Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
entlang, auf der sie gekommen sind. »Verdammt, ich glaube, dass der Weg irgendwo dort liegen muss, außer ich hab damals völlig die Orientierung verloren.«
»He, wie kann das alles sein?«, fragt Sonny. »Ich hab im Vorbeifahren jeden Zentimeter Straßenrand abgesucht und nicht die leiseste Spur eines Weges gefunden. Hast du was gesehen, Beezer? Und was ist mit einem Schild – ist dir eines von denen untergekommen?«
»Das verstehst du nicht«, sagt Mouse. »Dieser Scheiß will nicht gesehen werden.«
»Du hättest Sawyer auf Station D begleiten sollen«, sagt Sonny. »Da haben sie was für Leute mit Visionen übrig.«
»Schnauze, Sonny«, sagt Beezer.
»Ich war schon mal dort, du nicht«, sagt Mouse. »Wer von uns beiden weiß also, wovon er redet?«
»Mir reicht’s jetzt von euch beiden«, sagt Beezer. »Mouse, glaubst du noch immer, dass der Weg irgendwo an dieser Stra ße liegt?«
»Soviel ich mich erinnere, yeah.«
»Dann haben wir ihn verpasst. Wir fahren zurück und suchen noch mal alles ab, und wenn wir ihn nicht finden, dann suchen wir eben woanders. Ist er nicht hier, liegt er zwischen den beiden Tälern am Highway 93 oder im Wald auf dem Hügel mit dem Aussichtspunkt. Wir haben reichlich Zeit.«
»Bist du dir da sicher?«, fragt Sonny. Die leichte Besorgnis darüber, was sie finden könnten, macht ihn aggressiv. Er würde lieber in die Sand Bar zurückfahren und einen Krug Kingsland trinken, während er Stinky den Kopf zurechtsetzt, als seine Zeit damit zu vergeuden, auf den Highways herumzugurken.
Beezer starrt Sonny mit blitzenden Augen an. »Kennst du noch eine Stelle, wo genügend Bäume stehen, die man als Wald bezeichnen könnte?«
Sonny macht sofort einen Rückzieher. Beezer denkt nicht daran, aufzugeben und in die Sand Bar zurückzufahren. Beezer zieht diese Sache durch. Das hat hauptsächlich mit Amy, aber zum Teil auch mit Jack Sawyer zu tun. Sawyer hat Beezer neulich Abend verdammt imponiert, das konnte jeder sehen, und jetzt glaubt Beezer, dass alles, was der Kerl sagt, aus purem Gold ist. Sonny kommt das idiotisch vor, aber bei ihnen gibt Beezer den Ton an, deshalb vermutet Sonny, dass sie zumindest für einige Zeit alle wie G-Men zweiter Klasse herumlaufen werden. Geht dieses Adoptieren-Sie-einen-Cop-Programm aber länger als ein paar Tage weiter, hat Sonny vor, ein kleines Gespräch mit Mouse und dem Kaiser zu führen. Doc steht immer und unter allen Umständen auf Beezers Seite, aber die beiden anderen sind vernünftigen Argumenten zugänglich.
»Also gut«, sagt Beezer. »Das letzte Stück bis zur Queen Street lassen wir aus. Wir wissen, dass es hier keinen gottverdammten Weg gibt. Wir fahren die gleiche Strecke zurück und suchen sie noch mal ab. Diesmal von Anfang an hintereinander. Mouse, du übernimmst wieder die Führung.«
Mouse nickt und macht sich darauf gefasst, wieder diese Hände auf seinen Schultern zu spüren. Er gibt etwas Gas, rollt mit seiner Fat Boy an und übernimmt den Platz an der Spitze der kleinen Kolonne. Beezer setzt sich hinter ihn, und Sonny folgt Beezer, während Doc und der Kaiser die beiden letzten Plätze einnehmen.
Fünf Augenpaare, denkt Sonny. Finden wir den Weg diesmal nicht, finden wir ihn nie. Und wir werden ihn nicht finden, weil diese verdammte Straße durch den halben Staat führt. Als Mouse und seine Alte mit dem Ultimativen zugedröhnt waren, können sie Hunderte von Meilen weit gefahren sein und trotzdem geglaubt haben, sie hätten bloß eine Runde um den Block gedreht.
Alle suchen die linke Straßenseite und den Waldrand dahinter ab. Fünf Augenpaare, wie Sonny es ausdrückt, nehmen einen lückenlosen Wall aus Eichen und Kiefern wahr. Mouse’ Tempo liegt zwischen schnellem Gehen und langsamem Joggen, sodass die Bäume vorbeizukriechen scheinen. Bei dieser Geschwindigkeit können sie das Moos, das die Stämme der Eichen überwuchert, ebenso wahrnehmen wie die hellen Sonnenflecken auf dem Waldboden, der braungrau ist und an eine Schicht aus verknittertem Filz erinnert. Hinter der vordersten Baumreihe, die Wache zu halten scheint, erstreckt sich eine verborgene Welt aus senkrechten Baumsäulen, schrägen Lichtstrahlen und abgestorbenen Ästen und Bäumen. In dieser Welt mäandern Pfade, die keine Pfade sind, zwischen dicken Baumstämmen hindurch und führen zu geheimnisvollen Lichtungen. Sonny wird plötzlich auf ein paar Eichhörnchen aufmerksam, die durchs knorrige Astwerk toben, das hier und da ein geschlossenes Blätterdach
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