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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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laut. Nur gut, dass Oberschwester Bond, Jane Bond, Agentin 000, ihn nicht hören kann. Sie ist streng, aber ungerecht, und wenn sie jetzt neben ihm erschiene, würde sie ihn vermutlich in Eisen legen, ruhig stellen und mit in ihr Reich hinaufschleppen. »Tja, ich weiß etwas, was du nicht weißt, alter Kumpel: Judy Marshall hat einen Twinner, und der Twinner hat ihr schon ziemlich lange alles Mögliche durch die Mauer zugeflüstert. Kein Wunder, dass sie schließlich zu schreien angefangen hat.«
    Ein rothaariger Teenager in einem T-Shirt mit dem Aufdruck ARDEN H. S. BASEBALL stößt die reale Tür unmittelbar vor Jack auf und wirft ihm einen misstrauischen, irritierten Blick zu . Mann, Erwachsene sind vielleicht gaga, besagt dieser Blick, kann ich nicht froh sein, dass ich ein Jugendlicher bin? Da er kein Psychiatrieprofi, sondern ein Oberschüler ist, legt er unseren Helden weder in Eisen, noch schleppt er ihn, nachdem er ihn zuvor ruhig gestellt hat, in die Gummizelle. Er achtet nur darauf, einen weiten Bogen um den Verrückten zu machen, und setzt seinen Weg fort, allerdings mit einer Spur unsicherer Steifheit in seinem Gang.
    Natürlich geht es bei der ganzen Sache um Twinner. Jack, der sich für seine Dummheit tadelt, klopft sich mit den Fingerknöcheln einer Hand seitlich an den Kopf. Das hätte er eigentlich schon früher sehen müssen; das hätte er sofort begreifen müssen. Falls es irgendeine Entschuldigung dafür gibt, besteht sie darin, dass er sich anfangs trotz Speedys Bemühungen, ihn aufzuwecken, geweigert hat, an diesen Fall zu denken, und sich dann so ausschließlich auf den Fisherman konzentriert hat, dass er bis heute Morgen, als er seine Mutter im Großbildfernseher der Sand Bar sah, versäumt hat, an den Twinner des Ungeheuers zu denken. In Judy Marshalls Kindheit hat ihr Twinner durch die dünne Membran zwischen den
beiden Welten zu ihr gesprochen; im vergangenen Monat ist der Twinner immer besorgter geworden und hat zuletzt fast seine Arme durch die Membran gestreckt und Judy bis zur Bewusstlosigkeit geschüttelt. Da Jack nur einmal existiert und keinen Twinner hat, fiel die entsprechende Aufgabe Speedy zu. Da nun alles einen Sinn zu ergeben scheint, kann Jack nicht glauben, dass er so lange gebraucht hat, um das Schema zu erkennen.
    Und aus diesem Grund hat ihm alles widerstrebt, was ihn daran gehindert hat, vor Judy Marshall zu stehen: Judy ist die Tür zu ihrem Twinner, zu Tyler und zur Vernichtung des Fishermans und seines Gegenstücks in den Territorien – des Erbauers jenes teuflischen, feurigen Gebildes, das eine Rabenkrähe namens Gorg der untröstlichen Tansy Freneau gezeigt hat. Was auch heute auf Station D geschehen mag, es wird Welten verändern.
    Mit vor Aufregung pochendem Herzen tritt Jack aus dem grellen Sonnenschein in die ockergelbe Höhle der Eingangshalle. Dieselben Patienten in Bademäntel scheinen die vielen Stühle besetzt zu halten; in einer entfernten Ecke diskutieren dieselben Ärzte über einen schwierigen Fall oder, wer weiß, über jenes vertrackte zehnte Loch auf dem Golfplatz des Arden Country Clubs; dieselben goldenen Lilien erheben ihre prächtigen, stolzen Häupter beiderseits des Eingangs der Geschenkboutique. Dieser Empfang beruhigt Jack, und er beschleunigt seinen Schritt, umgibt jener doch die unvorhersehbaren Ereignisse, die ihn im vierten Stock erwarten, und federt sie ab.
    Derselbe gelangweilte Mann an der Empfangstheke reagiert auf dasselbe Kennwort mit einem identischen, wenn nicht demselbem grünen Kärtchen mit dem Stempelaufdruck BESUCHER. Der dem Aufzug im Hôtel Ritz an der Place Vendôme überraschend ähnliche Fahrstuhl rumpelt gehorsam an den Stockwerken eins, zwei und drei vorbei, hält in seinem matronenhaften Gang einmal inne, um einen hageren jungen Arzt zusteigen zu lassen, der an Roderick Usher erinnert, und setzt Jack dann im vierten Stock ab, wo das angenehm ockergelbe Licht ein, zwei Schattierungen dunkler zu sein scheint als unten
in der riesigen Eingangshalle. Vom Aufzug aus folgt Jack dem Weg, den er unter Fred Marshalls Führung schon einmal zurückgelegt hat – durch die beiden zweiflügligen Türen, vorbei an den Haltepunkten Gerontologie, Augenambulanz und Archiv, näher und immer näher an das unvorhergesehene Unvorhersehbare heran, während die Korridore enger und dunkler werden -, und erreicht wie zuvor den jahrhundertealten Raum mit den hohen, schmalbrüstigen Fenstern und dem vielen walnussfarbenen Holz.
    Aber dort wird

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