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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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murmelt er. »Guter … alter … Potsie.«
    Burny hat keineswegs an Türknäufen gerüttelt (nicht dass Andy Railsback das jemals erfahren wird). Er hat sozusagen mit dem Tastsinn nach dem Kerl gefahndet, der ihn Ende der Siebzigerjahre bei einem hübschen kleinen Wohnbauprojekt in Chicago ausgestochen hat. South Side, Heimat der White Sox. Mit anderen Worten Blacktown. Üppige Zuschüsse aus Washington,
aber auch scheffelweise Geld aus Illinois. Genügend Absahnmöglichkeiten, um für Jahre ausgesorgt zu haben, mehr Facetten als ein Baseballfeld, aber George »Fick deine Mutter« Potter war ihm zuvorgekommen, unter dem sprichwörtlichen Tisch hatte Geld die Hände gewechselt, und Charles Burnside (oder vielleicht war er damals noch Carl Bierstone gewesen; schwierig, sich daran zu erinnern) hatte im Regen gestanden.
    Aber Burny hat den Dieb über all diese Jahre hinweg immer im Auge behalten. (Nun, eigentlich nicht Burny selbst, aber wie wir inzwischen gemerkt haben sollten, ist dies ein Mann mit mächtigen Freunden.) Der alte Potsie – so nannten ihn seine Freunde, als er noch ein paar hatte – hat in den Neunzigerjahren in La Riviere Pleite gemacht und anschließend fast sein gesamtes beiseite geschafftes Vermögen beim Großen Dot-Com-Crash um die Jahrtausendwende verloren. Aber das genügt Burny nicht. Potsie muss strenger bestraft werden, und der Zufall, dass dieser spezielle Scheißkerl in dieser speziellen Scheißstadt landet, ist einfach zu genial, als dass man ihn ungenützt lassen dürfte. Burnys wichtigstes Motiv – ein hirnloses Bestreben, Unruhe zu stiften, dafür zu sorgen, dass Schlimmes noch schlimmer wird – ist unverändert geblieben, und auch diese Sache wird dazu dienen.
    Also hat er sich auf eine Weise ins Hotel Nelson begeben, die Jack versteht und Judy Marshall intuitiv begriffen hat, um dort Potsies Zimmer wie eine urweltliche Fledermaus anzusteuern. Und als er Andy Railsback hinter sich wahrnahm, war er natürlich entzückt. Railsback wird es ihm ersparen, nochmals als anonymer Anrufer auftreten zu müssen; irgendwie ist Burny es allmählich leid, der Polizei alle Arbeit abnehmen zu müssen.
    Als er jetzt wieder warm und behaglich (bis auf die Arthritis, versteht sich) in seinem Zimmer liegt, wendet er sich in Gedanken von George Potter ab und beginnt mit einer Beschwörung.
    Während Charles Burnside in die Dunkelheit aufsieht, fangen seine Augen auf entschieden unheimliche Weise zu glühen an. »Gorg«, sagt er. »Gorg t’eelee. Dinnit a abbalah. Samman Tansy. Samman a montah a Irma. Dinnit a abbalah, Gorg. Dinnit a Ram Abbalah.«

    Gorg. Gorg, komm. Diene dem Abbalah. Finde Tansy. Finde die Mutter Irmas. Diene dem Abbalah, Gorg.
    Diene dem Scharlachroten König.
    Burny fallen die Augen zu. Er schläft mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein, aber unter ihren runzeligen Lidern glühen seine Augen weiter wie Blendlaternen.
     
    Morty Fine, der Nachtportier im Hotel Nelson, ist über seiner Zeitschrift halb eingenickt, als Andy Railsback hereingestürmt kommt und ihn so erschreckt, dass er beinahe vom Stuhl kippt. Die Zeitschrift fällt mit gedämpftem Klatschen auf den Fußboden.
    »Jesses, Andy, Ihretwegen hätte ich fast einen Herzanfall gekriegt!«, ruft Morty aus. »Schon mal gehört, dass man anklopft oder sich wenigstens räuspert, verdammt noch mal?«
    Andy reagiert nicht darauf, und Morty stellt fest, dass der alte Knabe kreidebleich ist. Vielleicht ist ja er derjenige, der einen Herzanfall hat. Das wäre nicht der erste Fall dieser Art im Nelson.
    »Schnell, rufen Sie die Polizei an«, sagt Andy. »Sie sind grauenhaft . Mein Gott, Morty, das sind die grauenhaftesten Bilder, die ich je gesehen habe … Polaroidfotos … O Mann, ich dachte, er würde zurückkommen … jeden Augenblick zurückkommen … aber anfangs war ich wie gelähmt , ich … ich …«
    »Jetzt mal langsam«, sagt Morty besorgt. »Wovon reden Sie überhaupt?«
    Andy holt tief Luft und gibt sich sichtlich Mühe, die Beherrschung zurückzugewinnen. »Haben Sie Potter gesehen?«, fragt er. »Den Kerl aus 214?«
    »Nö«, sagt Morty, »aber um diese Zeit ist er meistens im Lucky’s, trinkt ein paar Bierchen und isst vielleicht einen Hamburger. Warum irgendwer in dieser Bude überhaupt etwas isst, weiß ich allerdings nicht.« Vielleicht weil er einen Salmonellenpalast mit einem anderen assoziiert, fügt er noch hinzu: »He, haben Sie schon gehört, was die Cops draußen im Ed’s Eats gefunden haben? Trevor

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