Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Way stammende Paar sprechende Ehemann sagt: »Junger Mann, Sie scheinen der einzige Mensch in dieser County zu sein, der nicht begreift, dass überall um uns herum Geschichte passiert. Madge und ich finden, dass wir ein Recht auf ein Andenken haben.«
Ein Andenken?
Danny, der verschwitzt, übel gelaunt und völlig angewidert ist, verliert die Beherrschung. »Kumpel, da bin ich völlig Ihrer Meinung«, sagt er. »Ging’s nach mir, könnten Sie und Ihre reizende Frau mit einem blutbefleckten T-Shirt, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen abgeschnittenen Finger im Kofferraum wegfahren. Aber was soll ich sagen? Der Chief lässt überhaupt nicht mit sich reden.«
Das Maid-Marian-Way-Paar fährt hastig weiter – zu schockiert, um noch etwas zu sagen. Der nächste Kerl in der Schlange fängt sofort zu plärren an, als Danny sich zum Fahrerfenster hinunterbeugt. Er sieht genau so aus, wie Danny sich George Rathbun vorstellt, aber seine Stimme ist heiserer und etwas höher . »Glauben Sie bloß nicht, dass ich nicht sehe, was Sie machen, Freundchen!« Danny sagt, dass das gut so sei, weil er einen Tatort zu bewachen habe, worauf der George-Rathbun-Typ, der einen alten blauen Dodge Caravan ohne vordere Stoßstange und rechten Außenspiegel fährt, schreit: »Ich stehe seit zwanzig Minuten hier, während Sie und diese Person praktisch nichts tun. Ich hoffe, dass ihr nicht überrascht seid, wenn hier demnächst eine Bürgerwehr aktiv wird!«
Ausgerechnet in diesem heiklen Augenblick hört Danny das unverkennbare Grollen, mit dem die Thunder Five den Highway entlang auf ihn zugerast kommt. Er fühlt sich schlecht, seit er Tyler Marshalls Fahrrad vor dem Altenheim gefunden hat, und die Vorstellung, sich mit Beezer St. Pierre auseinander setzen zu müssen, füllt sein Hirn mit dunklem öligen Rauch und stiebenden roten Funken. Er senkt den Kopf und starrt dem rotgesichtigen George-Rathbun-Doppelgänger direkt in
die Augen. Sein Tonfall ist ausdruckslos monoton, als er sagt: »Sir, wenn Sie so weitermachen, lege ich Ihnen Handschellen an, parke Sie auf den Rücksitz meines Wagens, bis ich diesen Posten verlassen darf, und nehme Sie dann aufs Revier mit und buchte Sie mit irgendeiner Begründung ein. Das verspreche ich Ihnen. Tun Sie sich jetzt einen Gefallen, indem Sie schleunigst hier verschwinden.«
Der Mund des Mannes öffnet und schließt sich goldfischartig. Auf den bereits geröteten Hamsterbacken erscheinen hochrote Flecken. Danny starrt ihm weiter in die Augen und hofft fast schon darauf, dass der andere ihm einen Anlass dafür liefert, ihn in Handschellen auf dem Rücksitz des Streifenwagens schmoren zu lassen. Der Kerl überlegt, welche Möglichkeiten sich ihm bieten, und entscheidet sich für Vorsicht. Er senkt den Blick, legt den Rückwärtsgang ein und rammt beim Zurückstoßen fast den Miata hinter ihm.
»Ich kann’s einfach nicht glauben«, sagt Pam. »Welches Arschloch hat hier eigentlich nicht dichtgehalten?«
Mit Danny beobachtet sie, wie Beezer und seine Freunde an der Autoschlange vorbei auf sie zuröhren.
»Keine Ahnung, aber ich würde demjenigen gern mit größter Lust meinen Schlagstock in den Rachen rammen. Und danach wäre ich gleich auf der Suche nach Wendell Green.«
»Den brauchst du nicht lange zu suchen. Sein Wagen steht ungefähr als sechster in der Schlange.« Pam deutet auf Wendells rollendes Feixen.
»Großer Gott«, sagt Danny. »Obwohl, eigentlich bin ich froh, diesen elenden Angeber hier zu sehen. Da kann ich ihm wenigstens genau sagen, was ich von ihm halte.« Er beugt sich lächelnd hinunter, um mit dem jugendlichen Fahrer des Miatas zu sprechen. Der Junge fährt davon, und Danny bedeutet dem Fahrer hinter jenem, ebenfalls weiterzufahren, während er selbst die Annäherung der Thunder Five beobachtet. Zu Pam sagt er: »Wenn Beezer sich mit mir anlegen will, wenn er auch nur den Eindruck macht, gewalttätig werden zu wollen, ziehe ich meine Knarre, so wahr mir Gott helfe.«
»Papierkram, Papierkram«, sagt Pam.
»Das ist mir scheißegal.«
»Okay, ich bin dabei«, sagt sie, damit er weiß, dass sie ihm Feuerschutz geben wird, falls er seine Waffe zieht.
Selbst die Autofahrer, die durch die Polizeisperre an der Zufahrt zum Ed’s Eats zu gelangen versuchen, machen eine Pause, um Beezer und seine Boys zu beobachten. In Bewegung, mit grimmigen Mienen und wehenden Haaren und Bärten, scheinen sie entschlossen zu sein, möglichst viel Chaos zu verursachen. Danny Tcheda
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