Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Song der Supremes, ja? Nur dass sie ihn mit ungefähr hundertfünfzig Beats pro Minute spielen. Scheiße, das ist rasend komisch. Also, das killt diese ganze Popchose, Mann, macht sie echt platt! «
»Dirtysperm«, sagt Henry. »Waren die nicht früher Jane Wyatt’s Clit?«
Morris starrt Henry mit einer Ehrfurcht an, aus der leicht beseelte Hingabe werden könnte. »Der Gitarrist von Dirtysperm hat JWC sogar gegründet , Mann. Dann haben er und der Bassist sich wegen einer politischen Sache zerstritten, irgendwas mit Dean Kissinger und Henry Acheson, und Ucky Ducky – so heißt der Gitarrist – ist abgehauen, um Dirtysperm zu gründen.«
»›Where Did Our Love Go‹?«, sagt Henry nachdenklich und gibt die CD dann zurück. Und als sähe er Morris’ enttäuschten Gesichtsausdruck, fügt er hinzu: »Mit so etwas darf ich mich nicht sehen lassen – benützen Sie Ihren Verstand. Legen Sie sie in meinen Spind.«
Morris’ Trübsal verfliegt, und er bricht in ein strahlendes Lächeln aus. »Yeah, okay! Wird gemacht, Mr. Leyden!«
»Und lassen Sie niemanden sehen, wie Sie’s tun. Vor allem Howie Soule nicht. Howie ist ein mieser kleiner Schnüffler. Sie täten gut daran, ihm nicht nachzueifern.«
»Ausgeschlossen, Baby!« Morris, der noch immer entzückt ist, weil alles so gut geklappt hat, streckt grinsend eine Hand nach der Türklinke aus.
»Und, Morris?«
»Yeah?«
»Da Sie nun mein Geheimnis kennen, sollten Sie vielleicht lieber Henry zu mir sagen.«
»Henry! Yeah!« Ist dies für Morris Rosen nicht der beste Morgen dieses Sommers? Darauf können wir Gift nehmen.
»Und noch etwas.«
»Yeah? Äh, Henry?« Morris wagt bereits, sich einen Tag vorzustellen, an dem sie zu Hank und Morrie fortschreiten werden.
»Halten Sie die Klappe, was die Rat betrifft.«
»Ich hab Ihnen schon gesagt …«
»Ja, und ich glaube Ihnen. Aber die Versuchung kommt schleichend, Morris, die Versuchung kommt schleichend wie ein Dieb bei Nacht oder ein Killer auf der Suche nach Beute. Erliegen Sie der Versuchung, merke ich’s sofort. Das rieche ich auf Ihrer Haut wie schlechtes Kölnisch Wasser. Glauben Sie mir das?«
»Äh … yeah.« Und das tut er wirklich. Später, wenn Morris Zeit hat, sich alles noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, wird er diese Vorstellung für lächerlich halten, aber im Augenblick glaubt er das. Er glaubt ihm. Man könnte denken, er wäre hypnotisiert.
»Sehr gut. Und jetzt fort mit Ihnen! Fürs erste Segment will ich Ace Hardware, Zaglat Chevy und Mr. Tastee Ribs bereitliegen haben.«
»Wird gemacht.«
»Und was das gestrige Spiel betrifft …«
»Vielleicht Wickman, der im achten ins Seitenaus schlägt? Das war Mist. Irgendwie total un-Brewers-mäßig.«
»Nein, ich glaube, wir sollten Mark Lorettas Homerun im fünften nehmen. Loretta schlägt üblicherweise nicht viele Homeruns, aber die Fans mögen ihn. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, warum. Selbst ein Blinder kann sehen, dass er keine Power hat, vor allem bei tiefen Bällen nicht. Los, mein Junge. Legen Sie die CD in meinen Spind, und falls ich die Rat sehe, gebe ich sie ihr. Ich bin mir sicher, dass sie das Ding irgendwann mal auflegt.«
»Es geht um Track …«
»Sieben, sieben, reimt sich auf lieben. Ich vergesse’s nicht, und er tut’s auch nicht. Los jetzt!«
Morris wirft ihm einen letzten dankbaren Blick zu und geht
dann wieder hinein. Henry Leyden, alias George Rathbun, alias die Wisconsin Rat und auch alias Henry Shake (zu dem kommen wir noch, aber nicht jetzt, die Zeit drängt) zündet sich eine weitere Zigarette an und inhaliert tief. Er wird sie nicht zu Ende rauchen können, der Landwirtschaftsbericht ist bereits in vollem Gange (Schweinebäuche gestiegen, Weizen-Futures gefallen und der Mais hoch wie das Auge eines Elefanten), aber er braucht dringend ein paar Züge, um wieder ruhiger zu werden. Vor ihm liegt ein langer, langer Tag, der mit dem Erdbeerfest-Tanz in der Seniorenresidenz Maxton, diesem von Alten bevölkerten Schreckenskabinett, enden wird. Gott bewahre mich davor, William »Chipper« Maxton in die Klauen zu fallen, hat er sich oft gedacht. Stände er vor der Wahl, seine Tage im Maxton zu beschließen oder sich das Gesicht mit einem Schweißbrenner wegzubrennen, würde er sofort nach dem Schweißbrenner greifen. Später, falls er nicht vollkommen erschöpft sein wird, kommt vielleicht sein Freund, der an der selben Straße etwas unterhalb von ihm wohnt, herüber, und sie können mit der
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