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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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irgendwo anders hinzugehen«, unterbricht Speedy ihn kalt. Nur ist er jetzt der andere. Der harte Typ namens Parkus. »Was du dort findest, kannst du zweimal verwenden. Aber benützt du’s beim ersten Mal nicht verdammt schnell, kannst du das zweite Mal vergessen. Weil dieser Mann nämlich an einer Laterne baumelt.«
    Und im nächsten Augenblick ist Speedy wieder verschwunden.
     
    Als Tansy die ihr willig folgenden Kneipengäste auf den Parkplatz der Sand Bar führt, herrscht nicht jene ausgelassene Jahrmarktsstimmung, die der Grundtenor des Chaos bei Ed’s Eats and Dawgs gewesen war. Obwohl die meisten Leute, die wir beim Ed’s kennen gelernt haben, den Abend in der Bar verbracht und halb bis voll getankt haben, sind sie schweigsam, sogar grabesstill, als sie Tansy ins Freie folgen und ihre Autos und Pickups anwerfen. Aber es herrscht eine wilde Trauerstimmung. Tansy hat etwas von Gorg aufgenommen – ein gewaltig wirksames Gift – und an alle anderen weitergegeben.
    Im Gürtel ihrer Jeans steckt eine einzelne Krähenfeder.
    Doodles Sanger hakt sie unter und führt sie freundschaftlich zu Teddy Runklemans Pickup der Marke International Harvester. Als Tansy auf die Ladefläche zusteuert (auf der bereits zwei Männer und eine stämmige Frau, die den weißen Viskosekittel einer Serviererin trägt, sitzen), schiebt Doodles sie in Richtung Fahrerhaus. »Nein, Schätzchen«, sagt Doodles, »du sitzt dort vorn. Mach’s dir bequem.«
    Doodles will unbedingt selbst auf diesen letzten Platz auf
der Ladefläche. Sie hat etwas entdeckt und weiß genau, was damit zu tun ist. Doodles ist flink mit den Händen, das war sie schon immer.
    So weit vom Fluss entfernt, ist der Nebel nicht sehr dicht, aber nachdem fast zwei Dutzend Autos und Trucks mit aufheulenden Motoren den unbefestigten Parkplatz der Bar verlassen haben, um Teddy Runklemans verbeultem Pickup, bei dem nur ein Schlusslicht brennt, zu folgen, ist die Sand Bar kaum noch zu sehen. Drinnen sind nur eine Hand voll Leute zurückgeblieben, die irgendwie gegen Tansys unheimlich eindringliche Stimme immun waren. Einer davon ist Stinky Cheese, der Barmann. Stinky hat hier reichlich flüssige Mittel zu beaufsichtigen und kann unmöglich weg. Als er die Notrufnummer wählt und mit Ernie Therriault spricht, tut er das hauptsächlich aus Gereiztheit. Kann er nicht mitkommen und sich mit den anderen amüsieren, wird er diesen Idioten bei Gott wenigstens den Spaß verderben.
    Zwanzig Fahrzeuge verlassen den Parkplatz der Sand Bar. Als die Kolonne an Ed’s Eats vorbeikommt (dessen Zufahrt mittlerweile durch gelbes Absperrband abgeriegelt ist) und das Schild ZUTRITT VERBOTEN neben der überwachsenen Fahrspur (nicht abgesperrt) zu jenem eigenartigen, vergessenen Haus passiert, hat sie sich auf dreißig Fahrzeuge vermehrt. Als der Mob Goltz’s erreicht, rollen fünfzig Autos und Pickups über die beiden Fahrspuren der Route 35, und als die Kolonne am 7-Eleven vorbeikommt, besteht sie aus mindestens achtzig Fahrzeugen mit etwa zweihundertfünfzig Personen. Dieses unnatürlich rasche Anschwellen dürfen wir auf die allgegenwärtigen Handys zurückführen.
    Teddy Runkleman, eigenartig schweigsam (tatsächlich hat er Angst vor der bleichen Frau, die neben ihm sitzt – ihrem verzerrten Mund und ihren weit aufgerissenen, kaum blinzelnden Augen), bringt seinen alten Pickup vor der Einfahrt zum FLPD-Parkplatz zum Stehen. Die Sumner Street ist hier abschüssig, weshalb er die Handbremse anzieht. Die übrigen Fahrzeuge halten hinter ihm, füllen die gesamte Straßenbreite aus, rumpeln auf verrosteten Stoßdämpfern und dröhnen durch gerissene Auspuffrohre. Schlecht eingestellte Scheinwerfer
durchbohren den Nebel wie die Lichtfinger von Flutern bei einer Filmpremiere. Den feuchte Fischgestank der Nacht überlagern jetzt Gerüche von verbranntem Benzin, kochendem Öl und überhitzten Kupplungsbelägen. Nach kurzer Pause werden Türen geöffnet, dann werden sie wieder zugeworfen. Aber es gibt keine Gespräche. Kein Geschrei. Kein unziemliches Johlen. Nicht heute Abend. Die Neuankömmlinge stehen in Grüppchen bei den Fahrzeugen, mit denen sie hergekommen sind, beobachten, wie die Leute auf der Ladefläche von Teddys Pickup seitlich über die Bordwand springen oder über die offene Heckklappe herabrutschen, beobachten, wie Teddy um die Motorhaube herum zur Beifahrertür hinübergeht, in diesem Augenblick aufmerksam wie ein junger Mann, der mit seinem Mädchen zum Schulabschlussball kommt,

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