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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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allen Finessen von schnell trocknendem Gips für Abdrücke von Reifenspuren bis hin zu einem rollenden Videostudio. Lauter Zeug, das die Polizei in French Landing niemals bekommen wird.
    Dale steht unbeweglich da, hält den Kopf gesenkt und starrt trübselig den Fußboden an. Sie werden ihm seinen Fall wegnehmen. Mit jedem Wort, das Hrabowski sagt, wird ihm das klarer. Und plötzlich will Dale ihn dringend behalten. Obwohl er ihn hasst, obwohl der Fall ihn ängstigt, will er ihn unbedingt behalten. Der Fisherman ist ein Monster, aber er ist kein County-Monster, kein Bundesstaat-Monster, kein Vereinigte-Staaten-Monster. Der Fisherman ist ein French-Landing-Monster,
Dale Gilbertsons Monster, und er will den Fall aus Gründen behalten, die nichts mit persönlichem Prestige oder auch nur der profanen Frage zu tun haben, wie er seinen Job behalten soll. Er will den Kerl zur Strecke bringen, weil der Fisherman alles beleidigt, was Dale will und braucht und woran er glaubt. Das sind Dinge, die man nicht laut aussprechen kann, ohne dass es altmodisch und einfältig klingt, aber sie sind trotzdem wahr. Er empfindet jähen, törichten Zorn auf Jack. Wäre Jack früher an Bord gekommen, hätten sie vielleicht …
    Und wenn Wünsche Pferde wären, würden Bettler reiten. Er muss die County benachrichtigen, und sei es nur, damit der Leichenbeschauer an den Tatort kommt, und er muss auch die State Police in Person der Detectives Brown und Black benachrichtigen. Aber nicht, bevor er sich angesehen hat, was dort draußen auf dem Feld hinter Goltz’s zu finden ist. Bevor er sich angesehen hat, was der Fisherman zurückgelassen hat. Bei Gott, nicht vorher.
    Und nicht bevor er vielleicht zu einem letzten Schlag gegen den Hundesohn ausgeholt hat.
    »Sie setzen unsere Jungs in Abständen von fünf Minuten in Marsch«, sagt er, »wie ich’s angeordnet habe. Dann lassen Sie sich hier von Debbi ablösen. Sie soll die County und die State Police anrufen.« Arnold Hrabowskis verwirrte Miene löst bei Dale fast einen Schreikrampf aus, aber er schafft es irgendwie, nicht die Geduld zu verlieren. »Ich möchte einen kleinen zeitlichen Vorsprung.«
    »Oh«, sagt Arnie, und als er wirklich begreift, sagt er nochmals: »Oh!«
    »Und erzählen Sie niemandem außer unseren Jungs von dem Anruf oder was wir vorhaben. Keiner Menschenseele . Damit könnten Sie eine Panik auslösen. Haben Sie verstanden?«
    »Absolut, Boss«, sagt der Verrückte Ungar.
    Dale sieht auf die Wanduhr: 8.26 Uhr. »Auf geht’s, Tom«, sagt er. »Wir müssen uns beeilen. Tempus fugit .«
     
    Der Verrückte Ungar hat nie effizienter gearbeitet, und alles klappt traumhaft gut. Selbst Debbi Anderson akzeptiert ohne Widerrede, dass sie ihn ablösen soll. Aber trotz aller Arbeit
kann er die Stimme am Telefon nicht vergessen. Heiser, kratzig, mit einem Anflug von Akzent, wie ihn jemand, der hierzulande lebt, leicht annehmen könnte. Nicht weiter ungewöhnlich. Trotzdem verfolgt sie ihn. Nicht weil der Kerl ihn Arschgeige genannt hat – an Samstagabenden haben ihn gewöhnliche Betrunkene schon mit weit schlimmeren Namen belegt -, sondern wegen einiger anderer Sachen. In der Hölle gibt’s Peitschen und im Shayol Ketten. Mein Name ist Legion . Solches Zeug. Und Abbalah . Was ist ein Abbalah? Arnold Hrabowski weiß es nicht. Er weiß nur, dass er sich beim blo ßen Klang dieses Worts schlecht und ängstlich fühlt. Es klingt wie ein Wort aus einem Zauberbuch, wie eine Formel, mit der man einen Dämon heraufbeschwören kann.
    Macht ihm irgendetwas Angst, gibt es nur einen Menschen, der ihn davon befreien kann, und das ist seine Frau. Er weiß recht gut, dass Dale gesagt hat, dass er keiner Menschenseele erzählen darf, was sich ereignet hat, und er versteht die Gründe dafür, aber der Chief hat bestimmt nicht auch Paula gemeint. Sie sind seit zwanzig Jahren verheiratet, und Paula ist nicht einfach irgendein anderer Mensch. Sie ist seine zweite Hälfte.
    Deshalb (mehr um seine starken Angstgefühle zu zerstreuen, als um zu klatschen; wenigstens das wollen wir Arnold zugestehen) macht der Verrückte Ungar den schrecklichen Fehler, auf die Verschwiegenheit seiner Frau zu vertrauen. Er ruft Paula an und erzählt ihr, dass er vor kaum einer halben Stunde mit dem Fisherman gesprochen hat. Ja, wirklich, mit dem Fisherman! Er erzählt ihr von der Leiche, die angeblich drau ßen bei Ed’s Eats auf Dale Gilbertson und Tom Lund wartet. Sie fragt ihn, ob mit ihm denn alles in Ordnung sei.

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