Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
lebte. Ich habe es Anderland genannt. Es war wie die Welt hier, wie das Coulee Country, nur heller und sauberer und magischer. In Anderland fuhren die Leute mit Kutschen und lebten in riesigen weißen Zelten. In Anderland gab es Menschen, die fliegen konnten.«
    »Sie haben Recht«, sagt er. Fred sieht mit schmerzlicher Ungewissheit von seiner Frau zu Jack hinüber, und Jack sagt: »Das klingt verrückt, aber Sie hat Recht.«
    »Als in French Landing diese schlimmen Dinge zu passieren begannen, hatte ich Anderland schon ziemlich vergessen. Ich hatte seit meinem dreizehnten oder vierzehnten Lebensjahr nicht mehr daran gedacht. Aber je näher die schlimmen Dinge heranrückten – an Fred und Ty und mich heranrückten, meine ich -, desto schrecklicher wurden meine Träume und desto weniger real erschien mir mein Leben. Ich habe Wörter aufgeschrieben, ohne zu wissen, dass ich es tat, ich habe verrückte Dinge gesagt, ich habe allmählich durchgedreht. Ich habe nicht begriffen, dass Anderland mir etwas mitzuteilen versuchte. Das Mädchen hat mir von jenseits der Mauer wieder etwas zugeflüstert, aber jetzt war es erwachsen und halb zu Tode geängstigt.«
    »Wie sind Sie darauf gekommen, dass ausgerechnet ich helfen könnte?«
    »Das rührt von einem Gefühl her, das ich hatte, als Sie damals diesen Kinderling verhaftet haben und ein Foto von Ihnen in der Zeitung war. Als ich Ihr Bild gesehen habe, war mein erster Gedanke: Er weiß Bescheid über Anderland. Ich habe mich nicht gefragt, woher ich das von einem einzigen
Blick auf ein Foto wusste; mir war einfach klar, dass Sie darüber Bescheid wissen. Und als Ty dann verschwunden ist und ich den Verstand verloren habe und in dieser Umgebung aufgewacht bin, dachte ich, wenn man in die Köpfe einiger dieser Leute hier sehen könnte, hätte die Station D ziemliche Ähnlichkeit mit Anderland, und dabei ist mir wieder Ihr Bild eingefallen. Und in diesem Augenblick habe ich begriffen, wie man dorthin reisen kann. Heute bin ich den ganzen Vormittag in Gedanken durch Anderland gewandert. Ich habe es betrachtet, habe es angefasst. Habe seine unglaublich reine Luft eingeatmet. Haben Sie gewusst, Mr. Sawyer, dass es dort drüben kängurugroße Kaninchen gibt? Allein ihr Anblick bringt einen zum Lachen.«
    Jack grinst breit und beugt sich mit einer Geste, die an die zuvor ihres Mannes erinnert, über ihre Hand, um sie zu küssen.
    Sie entzieht sie ihm sanft. »Als Fred mir erzählt hat, dass er Sie kennen gelernt hat und dass Sie der Polizei helfen, wusste ich, dass Sie aus einem bestimmten Grund hier sind.«
    Was diese Frau da geleistet hat, versetzt Jack in Erstaunen. Im schlimmsten Augenblick ihres Lebens, als ihr Sohn verschwunden war und sie den Verstand zu verlieren drohte, hat sie mit einer imposanten Gedächtnisleistung all ihre Kraft zusammengenommen und praktisch ein Wunder bewirkt. Sie hat in sich die Fähigkeit zu reisen entdeckt. Von einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung aus hat sie diese Welt halb hinter sich gelassen und ist in eine andere gelangt, die sie nur aus Kindheitsträumen kannte. Einzig der Löwenmut, den ihr Mann an ihr beschrieben hat, kann ihr die Kraft verliehen haben, diesen mysteriösen Schritt zu wagen.
    »Sie haben einmal etwas getan , nicht wahr?«, fragt Judy ihn. »Sie waren drüben in Anderland, und Sie haben etwas getan – etwas Gewaltiges. Sie brauchen das nicht zu bejahen, weil ich Ihnen das auch so ansehe; es ist sonnenklar. Aber Sie müssen es aussprechen, damit ich es laut hören kann. Sagen Sie also Ja.«
    »Ja.«
    »Was getan?«, fragt Fred. »In welchem Traumland? Was hat das alles zu bedeuten?«

    »Später«, wehrt Jack ab. »Es gibt da etwas, das ich Ihnen nachher zeigen werde.« Er widmet sich wieder der außergewöhnlichen Frau, die vor ihm sitzt. Judy Marshall brennt vor Verständnis, Mut und Glauben, und obwohl sie tabu für ihn ist, erscheint sie ihm jetzt als die einzige Frau in dieser oder jeder anderen Welt, die er für den Rest seines Lebens lieben könnte.
    »Sie waren wie ich«, sagt sie. »Sie haben diese andere Welt ganz vergessen. Und Sie haben sich dafür entschieden, zur Polizei zu gehen, Kriminalbeamter zu werden. Sie sind sogar einer der besten Detectives geworden, die je gelebt haben. Wissen Sie, warum Sie das getan haben?«
    »Die Arbeit hat mir zugesagt, nehme ich mal an.«
    »Was hat Ihnen daran besonders gefallen?«
    »Der Gemeinschaft zu helfen. Unschuldige Leute zu schützen. Die Bösen hinter Gitter zu

Weitere Kostenlose Bücher