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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Horizont gewöhnlicher Menschen hinausgehen. Kein Wunder, dass Dale Gilbertson ihn vergöttert; kein Wunder, dass Dale sich nach Jacks Unterstützung sehnt. An seiner Stelle würden wir sie uns auch wünschen, dabei hätten wir nicht mehr Glück als er. Dieser Mann lebt im Ruhestand, er spielt nicht mehr mit, sorry, verdammt schade und so weiter, aber man muss Eier schlagen, wenn man Omeletts will, wie schon John Wayne in Rio Bravo zu Dean Martin sagte.
    »Und wie meine Mama mir erzählt hat«, sagt Jack laut zu sich selbst, »also: ›Sonnyboy‹, hat sie gesagt, ›wenn der Duke gesprochen hat, hat wirklich jeder zugehört , außer er hat wieder
mal eine seiner politischen Tiraden von Stapel gelassen‹, ja, das hat sie gesagt, das waren exakt ihre Worte, so und nicht anders.« Einen Wimpernschlag später fügt er noch hinzu: »An jenem schönen Morgen in Beverly Hills«, und nimmt endlich wahr, was er gerade tut.
    Was wir vor uns haben, ist ein außergewöhnlich einsamer Mensch. Einsamkeit ist bereits so lange Jack Sawyers engste Vertraute, dass er sie schon für selbstverständlich hält. Und was sich nicht ändern lässt, wird irgendwann zu einem nicht mehr wahrgenommenen Hintergrundbild, ist doch so. Es gibt viele Dinge – zerebrale Kinderlähmung und amyotrophische Lateralsklerose beispielsweise, um nur zwei zu erwähnen -, die sind schlimmer als Einsamkeit. Sogar Dale ist diese Charaktereigenschaft seines Freundes aufgefallen, obwohl unser Polizeichef trotz seiner vielen Vorzüge kaum als besonders psychologisch geschulter Mensch zu bezeichnen wäre.
    Jack sieht auf die Uhr über dem Herd und stellt fest, dass ihm noch eine Dreiviertelstunde bleibt, bevor er nach French Landing fahren muss, um Henry Leyden nach Sendeschluss abzuholen. Gut so; er hat reichlich Zeit, er kommt mit seinem Kram zurecht, wobei der Untertitel lautet: Alles ist in Ordnung, und mir fehlt nichts, vielen Dank der Nachfrage.
    Als Jack an diesem Morgen aufwachte, verkündete eine dünne Stimme in seinem Kopf: Ich bin ein Schutzmann. Der Teufel bin ich, dachte er, dann forderte er die dünne Stimme auf, ihn in Ruhe zu lassen. Die dünne Stimme sollte sich zum Teufel scheren. Jack hatte den Beruf des Schutzmanns aufgegeben, er war nicht mehr bei der Mordkommission …
    … die Lichter eines Karussells spiegelten sich auf dem kahlen Schädel eines Schwarzen, der tot auf der Pier in Santa Monica lag …
    Nein. Nicht dorthin! Einfach … einfach nicht hin, das ist alles.
     
    Jack hätte ohnehin nicht in Santa Monica sein sollen. Santa Monica hatte seine eigenen Schutzleute. Soviel er wusste, waren sie ein großartiger Haufen, wenn auch vielleicht nicht ganz auf dem Niveau, das dieses junge Ass, dieser Senkrechtstarter
und der jüngste Lieutenant, den die Mordkommission im Los Angeles Police Department je hatte, selbst vorgab. Unser Ass und Senkrechtstarter war aus dem einzigen Grund überhaupt in ihrem Revier gewesen, weil er sich gerade von einer äußerst netten oder zumindest einigermaßen netten Einwohnerin von Malibu getrennt hatte, Ms. Brooke Greer, einer innerhalb ihres Genres, der abenteuerlich-romantischen Actionkomödie, weithin anerkannten Drehbuchautorin, die außerdem eine Frau mit bemerkenswerter Intelligenz, Menschenkenntnis und körperlichen Reizen war. Als er jetzt auf dem landschaftlich schönen Teilstück des Pacific Coast Highways südlich der Ausfahrt Malibu Canyon nach Hause raste, erlag er einem untypischen Anfall von düster gereizter Stimmung.
    Kurz nachdem er die California Incline hinauf nach Santa Monica hineingefahren war, sah er den leuchtenden Kreis des Riesenrads, das sich über den Lichterketten und dem lebhaften Gedränge auf der Pier drehte. Aus dieser Szene sprach ihn ein gewöhnlicher Charme beziehungsweise eine charmante Gewöhnlichkeit an. Aus einer Laune heraus parkte Jack seinen Wagen am Straßenrand und ging zu dem im Dunkel unter ihm glitzernden Lichtermeer hinunter. Bei seinem letzten Besuch der Santa-Monica-Pier war er ein aufgeregter Sechsjähriger gewesen, der an Lily Cavanaugh Sawyers Hand gezogen hatte wie ein Hund an der Leine.
     
    Was sich ereignet hatte, war von ungefähr geschehen. Es war zu sinnlos, um als Zufall bezeichnet zu werden. Der Zufall führt zwei zuvor nicht miteinander verknüpfte Elemente einer größeren Geschichte zusammen. Hier war nichts verknüpft, und es gab keine größere Story.
     
    Als er den grell beleuchteten Eingang der Pier erreichte, stellte er fest, dass das

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