Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
mehrere Lichter blinken.
    »Können Sie nicht aufschreiben, um was es geht, Ina? Ich wollte Ron helfen, eine Batterie in dieses kleine Biest einzubauen, damit wir …«
    »Sie sollten lieber selbst ans Telefon gehen. Die Anruferin hat sich mit Enid Purvis gemeldet. Wohl eine Nachbarin von Ihnen?«
    Fred blinzelt kurz, dann kommt sein Verkäufergedächtnis, das zwanghaft Namen speichert, ihm zu Hilfe. Enid Purvis. Frau von Deke. Ecke Robin Hood/Maid Marian. Deke hat er erst heute Morgen gesehen. Sie haben sich zugewinkt.
    Gleichzeitig nimmt er wahr, dass Inas Augen weit aufgerissen und ihre normalerweise vollen Lippen schmal zusammengekniffen sind. Sie wirkt besorgt.
    »Was gibt’s?«, fragt Fred. »Was ist denn los, Ina?«

    »Weiß ich nicht.« Dann fügt sie zögernd hinzu: »Irgendwas mit Ihrer Frau.«
    »Gehen Sie lieber hin, Boss«, sagt Rod, aber Fred ist bereits über den ölfleckigen Betonboden zum Telefon unterwegs.
     
    Zehn Minuten nachdem er von Goltz’s weggerast ist und an der Parkplatzausfahrt wie ein Teenager eine schwarze Reifenspur auf dem Asphalt hinterlassen hat, kommt er zu Hause an. Das Schlimmste war gewesen, wie ruhig und überlegt Enid Purvis gesprochen hatte, wie sie sich bemüht hatte, nicht verängstigt zu wirken.
    Sie sei mit Potsie, ihrem Hund, Gassi gegangen, sagte sie, und am Haus der Marshalls vorbeigekommen, da habe sie Judy schreien hören. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Enid, Gott segne sie, hatte natürlich getan, was jede gute Nachbarin getan hätte: Sie war zur Haustür gegangen, hatte angeklopft und dann den Briefschlitz aufgestoßen und hindurchgerufen. Wäre keine Antwort gekommen, erklärte sie Fred, hätte sie wahrscheinlich die Polizei verständigt. Dazu wäre sie nicht einmal nach Hause gegangen; sie hätte einfach die Straße zum Haus der Plotskys überquert und von dort aus angerufen. Aber …
    »Mir fehlt nichts«, habe Judy gerufen und dann gelacht. Ihr Lachen war schrill und endete mit einem japsenden Kichern. Dieses Lachen sei Enid irgendwie noch unheimlicher vorgekommen als die Schreie. »Alles war nur ein Traum. Sogar Ty war ein Traum.«
    »Haben Sie sich verletzt, meine Liebe?«, habe Enid durch den Briefschlitz gerufen. »Sind Sie gestürzt?«
    »Den Fischkorb hat’s nie gegeben«, habe Judy zurückgerufen. Vielleicht hatte sie auch Tischkorb gesagt, obwohl, Enid war sich ziemlich sicher, Fischkorb gehört zu haben. »Den hab ich auch geträumt.« Dann, so hatte sie Fred widerstrebend berichtet, habe Judy Marshall zu weinen begonnen. Es sei sehr beunruhigend gewesen, diese aus dem Briefschlitz an ihr Ohr dringenden Laute zu hören. Selbst der Hund habe gewinselt.
    Enid habe nochmals durch den Briefschlitz gerufen und gefragt, ob sie reinkommen dürfe, um sich davon zu überzeugen, dass Judy nicht verletzt sei.

    »Verschwinden Sie!«, habe Judy zurückgerufen. Mitten in ihrem Weinen habe sie aber erneut gelacht – ein zorniges, verwirrtes Lachen. »Sie sind auch nur ein Traum. Diese ganze Welt ist ein Traum.« Dann sei ein Klirren zu hören gewesen, als hätte sie einen Kaffeebecher oder ein Wasserglas mit der Hand vom Tisch gewischt. Oder an die Wand geworfen.
    »Ich habe die Polizei nicht gerufen, weil ich dachte, Ihrer Frau würde nichts fehlen«, berichtete Enid ihm zum Abschluss (Fred hatte sich den Telefonhörer ans Ohr gepresst und mit der freien Hand das andere Ohr zugehalten, um all die störenden mechanischen Geräusche auszuschließen, die ihm normalerweise Spaß machten, sich ihm in diesem Augenblick aber wie verchromte Stacheln in den Schädel zu bohren schienen). »Wenigstens körperlich nichts, meine ich. Aber, Fred … ich glaube, Sie sollten lieber mal heimfahren und nach ihr sehen.«
    Judys Eigentümlichkeiten aus letzter Zeit wirbelten ihm alle durch den Kopf. Dazu Pat Skardas Worte. Mentale Dysfunktion … Wir bekommen zwar oft zu hören, »Soundso ist plötzlich übergeschnappt«, … es gibt meistens irgendwelche Anzeichen …
    Und er hat die Anzeichen gesehen, oder nicht?
    Gesehen, aber nichts unternommen.
     
    Fred parkt seinen Wagen, einen Ford Explorer, in der Einfahrt, rennt die Stufen zur Haustür hinauf und ruft dabei schon den Namen seiner Frau. Sie antwortet nicht. Selbst nachdem er durch die Haustür gestürmt ist (die er mit solcher Gewalt aufstößt, dass die Messingklappe des Briefschlitzes ein sinnloses kleines Klacken von sich gibt), antwortet ihm niemand. Das klimatisierte Innere seines Hauses lässt ihn frösteln,

Weitere Kostenlose Bücher