willen?«
    »Sie ist in meinem Laden gestorben«, jammerte ich. »Einfach zusammengebrochen.«
    »Das sehe ich«, sagte er.
    Dr. Mouldered kam, Ratchet hielt sich im Hintergrund und ließ sich nichts entgehen. Ich fühlte mich mehr als unwohl in seiner

Weitere Kostenlose Bücher