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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Abendnachrichten sieht.
    Heute Abend wird natürlich vor allem über Irma Freneau berichtet. Fred will schon nach der Fernbedienung greifen, als nach verwackelten Bildern des Ed’s Eats ein aufgezeichneter Bericht aus der Wohnwagensiedlung Holiday Trailer Park kommt. Der Kameramann hat einen ganz bestimmten schäbigen Wohnwagen ins Visier genommen. Ein paar Blumen, tapfer, aber dem Untergang geweiht, siechen im Staub neben der Eingangsstufe dahin, die aus drei Brettern über zwei Hohlblocksteinen besteht. »Hier am Stadtrand von French Landing hat Irma Freneaus trauernde Mutter sich verbarrikadiert«, sagt die Reporterin vor Ort. »Man kann sich nur vorstellen, was diese allein erziehende Mutter heute Abend empfindet.« Die Reporterin ist hübscher als Wendell Green, ist aber von einer ganz ähnlichen Aura aus glitzernder, krank machender Aufregung umgeben.
    Fred drückt auf den AUS-Knopf der Fernbedienung und knurrt: »Warum könnt ihr die arme Frau nicht in Ruhe lassen?« Er sieht auf sein Geschnetzeltes auf Toast hinunter, aber der Appetit ist ihm vergangen.
    Er hebt langsam Tylers Mütze hoch und setzt sie sich auf. Sie passt nicht, und Fred spielt einen Augenblick mit dem Gedanken, das Kunststoffband am Hinterkopf weiter zu stellen. Der Gedanke entsetzt ihn. Was wäre, wenn schon damit das Schicksal seines Sohnes besiegelt wäre? Durch eine einfache, tödliche Modifikation? Diese Idee erscheint ihm lächerlich und völlig unwiderlegbar zugleich. Macht er so weiter, ist er wahrscheinlich bald so verrückt wie seine Frau … oder wie Sawyer. Diesem Sawyer zu vertrauen ist so verrückt wie die Vorstellung, er könnte seinen Sohn umbringen, indem er die Größe seiner Baseballmütze verändert … und trotzdem glaubt er beides. Er greift nach der Gabel und isst weiter, während
Tys Brewers-Mütze wie Spankys Melone aus der Stummfilmserie Die kleinen Strolche schief auf seinem Kopf sitzt .
    Beezer St. Pierre sitzt nur in Unterwäsche auf dem Sofa; auf den Knien hat er ein aufgeschlagenes Buch (tatsächlich ist dies ein Band mit William Blakes Gedichten), in dem er jedoch nicht liest. Bear Girl schläft im anderen Zimmer, und er kämpft gegen den Drang an, einen Abstecher in die Sand Bar zu machen und sich etwas Speed zu besorgen – sein altes Laster, von dem er vor nunmehr fast fünf Jahren losgekommen ist. Seit Amys Tod kämpft er tagtäglich gegen diesen Drang an und bleibt in letzter Zeit nur dadurch Sieger, dass er sich daran erinnert, dass er nicht imstande sein wird, den Fisherman aufzuspüren – und ihn zu bestrafen, wie er’s verdient -, wenn er mit Methamphetamin zugeknallt ist.
    Henry Leyden sitzt mit einem riesigen Akai-Kopfhörer über den Ohren in seinem Studio und hört sich »I Remember April« in der Idealbesetzung mit Warren Vaché, John Bunch und Phil Flanigan an. Er kann den Nebel selbst durch die Mauern seines Hauses riechen, und für ihn riecht er wie die Luft in Ed’s Eats. Mit anderen Worten: nach gewaltsamem Tod. Er fragt sich, wie Jack auf der guten alten Station D im French County Lutheran abgeschnitten haben mag. Und er denkt an seine Frau, die ihm in letzter Zeit (vor allem seit der Tanzveranstaltung im Maxton, obwohl ihm das nicht bewusst ist) näher denn je zu sein scheint. Und unruhig.
    Ja, in der Tat stehen uns alle möglichen Freunde für eine Inspektion zur Verfügung, aber zumindest einer scheint den Blicken entschwunden zu sein. Charles Burnside ist weder im Gemeinschaftsraum im Maxton (wo in dem an der Wand festgeschraubten alten Farbfernseher gegenwärtig eine alte Folge von Familienbande läuft), noch im Speisesaal, wo am frühen Abend Imbisse erhältlich sind, noch auf seinem Zimmer, in dem die Bettwäsche gegenwärtig sauber ist (aber in dem die Luft trotzdem noch vage nach alter Scheiße riecht). Vielleicht auf der Toilette? Nö. Thorvald Thorvaldson ist reingekommen, um zu pissen und sich die Hände zu waschen, aber sonst ist der Raum leer. Nur eines ist seltsam: In einer der WC-Kabinen liegt ein Filzpantoffel auf der Seite. Mit seinen lebhaften
schwarz-gelben Streifen sieht er wie der Leib einer toten Riesenhummel aus. Und ja, das ist die zweite Kabine von links, die Burny immer bevorzugt.
    Sollen wir ihn suchen? Vielleicht sollten wir das. Vielleicht beunruhigt es uns, nicht genau zu wissen, wo dieser Schlingel sich herumtreibt. Wir wollen uns durch den Nebel schleichen und dann lautlos wie ein Traum zur unteren Chase Street hinuntergleiten. Hier steht das Hotel

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