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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Anderson weiter in der Einsatzzentrale. Arnold »der Verrückte Ungar« Hrabowski ist ohne seine Plakette – einstweilen des Dienstes enthoben – nach Hause geschickt worden und hat das Gefühl, seiner Frau einige pointierte Fragen stellen zu müssen (seine Überzeugung, die Antworten darauf bereits zu kennen, macht ihn noch verzweifelter). Jetzt steht Debbi mit einer Kaffeetasse in der Hand und einem besorgten kleinen Stirnrunzeln am Fenster.
    »Der Nebel gefällt mir nicht«, sagt sie zu Bobby Dulac, der
mürrisch schweigend Berichte tippt. »Er erinnert mich an die Hammer-Filme, die ich im Fernsehen gesehen habe, als ich noch auf der Junior High war.«
    »Hammer-Filme?«, fragt Bobby und sieht auf.
    »Horrorfilme«, sagt sie in den dichter werdenden Nebel hinausblickend. »Viele davon über Dracula. Auch über Jack the Ripper.«
    »Von Jack the Ripper will ich überhaupt nix hören«, sagt Bobby. »Merk dir das, Debster.« Er tippt weiter.
    Auf dem Parkplatz vor dem 7-Eleven steht Mr. Rajan Patel neben dem Telefon (das noch immer kreuz und quer mit gelbem Polizei-Absperrband gesichert ist, und wann es wieder benutzbar sein wird, das könnte Mr. Patel uns nicht sagen). Er blickt in Richtung Innenstadt, die jetzt aus einer riesigen Sahneschüssel aufzuragen scheint. Die Häuser an der Chase Street tauchen in diese Schüssel ein. Die Gebäude am tiefsten Punkt der Straße sind nur vom ersten Stock aufwärts zu sehen.
    »Wenn er dort unten ist«, sagt Mr. Patel halb laut zu niemandem als sich selbst, »wird er heute Nacht tun, was ihm gefällt.«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust und bekommt eine Gänsehaut.
    Dale Gilbertson ist ausnahmsweise einmal zu Hause. Er hat vor, mit Frau und Kind zu Abend zu essen, selbst wenn die Welt derweil untergehen sollte. Als er aus seinem Arbeitszimmer kommt (in dem er zwanzig Minuten lang mit Lieutenant Jeff Black von der Wisconsin State Police telefoniert hat – ein Gespräch, bei dem er seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten musste, um nicht loszubrüllen), sieht er seine Frau am Fenster stehen und hinausblicken. Ihre Haltung gleicht fast genau der von Debbi Anderson, nur hat sie statt einer Kaffeetasse ein Weinglas in der Hand. Das sorgenvolle kleine Stirnrunzeln ist wiederum identisch.
    »Flussnebel«, sagt Sarah trübselig. »Ist das nicht toll? Wenn er dort draußen ist …«
    Dale droht ihr mit dem Zeigefinger. »Nicht aussprechen. Nicht mal daran denken!«
    Aber er weiß, dass keiner von beiden es vermeiden kann,
daran zu denken. Die Straßen von French Landing – die nebligen Straßen von French Landing – werden jetzt menschenleer sein: niemand beim Einkaufen in den Geschäften, niemand auf den Gehsteigen herumlungernd, niemand in den Parks. Vor allem keine Kinder. Die Eltern werden sie zu Hause behalten. Sogar in der Nailhouse Row, wo fürsorgliche Elternschaft eher die Ausnahme als die Regel ist, werden die Kinder das Haus hüten müssen.
    »Ich werde es nicht aussprechen«, sagt Sarah. »Wenigstens das.«
    »Was gibt’s zum Abendessen?«
    »Was hältst du von Hühnerpastete?«
    Normalerweise würde er ein so heißes Gericht an einem Juliabend für eine furchtbar schlechte Wahl halten, aber heute Abend, da der Nebel aufzieht, klingt es geradezu ideal. Er tritt hinter sie, drückt sie kurz an sich und sagt: »Wunderbar. Je früher, desto besser.«
    Sie dreht sich enttäuscht um. »Du fährst wieder rein?«
    »Eigentlich müsste ich ja nicht, jetzt, wo Brown und Black am Ball sind …«
    »Diese Scheißkerle«, sagt sie. »Ich hab sie nie leiden können.«
    Dale lächelt. Er weiß, dass seine Sarah, geborene Asbury, von seinem Beruf nie sonderlich begeistert gewesen ist, und das macht ihre ungestüme Loyalität umso rührender. Und heute Abend erscheint sie ihm auch lebensnotwendig. Es war der schmerzlichste Tag seiner Laufbahn im Polizeidienst, ein Tag, der mit der Dienstenthebung Arnold Hrabowskis geendet hat. Arnie, das weiß Dale, rechnet damit, bald wieder im Dienst zu sein. Und die beschissene Wahrheit ist, dass Arnie womöglich Recht behalten wird. Wie die Dinge jetzt laufen, wird Dale vielleicht selbst ein so leuchtendes Beispiel für Unfähigkeit wie den Verrückten Ungarn gut brauchen können.
    »Ich müsste also nicht , aber …«
    »Dich treibt ein Gefühl um.«
    »Stimmt.«
    »Gut oder schlecht?« Sie hat gelernt, die Intuitionen ihres Mannes zu respektieren, nicht zuletzt wegen Dales Betreiben,
Jack Sawyer dazu zu bewegen, sich so nahe bei ihnen

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