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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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ihm würde ein Blitzstrahl durch den Kopf zucken, und taumelt gleich darauf in Richtung Fred, der ebenfalls unverständliches Zeug brüllt. Einen Augenblick lang scheinen die beiden mit dem langen eingepackten Gegenstand, den Fred mitgebracht hat, zu tanzen oder um ihn zu ringen.
    Einzig Dale Gilbertson – der weder in den Territorien war
noch in die Nähe von Black House gekommen ist, noch Ty Marshalls Vater ist – bleibt unberührt. Aber selbst er fühlt, wie ihm etwas im Kopf aufsteigt, etwas, was einem innerlichen Schrei gleicht. Die Welt bebt. Dann scheint sie plötzlich mehr Farbe, mehr Kontrast aufzuweisen.
    »Was war das?«, brüllt er. »Gut oder schlecht? Gut oder schlecht? Was zum Teufel geht hier vor? «
    Zunächst antwortet ihm keiner der anderen. Sie sind zu benommen, um zu antworten.
     
    Während in einer anderen Welt ein Bienenschwarm eine Plastikflasche mit Honig über eine Bartheke schweben lässt, befiehlt Burny dem kleinen Ty Marshall, sich an die Wand zu stellen, verdammt noch mal, sich einfach an die Wand zu stellen.
    Sie sind in einer elenden kleinen Hütte. Der scheppernde Maschinenlärm ist hier viel näher. Ty kann auch Schreie und Schluchzen und lautes Gebrüll und etwas hören, was nur das zischende Knallen von Peitschen sein kann. Sie sind ganz in der Nähe der Großen Kombination. Ty hat sie gesehen: ein gigantisches Metallgewirr, das ungefähr eine halbe Meile weiter östlich aus einer rauchenden Grube bis in die Wolken aufragt. Sie sieht aus, wie ein Verrückter sich einen Wolkenkratzer vorstellen könnte, eine von Rube Goldberg entworfene Ansammlung von Rutschen und Stahlseilen und Förderbändern und Plattformen, alles von den marschierenden, taumelnden Kindern angetrieben, die mühsam die Förderbänder in Gang halten und die großen Hebel ziehen. Rötlich gefärbter Rauch steigt in stinkenden Schwaden daraus auf.
    Als der Golfwagen – mit Ty am Steuer, während Burny, der ihn weiter mit dem Elektroschocker bedrohte, schräg auf dem Beifahrersitz lehnte – langsam dahinrollte, waren ihnen zweimal Gruppen von bizarren grünen Männern begegnet. Ihre Gesichtszüge waren verzerrt, ihre Schuppenhaut erinnerte an Reptilien. Sie trugen Kittel aus halb gegerbtem Leder, an denen noch Fellbüschel hafteten. Die meisten waren mit Speeren bewaffnet; einige hatten Peitschen dabei.
    Aufseher, sagte Burny. Sie halten die Räder des Fortschritts
in Gang. Er fing an zu lachen, aber aus dem Lachen wurde ein Stöhnen, und dieses Stöhnen wurde zu einem rauen, atemlosen Schmerzensschrei.
    Gut, dachte Ty eisig. Und dann benützte er in Gedanken zum ersten Mal einen von Ebbie Wexlers Lieblingsausdrücken: Stirb so schnell du kannst, du Motherfucker.
    Etwa zwei Meilen von der Rückseite von Black House entfernt kamen sie an einer riesigen hölzernen Plattform vorbei, die am linken Straßenrand stand. Auf ihr erhob sich ein portalartiges Gerüst, aus dem ein langer Balken bis fast über die Straße reichte. Von diesem Balken hingen mehrere ausgefranste Seilenden herab, die im heißen, schwefligen Wind hin und her schwangen. Unter der Plattform, auf toter Erde, die nie ein Sonnenstrahl berührt hat, lagen kleine Haufen von Knochen, die teilweise schon zu weißem Staub zerfallen waren. Etwas abseits war ein ganzer Berg von Schuhen aufgetürmt. Weshalb die Kleidung mitgenommen und das Schuhwerk dagelassen wurde, war eine Frage, die Ty vermutlich auch dann nicht hätte beantworten können, wenn er die Mütze ( sschbezelle Spielsachn für schbezelle Junx ) nicht getragen hätte. Ihm fiel nur ein einzelner Ausdruck ein: Landessitte. Er hatte das Gefühl, diesen Ausdruck habe sein Vater manchmal gebraucht, war sich seiner Sache aber nicht ganz sicher. Er konnte sich nicht einmal mehr an das Gesicht seines Vaters erinnern, jedenfalls nicht deutlich.
    Auf dem Galgen saßen Krähen. Sie stritten krächzend miteinander und beobachteten den summend vorbeifahrenden Golfwagen mit scharfen Blicken. Keiner dieser schwarzen Vögel war die spezielle Rabenkrähe, an deren Namen Ty sich nicht mehr erinnern konnte, aber er wusste, was sie hier machten. Sie warteten auf frisches Fleisch, nichts anderes taten sie. Warteten darauf, die Augen frisch Gehenkter verzehren zu können. Von den nackten Zehchen der barfuß Gestorbenen ganz zu schweigen.
    Hinter dem Berg aus abgestreiften, verrottenden Schuhen führte eine mit Schlaglöchern übersäte schmale Straße nach Norden einen rauchenden Hügel hinauf.
    »Station House

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