Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
drinnen ist, hört uns auf jeden Fall kommen, selbst wenn wir versuchen leise zu sein, hat uns vielleicht schon gehört. Deshalb dürfte Heimlichtuerei zwecklos sein. Ich will einen schnellen, aggressiven Auftritt – genau das, was ihr so gut beherrscht. Wir können unser Tempo zu unserem Vorteil nutzen. Je nachdem, was passiert, dringen wir möglichst nahe ans Haus heran vor.«
    »Was ist, wenn nichts passiert?«, fragt der Kaiser. »Wenn wir durchbrausen, bis wir das Haus erreicht haben? Also, ich sehe keinen besonderen Grund, sich hier ins Bockshorn jagen zu lassen. Okay, Mouse ist was Schlimmes zugestoßen, aber … ihr wisst schon. Das heißt noch lange nicht, dass sich das wiederholen muss.«
    »Dann genießen wir den kleinen Ausflug«, sagt Beezer.
    »Willst du dich nicht drinnen umsehen?«, fragt der Kaiser. »Vielleicht hat er ja irgendwelche Kinder im Haus.«
    »Vielleicht ist er im Haus«, sagt Beezer. »Ist er da, holen wir ihn dort raus, auch wenn ich Sawyer versprochen habe, auf ihn zu warten. Tot wäre zwar besser als lebendig, aber ich hätte auch nichts dagegen, ihn der Polizei in ernstlich schlechtem Gesundheitszustand zu übergeben.«
    Er erntet ein zustimmendes Knurren. Nur Mouse beteiligt sich nicht an dieser wortlosen, aber sonst allgemeinen Zustimmung; er senkt den Kopf und umklammert seine Lenkergriffe fester.
    »Weil Mouse schon mal hier war, übernimmt er die Spitze. Doc und ich sind gleich hinter ihm, Sonny und der Kaiser halten uns den Rücken frei.« Beezer sieht zu den beiden hinüber und sagt: »Haltet ungefähr zwei, drei Meter Abstand, okay?«
    Schick nicht Mouse vor, als unser Anführer musst du selbst vorausfahren, wirft Sonnys innere Stimme ein, aber er sagt: »Okay, Beeze.«

    »Aufstellung!«, sagt Beezer.
    Sie bringen ihre Bikes in die von Beezer angegebenen Positionen. Wäre jemand schnell auf dem Highway 35 unterwegs gewesen, hätte er bremsen müssen, um die beiden letzten stämmigen Kerle auf Motorrädern nicht zu überfahren, aber die Straße bleibt leer. Alle, auch Mouse, lassen ihre Motoren aufheulen und machen sich abfahrtbereit. Sonny klatscht seine Linke flach gegen Kaiser Bills Rechte und sieht dann wieder in den schwarzen Tunnel im Wald vor ihnen.
    Eine große Krähe flattert auf einen tief herabhängenden Ast, legt den Kopf etwas schief und scheint Sonny mit scharfem Blick zu fixieren. Die Krähe muss sie alle miteinander betrachten, das weiß Sonny, aber er kann die Illusion nicht abschütteln, dass die Krähe direkt ihn anstarrt, wobei ihre unergründlich schwarzen Augen boshaft glitzern. Das unbehagliche Gefühl, dass die Krähe sich über den Anblick amüsiert, wie er über den Lenker gebückt auf seinem Bike hockt, lässt Sonny an seine Magnum denken.
    Könnte ein blutiges Bündel Federn aus dir machen, Baby.
    Ohne die Flügel auszubreiten, hüpft die Krähe rückwärts und verschwindet im Eichenlaub.
    »Los!«, ruft Beezer.
     
    Sobald Mouse losbraust, umklammern Little Nancys verwesende Hände wieder seine Schultern. Ihre dünnen Knochen drücken das Leder ausreichend kräftig zusammen, um auf seiner Haut blaue Flecken zu hinterlassen. Obwohl er weiß, dass das unmöglich ist – man kann sich von nichts befreien, das nicht existiert -, veranlasst der jäh aufflammende Schmerz ihn zu dem Versuch, sie abzuschütteln. Er zuckt mit den Schultern und wackelt mit dem Lenker, erreicht aber nur, dass seine Maschine schwankt. Als Reaktion darauf wird Little Nancys Klammergriff nur noch fester. Als Mouse wieder geradeaus fährt, zieht sie sich hoch, umschlingt seine Brust mit ihren Knochenarmen und presst ihren Körper an seinen Rücken. Sie quetscht ihm ihren Schädel ins Genick; ihre Zähne verbeißen sich in seiner Haut.
    Das ist zu viel. Mouse hat gewusst, dass sie wiederkommen
würde, aber nicht geahnt, dass sie ihn in einen Würgegriff nehmen würde. Und trotz seines Tempos hat er das Gefühl, durch eine Materie zu fahren, die schwerer und zäher als Luft ist – eine Art Sirup, die ihn verlangsamt, ihn zurückhält. Er und sein Bike scheinen unnatürlich träge zu reagieren, als würde die Schwerkraft auf diesem kleinen Weg stärker als anderswo wirken. In seinem Kopf pocht es, und im Wald rechts neben sich kann er bereits besagten Hund knurren hören. Das alles könnte er ertragen, denkt er sich, wenn da nicht etwas wäre, was ihn schon bei der ersten Fahrt auf diesem Weg zum Anhalten gezwungen hat: eine Tote. Damals war es Kiz Martin; diesmal ist die tote

Weitere Kostenlose Bücher