Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
den dicken purpurroten Klumpen der Leber … und eine einzelne Niere. Auf diesem Mischmasch von Eingeweiden wimmelt es von Fliegen, und die ganze Welt ist gorg ist gorg ist gorg.
    In der sonnigen Stille ihrer Küche beginnt Judy Marshall jetzt wie ein Tier zu heulen. Es ist das Heulen von Wahnsinn, der endlich aus seinem fragilen Käfig ausgebrochen ist, von entfesseltem Wahnsinn.
     
    Butch Yerxa wollte nach einer Zigarette gleich wieder reingehen – beim Erdbeerfest gibt’s immer viel zu tun (aber der gutherzige Butch hasst diesen künstlichen kleinen Feiertag nicht, wie Pete Wexler es tut). Dann ist jedoch Petra English, eine Altenpflegerin aus Asphodel, zu ihm rübergekommen, und sie haben angefangen, über Motorräder zu fachsimpeln, und bevor man’s sich versieht, sind zwanzig Minuten vergangen.
    Er sagt Petra, dass er gehen muss, sie sagt, dass er die lackierte Seite oben und die gummierte Seite unten lassen soll, und Butch schlüpft durch die Tür in den Daisy-Trakt zurück, wo ihn eine unangenehme Überraschung erwartet. Dort steht Charles Burnside nackig neben dem Schreibtisch und hat seine Hand auf dem Stein, den Butch als Briefbeschwerer benützt. (Sein Sohn hat ihn letztes Jahr im Sommercamp gebastelt – also die Worte draufgeschrieben -, und Butch findet ihn verdammt niedlich). Butch hat nichts gegen die Heimbewohner – wüsste er von der Sache mit den Zigaretten, würde er Pete Wexler handgreiflich belehren, statt ihn nur der Heimleitung zu melden -, aber er mag es nicht, wenn sie seine Sachen anfassen. Er mag es vor allem bei diesem Kerl nicht, der ziemlich fies ist, wenn er mal wieder eine wache Phase hat. Was jetzt der Fall zu sein scheint. Das sieht Butch ihm an den Augen an. Der wahre Charles Burnside ist zum Luftholen aufgetaucht, möglicherweise zu Ehren des Erdbeerfests.
    Und weil gerade von Erdbeeren die Rede ist: Burny scheint bereits von ihnen genascht zu haben. Auf seinen Lippen und
in den tiefen Falten neben den Mundwinkeln sind Spuren von Rot zu erkennen.
    Aber darauf achtet Butch kaum. Burny hat noch andere Flecken an sich. Braune.
    »Wollen Sie nicht Ihre Hand davon wegnehmen, Charles?«, sagt er.
    »Von was?«, fragt Burny, dann fügt er hinzu: »Arschgeige.«
    Butch will nicht von meinem Lieblingsstein sagen, das klingt zu dämlich. »Von meinem Briefbeschwerer.«
    Burny wirft einen Blick auf den Stein, den er gerade zurückgelegt hat (als er aus der WC-Kabine gekommen ist, waren etwas Blut und Haare daran, aber für solche Fälle gibt’s auf der Toilette ja Waschbecken). Er nimmt die Hand weg und steht einfach da. »Mach mich sauber, Blödmann. Ich hab mich vollgeschissen.«
    »Das sehe ich. Aber erst will ich wissen, ob Sie in der Küche waren und dort Ihre Scheiße verteilt haben. Und lügen Sie mich nicht an, denn ich weiß nämlich genau, dass Sie dort waren.«
    »Hab mir erst die Hände gewaschen«, sagt Burny und weist sie vor. Sie sind knotig, aber tatsächlich rosig und sauber. Sogar die Nägel sind sauber. Der Alte muss sie sich wirklich gewaschen haben. »Wichser«, fügt er hinzu.
    »Also los, gehen wir ins Bad«, sagt Butch. »Der Arschgeigen-Wichser macht Sie wieder sauber.«
    Burny schnaubt, kommt aber bereitwillig mit.
    »Freuen Sie sich schon auf den Tanz heute Nachmittag?«, fragt Butch ihn, nur um irgendwas zu sagen. »Haben Sie Ihre Tanzschuhe schon auf Hochglanz gebracht, Big Boy?«
    Burny, der einen in seinen wachen Phasen manchmal überraschen kann, grinst und lässt dabei ein paar gelbliche Zähne sehen. Wie seine Lippen sind sie rot verfärbt. »Yeah, kann’s kaum noch erwarten, endlich loszurocken«, sagt er.
     
    Obwohl Ebbie sich nichts anmerken lässt, hört er sich T. J.s Story über Tyler Marshalls verlassenes Fahrrad und den Laufschuh mit wachsendem Unbehagen an. Ronnies Gesichtsausdruck lässt dagegen starkes Unbehagen erkennen.
    »Also, was machen wir jetzt, Ebbie?«, fragt T. J., als er fertig
ist. Er ist nach seinem langen Spurt bergauf endlich wieder zu Atem gekommen.
    »Was meinst du, was wir machen?«, sagt Ebbie. »Das Gleiche, was wir sowieso machen wollten: Durch die Stadt fahren und zusehen, was wir an Pfandflaschen finden können. Uns in den Park setzen und Magics tauschen.«
    »Aber … aber was ist, wenn der …«
    »Halt doch die Klappe!«, sagt Ebbie. Er weiß, welchen Namen T. J. aussprechen wollte, will ihn aber nicht hören. Sein Dad sagt, dass es Unglück bringt, eine Mütze aufs Bett zu werfen, weshalb Ebbie das auch nie tut.

Weitere Kostenlose Bücher