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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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jetzt ruft: »Überlasst den großen Hundesohn mir! Das ist der Kerl, der Stella vergewaltigt hat!«
    Dann strömen die Bienen zur Tür hinaus und sind wieder fort.
    Die Reklameuhr zeigt 11.57 Uhr an.
    »Heilige Maria, Mutter Gottes«, flüstert Beezer. Er hat die Augen weit aufgerissen, dass sie fast aus ihren Höhlen zu quellen scheinen.
    »Du hast dein Licht bisher aber ziemlich unter den Scheffel gestellt, denk ich mal«, sagt Dale. Seine Stimme klingt unsicher.
    Vom anderen Ende der Bar her ist ein halb lauter dumpfer Schlag zu hören. Lester »Stinky Cheese« ist zum ersten Mal in seinem Leben in Ohnmacht gefallen.

    »Okay, wir fahren jetzt«, sagt Jack. »Beez, du übernimmst mit Doc die Führung. Wir bleiben mit Dales Wagen dicht hinter euch. Erreicht ihr die Einfahrt und das Zutritt-verboten-Schild, fahrt ihr nicht rein. Ihr stellt nur eure Maschinen ab. Wir fahren den Rest der Strecke mit dem Auto. Aber erst reiben wir uns noch etwas hiervon unter die Nase.« Jack hält die elastische Flasche hoch: eine Plastikversion von Pu der Bär, der um den Bauch herum, wo Lester ihn üblicherweise anfasst und zusammendrückt, schmuddelig ist. »Vielleicht sollten wir uns davon sogar etwas in die Nasenlöcher schmieren. Ist ein bisschen klebrig, aber immer noch besser als Zielkotzen.«
    In Dales Blick dämmern Verständnis und Zustimmung. »Als ob man sich vor einer Tatortbesichtigung etwas Pinimentol unter die Nase reibt«, sagt er.
    So ist’s zwar keineswegs, aber Jack nickt ihm trotzdem zu. Hier geht’s nämlich lediglich darum, zu glauben .
    »Hilft das wirklich?«, fragt Doc zweifelnd.
    »Ja«, antwortet Jack. »Wir werden leichtes Unbehagen empfinden, daran zweifle ich nicht im Geringsten, aber es wird halb so schlimm sein. Dann werden wir in … nun, an einen anderen Ort überwechseln. Danach kann ich für nichts mehr garantieren.«
    »Ich dachte, der Junge ist in dem Haus«, sagt Beezer.
    »Ich vermute, dass er fortgeschafft worden ist. Und was das Haus betrifft … es ist eine Art Wurmloch. Es ist der Eingang zu einer anderen …« Welt ist das erste Wort, das Jack einfällt, aber irgendwie hält er dieses Reich nicht für eine Welt, nicht im Sinn etwa der Territorien. »Zu einem anderen Ort.«
    Im Fernsehen hat Lily gerade die erste von ungefähr sechs Kugeln abbekommen. Sie stirbt in diesem Film, den Jack als kleiner Junge deshalb nie ausstehen konnte, aber sie geht wenigstens kämpfend unter. Sie nimmt ziemlich viele der Bösen mit sich, auch den großen Kerl, der ihre Freundin vergewaltigt hat, und das ist immerhin etwas. Jack hofft, dass er das Gleiche tun kann. Noch mehr hofft er jedoch, dass es ihm gelingen wird, Tyler Marshall zu seinen Eltern zurückzubringen.
    Die Reklameuhr neben dem Fernseher springt von 11.59 auf 12.00 Uhr.

    »Kommt, Jungs«, sagt Jack Sawyer. »Wird Zeit, aufzusatteln und loszureiten.«
     
    Beezer und Doc besteigen ihre Harleys. Jack und Dale, die zum Wagen des Polizeichefs unterwegs sind, bleiben stehen, weil ein Ford-Pickup, der gerade auf den Parkplatz der Sand Bar abbiegt, auf dem Kies ins Schleudern gerät. Er wird gerade noch abgefangen und rast dann weiter auf sie zu, wobei er in der stillen Sommerluft eine riesige Staubwolke hinter sich herzieht.
    »Jesses«, murmelt Dale. Jack erkennt an der viel zu kleinen Baseballmütze, die lächerlich schief auf dem Kopf des Fahrers sitzt, dass dort Fred Marshall im Anmarsch ist. Wenn Tys Vater allerdings glaubt, dass er sich dem Rettungsunternehmen anschließen kann, irrt er sich gewaltig.
    »Gott sei Dank, dass ich Sie noch erwischt habe!«, ruft Fred, der praktisch aus dem Pickup fällt. »Gott sei Dank!«
    »Wer als Nächster?«, sagt Dale halb laut. »Wendell Green? Tom Cruise? George W. Bush Arm in Arm mit Miss Fucking Universum?«
    Jack hört kaum zu. Fred zerrt plötzlich ein längliches Paket von der Ladefläche seines Wagens, was Jack interessiert beobachtet. Das Paket sieht aus, als könnte es ein Gewehr enthalten, aber irgendwie ahnt er, dass es etwas anderes ist. Jack kommt sich auf einmal wie eine Plastikflasche vor, die von Bienen hochgehoben wird – weniger aktives Subjekt als passives Objekt. Er setzt sich in Bewegung.
    »He, Bruder, wir müssen los!«, ruft Beezer. Unter ihm explodiert seine Harley zum Leben. »Wir …«
    Dann stößt Beezer einen Schrei aus. Das tut auch Doc, der dabei so heftig zusammenfährt, dass er das zwischen seinen Beinen im Leerlauf brabbelnde Bike fast umwirft. Jack hat das Gefühl,

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