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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Ihre Stimme zittert vor Ehrfurcht und Aufregung, was den Verrückten Ungarn recht befriedigt, weil er selbst Ehrfurcht und Aufregung empfindet. Sie reden noch etwas länger miteinander, und als Arnold dann auflegt, fühlt er sich besser. Der Horror dieser rauen, eigenartig wissenden Stimme am Telefon ist ein wenig verblasst.
     
    Paula Hrabowski ist die Verschwiegenheit selbst, die Verschwiegenheit in Person. Sie erzählt nur ihren beiden besten
Freundinnen von dem Anruf, den Arnie vom Fisherman bekommen hat, und der Leiche bei Ed’s Eats und schwört beide auf Geheimhaltung ein. Beide versprechen, keiner Menschenseele etwas zu erzählen, und so kommt es, dass eine Stunde später, noch bevor die State Police, der Leichenbeschauer und die Spurensicherer benachrichtigt sind, jedermann weiß, dass die Polizei draußen bei Ed’s Eats ein Schlachthaus entdeckt hat. Ein halbes Dutzend ermordeter Kinder.
    Vielleicht sogar mehr.

10
    Während der Streifenwagen mit Tom Lund am Steuer langsam die Third Street in Richtung Chase Street entlangfährt – seine Blinkleuchten auf dem Dach demonstrativ dunkel, die Sirene ausgeschaltet -, zieht Dale seine Geldbörse heraus und fängt an, den Wust in den Fächern zu sortieren: Geschäftskarten, die Leute ihm gegeben haben, ein paar Fotos mit Eselsohren, zusammengefaltete kleine Notizzettel. Auf einem dieser Zettel findet er, was er sucht.
    »Was machen Sie da, Boss?«, fragt Tom.
    »Geht Sie nichts an. Sie fahren einfach, okay?«
    Dale nimmt das Telefon aus der Halterung auf der Mittelkonsole, verzieht das Gesicht, wischt einen Rest Puderzucker von jemands Doughnut vom Tastenfeld und tippt dann ohne große Hoffnung die Nummer von Jacks Handy ein. Er beginnt zu lächeln, als sich nach dem vierten Klingeln jemand meldet, aber dann verwandelt sein Lächeln sich in ratloses Stirnrunzeln. Er kennt diese Stimme, müsste sie erkennen, aber …
    »Hallo?«, sagt der Mann, der sich an Jacks Mobiltelefon gemeldet hat. »Sprechen Sie jetzt, wer immer Sie sind, oder bewahren Sie auf ewig Schweigen.«
    Jetzt weiß Dale, wer das ist. Wäre er zu Hause oder im Büro gewesen, hätte er ihn sofort erkannt, aber in diesem Zusammenhang …
    »Henry?«, sagt er. Er weiß, dass das dämlich klingt, aber er kann’s nicht ändern. »Onkel Henry, bist du’s?«

    Jack lenkt seinen Pickup gerade über die Tamarack Bridge, als das Handy in seiner Hosentasche sein lästiges kleines Piepsen von sich zu geben beginnt. Er zieht es heraus und tippt damit leicht auf Henrys Handrücken. »Übernimmt das mal«, sagt er. »Von Handys kriegt man Gehirntumore.«
    »Was für mich wohl im Gegensatz zu dir in Ordnung geht.«
    »Mehr oder weniger, yeah.«
    »Siehst du, das mag ich so an dir, Jack«, sagt Henry und klappt das Telefon mit einer nonchalanten Handbewegung auf. »Hallo?« Und nach einer Pause: »Sprechen Sie jetzt, wer immer Sie sind, oder bewahren Sie auf ewig Schweigen.« Jack sieht kurz zu ihm hinüber, dann konzentriert er sich wieder auf die Straße. Vor ihnen taucht Roy’s Store auf, wo man offenbar das beste Grünzeug bekommt, wenn man nur früh genug hier ist. »Ja, Dale. Hier spricht in der Tat dein werter …« Henry hört zu, runzelt etwas die Stirn, lächelt etwas. »Ich bin in Jacks Pickup, mit Jack zusammen«, sagt er. »George Rathbun arbeitet heute Morgen nicht, weil KDCU eine Reportage vom Sommermarathon drüben in La Riviere …«
    Er hört wieder zu, dann sagt er: »Ist es ein Nokia – so fühlt und hört es sich jedenfalls an -, dann ist’s nicht analog, sondern digital. Augenblick.« Er sieht zu Jack hinüber. »Dein Handy«, sagt er. »Ist es ein Nokia?«
    »Ja, aber warum …«
    »Weil digitale Handys angeblich schwieriger abzuhören sind«, sagt Henry und spricht wieder ins Telefon. »Es ist digital, und ich gebe ihn dir. Jack kann dir bestimmt alles erklären.« Henry übergibt ihm das Gerät, faltet pedantisch die Hände auf dem Schoss und sieht genauso aus dem Seitenfenster, als würde er die Landschaft betrachten. Und vielleicht tut er das ja auch, denkt Jack. Vielleicht tut er das auf irgendeine absurde, verrückte Weise tatsächlich.
    Jack hält auf dem Seitenstreifen des Highways 93. Er mag Handys ohnehin nicht – für ihn sind sie die Sklavenarmbänder des 21. Jahrhunderts -, aber er verabscheut es geradezu, beim Fahren zu telefonieren. Außerdem besteht keine Gefahr, dass Irma Freneau ihnen wegläuft.
    »Dale?«, sagt er.

    »Wo bist du?«, fragt Dale, und Jack weiß

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