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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Schiss auf eine CD der Backstreet Boys geschildert hatte -, könnte es
Probleme geben. Sogar ernste Probleme, die vermutlich weit über die festgefügte kleine Rundfunkgemeinschaft hinausschwappen würden.
    »Wie um Himmels willen kommen Sie bloß darauf, dass ich die Wisconsin Rat sein könnte, Morris?«, sagt Henry. »Kaum dass ich weiß, von wem Sie da überhaupt reden. Wer hat Ihnen bloß diesen Unsinn in den Kopf gesetzt?«
    »Eine gut unterrichtete Quelle«, sagt Morris listig.
    Er würde Howie Soule nie verraten, selbst wenn man ihm die Fingernägel mit glühenden Zangen ausreißen würde. Howie hat das übrigens auch nur zufällig rausgekriegt: Eines Tages war er nach Henry auf dem Scheißhaus des Senders und hat dessen Geldbörse gefunden, die diesem aus der hinteren Hosentasche gerutscht sein musste, während er auf dem Thron saß. Man sollte glauben, dass ein Mann, dessen übrige Sinne so offenbar geschärft waren, das gespürt hätte, aber Henry war vermutlich in Gedanken woanders gewesen. Jedenfalls steckte in Henrys Geldbörse (die Howie »im Geiste freundschaftlicher Neugier«, wie er es ausdrückte, durchgefingert hatte) eine KWLA-Ausweiskarte, in deren Namenszeile lediglich die kleine Abbildung einer Ratte gestempelt war. Klappe zu, Affe tot, macht den Hosenstall dicht.
    »Ich habe in meinem ganzen Leben nie auch nur einen Fuß durch die Tür von KWLA gesetzt«, sagt Henry, was die absolute Wahrheit ist. Er produziert die Wisconsin-Rat-Bänder (unter anderen) nämlich in seinem Studio zu Hause und schickt sie dem Sender dann über Mail Boxes Etc. in French Landing, wo er unter dem Namen Joe Strummer ein Postfach gemietet hat. Die Ausweiskarte mit der Ratte war mehr eine Einladung durch die KWLA-Leute als irgendwas anderes, eine Einladung, die er nie angenommen hat … Aber er hat die Karte behalten.
    »Sind Sie Ihrerseits irgendjemands gut unterrichtete Quelle geworden, Morris?«
    »Hä?«
    »Haben Sie irgendjemandem erzählt, dass Sie mich für die Wisconsin Rat halten?«
    »Nein! Natürlich nicht!« Was, wie wir wissen, die Leute zumindest immer sagen . Zu Henrys Glück trifft das in diesem
Fall sogar zu. Wenigstens bisher, aber der Tag ist noch jung.
    »Und Sie werden’s nicht tun, stimmt’s? Weil Gerüchte so ihre Art haben, Wurzeln zu schlagen. Genau wie bestimmte schlechte Gewohnheiten.« Henry tut so, als würde er einen Joint paffen.
    »Ich kann sehr gut den Mund halten«, sagt Morris mit möglicherweise eher ungerechtfertigtem Stolz.
    »Das hoffe ich doch. Wenn Sie das nämlich schon popularisiert haben, müsste ich Sie umbringen.«
    Popularisiert, denkt Morris. O Mann, dieser Kerl hat echt Klasse.
    »Umbringen, yeah«, sagt Morris lachend.
    »Und aufessen«, sagt Henry. Er lacht nicht, lächelt nicht einmal.
    »Yeah, richtig.« Morris lacht wieder, aber diesmal klingt sein Lachen selbst in seinen Ohren seltsam gekünstelt. »Als wären Sie Hannibal Lecter.«
    »Nein, als wäre ich der Fisherman«, sagt Henry. Er wendet die Pilotenbrille langsam Morris zu. Die Sonne spiegelt sich auf den Gläsern und verwandelt sie sekundenlang in rötlich glühende Feueraugen. Morris weicht einen Schritt zurück, ohne dass es ihm überhaupt bewusst wird. »Albert Fish hat immer gern mit dem Arsch angefangen, wussten Sie das?«
    »Äh …«
    »Ja, in der Tat. Er hat behauptet, ein schönes Stück junger Arsch sei lecker wie ein Kalbsschnitzel. Ein wörtliches Zitat. Aus einem Brief an die Mutter eines seiner Opfer.«
    »Krass«, sagt Morris. Seine Stimme kommt ihm piepsig vor, die Stimme eines dicken kleinen Schweinchens, das dem gro ßen bösen Wolf den Zutritt verwehrt. »Aber ich mach mir eigentlich keine Sorgen, dass Sie der Fisherman sein könnten.«
    »Nein? Warum nicht?«
    »He, Mann, Sie sind doch blind! «
    Henry sagt nichts, starrt den jetzt äußerst beunruhigten Morris nur mit seinen feurigen Glasaugen an. Und Morris denkt: Aber ist er auch wirklich blind? Für einen Blinden kommt er
ganz gut rum … Und wie er mich gleich erkannt hat, als ich rausgekommen bin, war das nicht unheimlich?
    »Ich halte dicht«, sagt er. »Ehrlich!«
    »Mehr verlange ich nicht«, sagt Henry milde. »Nachdem wir uns jetzt darüber einig sind – was haben Sie mir hier eigentlich Schönes gebracht?« Er hält die CD hoch, aber nicht, als betrachtete er sie, wie Morris erleichtert feststellt.
    »Das ist, äh, diese Gruppe aus Racine. Dirtysperm, heißt die. Mit einer Aufnahme von ›Where Did Our Love Go‹? Ein alter

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