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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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tagsüber gemeinsam mit Ronnie,
T. J. und diesem eher unerfreulichen Wexler-Jungen »rumhängen« will. Und er hat versprochen, auf dem kürzesten Weg nach Hause zu kommen, falls die anderen drei Jungen sich an Orten herumtreiben, an denen er nicht sein will. Damit scheint für alle Eventualitäten vorgesorgt zu sein, obwohl … gibt es nicht so etwas wie mütterliche Intuition? Na ja, denkt er, vielleicht im Fernsehen.
    Er hebt Judy hoch und ist aufs Neue entsetzt, diesmal darüber, wie leicht sie ist. Sie muss zehn Kilo abgenommen haben, seit ich sie zuletzt so hochgehoben habe, denkt er. Mindestens fünf. Wie kann mir das entgangen sein? Aber er weiß, warum. Arbeitsüberlastung war mit schuld daran; die hartnäckige Weigerung, sich von der Idee zu verabschieden, im Grunde genommen sei alles in Ordnung, hat den Rest besorgt. Tja, denkt er, während er sie aus dem Zimmer trägt (ihre Arme sind müde nach oben gekrochen und haben sich um seinen Hals geschlungen), von dieser kleinen Fehleinschätzung dürfte ich jetzt kuriert sein. Und das glaubt er wirklich, obwohl er weiterhin blind darauf vertraut, dass sein Sohn sich in Sicherheit befindet.
    Judy ist bei ihrem Amoklauf nicht bis ins Elternschlafzimmer vorgedrungen. Fred erscheint es jetzt wie eine kühle Oase der Vernunft. Judy scheint es ähnlich zu empfinden. Sie seufzt erschöpft und lässt die Arme von seinem Hals gleiten. Ihre Zunge kommt zum Vorschein, aber dieses Mal wischt sie nur schwach über die Oberlippe. Fred beugt sich nach vorn und lässt Judy aufs Bett gleiten. Sie hält die Hände hoch und starrt sie an.
    »Ich hab mich geschnitten … mich zerkratzt …«
    »Ja«, sagt er. »Ich hole gleich was zum Verarzten.«
    »Wie …?«
    Er setzt sich kurz neben sie. Den Kopf hat sie in die weiche doppelte Dicke der Kissen sinken lassen, allmählich fallen ihr die Augen zu. Er glaubt, hinter der Verwirrung in ihrem Blick noch immer die erschreckende Leere zu erkennen. Er hofft, dass er sich irrt.
    »Weißt du das nicht mehr?«, fragt er sanft.
    »Nein … bin ich hingefallen?«

    Fred zieht es vor, nicht zu antworten. Er denkt wieder nach. Nicht sehr viel, das würde ihn vorerst noch überfordern, aber doch ein wenig. »Schatz, was ist ein Gorg? Was ist ein Abbalah? Ist das ein Mensch?«
    »Weiß... nicht... Ty...«
    »Ty fehlt nichts«, sagt er.
    »Doch...«
    »Nein«, beteuert er. Irgendwie beteuert er das beiden Menschen in diesem hübschen, geschmackvoll möblierten Schlafzimmer. »Schatz, bleib einfach liegen, ja? Ich möchte ein paar Sachen holen.«
    Ihr fallen langsam die Augen zu. Er glaubt, dass sie einschlafen wird, aber sie schafft es, die Lider noch einmal halb zu öffnen.
    »Bleib einfach liegen«, sagt er. »Kein Aufstehen und Herumlaufen mehr. Damit ist jetzt Schluss. Du hast der armen Enid Purvis einen Schrecken eingejagt, der sie ein Jahr ihres Lebens kosten wird. Versprochen?«
    »Versprochen …« Die Lider sinken wieder herab.
    Fred geht nach nebenan ins Bad, wobei er auf irgendeine Bewegung hinter sich horcht. Er hat noch nie einen Menschen gesehen, der so erledigt war, wie Judy das im Augenblick zu sein scheint, aber Verrückte sind clever, und obwohl Fred auf manchen Gebieten ein wahrer Verdrängungskünstler ist, kann er sich in Bezug auf den gegenwärtigen Geisteszustand seiner Frau nichts mehr vormachen. Verrückt? Wirklich völlig übergeschnappt? Vermutlich nicht. Aber bestimmt leicht durchgedreht. Vorübergehend durchgedreht, verbessert er sich, während er das Medizinschränkchen öffnet.
    Nachdem er das Antiseptikum Mercurochrom herausgenommen hat, sucht er die rezeptpflichtigen Medikamente im Fach darüber ab. Es sind nicht viele. Er greift nach dem Fläschchen ganz links außen. Sonata, Apotheke French Landing, eine Kapsel vor dem Schlafengehen, höchstens vier Nächte nacheinander einnehmen, verordnet von Dr. med. Patrick J. Skarda.
    Im Spiegel des Medizinschränkchens kann Fred nicht das ganze Bett sehen, aber er sieht den Fußteil … und einen von
Judys Füßen. Noch immer auf dem Bett. Gut, gut. Er schüttelt eine Kapsel des Schlafmittels heraus, danach kippt er die Zahnbürsten aus dem Glas – er hat nicht die Absicht, nur wegen eines sauberen Glases in die Küche hinunterzugehen, will sie nicht so lange allein lassen.
    Sobald er das Glas gefüllt hat, geht er mit dem Wasser, der Pille und dem Fläschchen Mercurochrom ins Schlafzimmer zurück. Sie hat die Augen geschlossen. Sie atmet so langsam, dass er ihr eine Hand

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