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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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unterwegs über seine Kopfschmerzen und die Blutmenge in seinen Klamotten. Als er unter den letzten Bäumen hervorkommt und sich auf dem Highway 35 zu seinen Freunden gesellt, sticht die jähe Helligkeit ihm in die Augen, sein Körper fühlt sich leicht genug an, um davonschweben zu können, und er wird beinahe abermals ohnmächtig. »Ich glaub nicht, dass ich angeschossen worden bin«, sagt er.

    Niemand achtet auf den Kaiser. Doc fragt Mouse, ob er ins Krankenhaus will.
    »Kein Krankenhaus, Mann. Krankenhäuser bringen einen um.«
    »Dann lass wenigstens mich dein Bein ansehen.«
    »Okay, sieh’s dir an.«
    Doc kniet am Straßenrand nieder und zieht Mouse den Aufschlag der Jeans bis zur Kniekehle hoch. Er tastet die Wunde überraschend behutsam ab, aber Mouse zuckt trotzdem schmerzlich zusammen.
    »Mouse«, sagt er, »so einen Hundebiss hab ich noch nie gesehen.«
    »Und ich noch nie so einen Hund.«
    »Welchen Hund?«, fragt der Kaiser.
    »Irgendwas an dieser Wunde ist komisch«, sagt Doc. »Du brauchst Antibiotika, und zwar sofort.«
    »Hast du Antibiotika bei dir zu Hause?«
    »Klar hab ich welche.«
    »Dann fahren wir am besten zu Beezer. Dort kannst du mich dann mit Nadeln vollstechen, so viel du willst.«
    »Wie du meinst«, sagt Doc.

20
    Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Mouse und Beezer beim ersten Vorbeifahren die kleine Straße und das Schild mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN übersehen, reagiert Jack Sawyer auf das lästige Klingeln seines Handys und hofft, dass der Anrufer Henry Leyden mit Informationen über die Stimme auf der Notrufaufzeichnung ist. Obwohl eine Identifizierung wunderbar wäre, erwartet er nicht, dass Henry die Stimme erkennen wird; der Fisherman-Burnside ist in Potsies Alter, und Jack nimmt nicht an, dass der alte Schurke ein sehr geselliges Leben führt – weder hier noch in den Territorien. Henry kann dennoch etwas tun; er kann sein ungeheuer empfindliches Gehör auf die Nuancen von Burnsides Stimme einstellen und Jack beschreiben, was er in ihr hört. Wüssten wir nicht, dass Jacks Vertrauen auf die Fähigkeit seines Freundes, Besonderheiten und Sprachmuster wahrzunehmen, die für andere unhörbar bleiben, gerechtfertigt ist, müsste dieses Vertrauen so irrational wie der Glaube an Zauberei erscheinen: Jack vertraut fest darauf, dass ein ausgeruhter, erholter Henry Leyden mindestens ein, zwei wichtige Details über Biografie oder Charakter heraushören wird, die den Kreis der Verdächtigen einengen werden. Jack wird alles interessieren, was Henry auffällt.
    Falls jemand anders anruft, hat er vor, ihn schnellstens abzuwimmeln.
    Aber die Stimme, die sich meldet, macht diese Absicht zunichte. Fred Marshall will ihn sprechen, und Fred ist so erregt
und durcheinander, dass Jack ihn auffordern muss, langsamer zu reden und noch mal von vorn anzufangen.
    »Judy ist wieder ausgeflippt«, sagt Fred. »Sie … brabbelt nur und redet wirres Zeug, ist wieder so verrückt, die Wände aufkratzen zu wollen – o Gott, sie haben sie in eine Zwangsjacke gesteckt, und die hasst sie, sie will Ty helfen, das kommt alles von dieser Kassette. Jesus, das ist fast nicht mehr auszuhalten, Jack, Mr. Sawyer, das meine ich ernst, und ich weiß, dass ich zu viel schwatze, aber ich mache mir wirklich Sorgen.«
    »Erzählen Sie mir nicht, dass jemand ihr das Notruf-Tonband geschickt hat«, sagt Jack.
    »Nein, nicht … welches Notruf-Tonband? Ich rede von der Kassette, die heute im Krankenhaus abgeliefert worden ist. An Judy adressiert. Können Sie sich vorstellen, dass die ihr die Aufnahme tatsächlich vorgespielt haben? Am liebsten würde ich Dr. Spiegleman und diese Oberschwester Jane Bond erwürgen! Was ist mit diesen Leuten los? Die Sendung kommt an, sie sagen, oh, klasse, hier ist eine nette kleine Aufnahme, die Sie sich anhören sollten, Mrs. Marshall, Augenblick, ich hole nur schnell einen Recorder. In einer psychiatrischen Abteilung? Und machen sich nicht mal die Mühe, sich die Kassette vorher anzuhören? Also, was immer Sie gerade tun, ich wäre Ihnen ewig dankbar, wenn ich Sie abholen dürfte, um mit Ihnen rüberzufahren. Sie könnten mit ihr reden. Sie sind der einzige Mensch, der sie beruhigen kann.«
    »Sie brauchen mich nicht abzuholen, weil ich schon unterwegs bin. Was war denn genau auf dem Tonband zu hören?«
    »Das verstehe ich nicht.« Fred Marshalls Stimme klingt schlagartig nüchterner. »Wieso fahren Sie ohne mich hin?«
    Jack überlegt eine Sekunde, dann antwortet er mit einer

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