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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Road«, sagte Burny. Er schien jetzt mehr
mit sich selbst als mit Ty zu reden, als ob er vielleicht schon in eine Art Delirium verfiel. Trotzdem blieb der Elektroschocker unbeirrbar auf Tys Hals gerichtet. »Dorthin soll ich den speziellen Jungen bringen.« Den schbezellen Jungn bringn . »Dort müssen die Speziellen hin. Mr. Munshun ist unterwegs, um die Endwelt-Einschienenbahn zu holen. Früher hat’s noch zwei andere gegeben. Patricia und … Blaine. Aber die sind tot. Sind verrückt geworden. Haben sich umgebracht.«
    Ty lenkte den Golfwagen schweigend weiter. Er vermutete, dass der alte Burn-Burn derjenige sei, der verrückt geworden ist (verrückt er , verbessert er sich). Er wusste zwar, was eine Einschienenbahn war – er war in Disney World in Orlando sogar schon mal mit einer gefahren -, aber Einschienenbahnen, die Blaine und Patricia hießen? Das war idiotisch.
    Die Station House Road blieb hinter ihnen zurück. Vor ihnen ragte die rostbraune und eisengraue Große Kombination immer höher in den Himmel auf. Ty konnte die menschlichen Ameisen sehen, die sich auf ihren grausam steilen Laufbändern bewegten. Manche davon vielleicht aus anderen Welten – aus benachbarten Welten -, aber viele aus seiner eigenen. Kinder, deren Gesichter für einige Zeit in Vermisstenanzeigen erschienen waren, um dann auf ewig zu verschwinden. In den Herzen ihrer Eltern lebten sie natürlich etwas länger weiter, bis sie auch dort Staub ansetzten und sich aus lebendigen Erinnerungen in alte Fotos verwandelten. Kinder, die als tot galten – von Perversen, die sie benutzt und dann beseitigt hatten, irgendwo in flachen Gräbern verscharrt. Stattdessen waren sie hier. Zumindest einige davon. Viele davon. Mühten sich ab, die Hebel zu ziehen und die Räder zu drehen und die Bänder anzutreiben, während die gelbäugigen, grünhäutigen Aufseher die Peitschen knallen ließen.
    Vor Tys Augen stürzte eine der menschlichen Ameisen über die Seite des verwinkelten, in Dampf und Rauch gehüllten Komplexes. Er glaubte, einen leisen Aufschrei zu hören. Oder war das vielleicht ein Schrei der Erleichterung gewesen?
    »Schöner Tag heute«, sagte Burny mit schwacher Stimme. »Noch mehr Spaß wird er machen, wenn ich was zu essen kriege. Etwas zwischen die Zähne zu kriegen... möbelt mich immer
am besten auf.« Seine alten Augen musterten Ty, verengten sich mit plötzlicher Wärme ein wenig in den Augenwinkeln. »Babyarsch schmeckt am besten, aber deiner ist bestimmt auch nicht übel. Nee, bestimmt gar nicht übel. Er hat gesagt, dass ich dich zur Station bringen soll, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mir meinen Anteil auch geben wird. Meine … Provision . Vielleicht ist er ja ehrlich … vielleicht ist er weiterhin mein Freund … aber ich glaube, ich nehme mir meinen Teil lieber im Voraus, um ganz sicherzugehen. Die meisten Vermittler ziehen ihre zehn Prozent üblicherweise vorneweg ab.« Er streckte eine Hand aus und stieß Ty knapp unterhalb der Gürtellinie an. Selbst durch die Jeans hindurch konnte der Junge den stumpfen, harten Rand des Fingernagels des Alten spüren. »Ich glaube, ich werde meine hinten abziehen.« Ein keuchendes, schmerzliches Lachen, und Ty war nicht unzufrieden, als er zwischen den rissigen Lippen des Alten eine hellrote Blutblase erscheinen sah. » Hinten , verstehst du?« Mit dem Fingernagel stieß er Ty von der Seite noch einmal am Gesäß an.
    »Schon verstanden«, sagte Ty.
    »Du kannst trotzdem noch genauso gut brechen«, sagte Burny. »Nur wenn du furzen willst, musst du’s jedes Mal auf nur einer Arschbacke tun!« Wieder ein keuchendes Lachen. Ja, es klang wirklich, als würde er sich im Delirium befinden – oder jedenfalls kurz davor -, aber die Stahlspitze des Elektroschockers zitterte nicht im Geringsten. »Fahr weiter, Junge. Noch eine halbe Meile die Schlangenstraße entlang. Dann siehst du in einer Mulde eine kleine Hütte mit Blechdach. Rechts neben der Straße. Ist ein besonderer Ort. Jedenfalls für mich. Genau da biegst du rechts ab.«
    Ty, dem nichts anderes übrig blieb, hatte gehorcht. Und jetzt …
     
    »Tu, was ich dir sage! Stell dich an die verdammte Wand! Heb die Hände und steck sie durch die Schlaufen da!«
    Ty könnte das Wort Euphemismus nicht aus dem Stegreif definieren, aber er weiß, dass es Bockmist ist, diese Metallringe als »Schlaufen« zu bezeichnen. Was da an der Rückwand der Hütte hängt, sind Fesseln.

    Panik flattert ihm durchs Gehirn wie ein kleiner

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