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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Bartpracht berauben sollten. Sie hatten sich nur lächerlich gemacht. Zuletzt hatte die CIA die Mafia beauftragt, die es mit noch groteskeren Methoden versuchte. Der von der Cosa Nostra beauftragte Killer John Roselli fand, mit Betonschuhen bekleidet, ein unrühmliches Ende in der Florida Bay, und Castro hielt auch weiterhin seine siebenstündigen Reden, die allein schon Grund genug waren, den Mann zu beseitigen.
    Charles de Gaulle überlebte sechs Anschläge der OAS, der Crème de la crème der französischen Kampfeinheiten, König Hussein von Jordanien sogar noch mehr, und bei Saddam Hussein hatte man irgendwann zu zählen aufgehört.
    »Warum schließen Sie ein Gelingen aus, Nigel?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich es ausschließe, sondern es nur für extrem schwierig halte. Er wird hervorragend abgeschirmt. Der für seine Sicherheit zuständige Mann ist kein Dummkopf.«
    »Aber selbst wenn es klappte, wir hätten nichts davon?«
    »Nein. Der Mann wäre ein Märtyrer. Dann würde eben ein anderer in seine Fußstapfen treten und im Land aufräumen. Wahrscheinlich würde er dasselbe Programm sozusagen als Vermächtnis des verlorenen Führers durchsetzen.«
    »Was schlagen Sie dann vor?«
    »Kein Politiker ist gegen Destabilisierung gefeit – ein Wort, das die Amerikaner geprägt haben, glaube ich.«
    Einige lächelten wehmütig. Früher hatten State Department und FBI wiederholt alles darangesetzt, um linkslastige Regierungen im Ausland zu destabilisieren.
    »Was wäre vonnöten?«
    »Geld.«
    »Kein Problem«, sagte Saul Nathanson. »Nennen Sie den Betrag.«
    »Danke. Mehr dazu später.«
    »Was noch?«
    »Technische Hilfsmittel. Müßten finanzierbar sein. Und ein Mann.«
    »Was für eine Art von Mann?«
    »Ein guter. Einer der nach Rußland gehen und dort bestimmte Dinge auf die Beine stellen kann.«
    »Das ist Ihr Bereich. Wenn es also gelingt, den Mann in Mißkredit zu bringen – übrigens völlig zu Recht –, und seine Anhänger von ihm abfallen, wie geht es dann weiter?«
    »Nun, das ist das eigentliche Problem«, gab Irvine zu. »Komarow ist kein Scharlatan. Er ist äußerst geschickt, leidenschaftlich und hat Charisma. Er hat ein Gespür für die tatsächlichen Wünsche des Volkes uid geht darauf ein. Er ist eine Ikone.«
    »Eine was?«
    »Eine Ikone. Kein religiöses Gemälde, sondern ein Symbol. Er steht für etwas. Alle Nationen brauchen etwas – eine Person oder ein Symbol –, woran sie sich festhalten können, das einer wild zusammengewürfelten Masse ein Gefühl der Identität und Einheit verleiht. Ohne ein solches einheitsstiftendes Symbol würden die Splittergruppen nur übereinander herfallen. Rußland ist ungeheuer groß und besteht aus vielen verschiedenen Völkern. Der Kommunismus war zwar brutal, aber er gewährleistete Einheit. Einheit durch Zwang. Das gleiche konnte man ja auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Jugoslawien beobachten. Zürn freiwilligen Zusammenschluß bedarf es eines solchen Symbols. Sie in Amerika haben Ihre
Old Glory,
wir Briten unsere Krone. Im Moment ist Igor Komarow die einzige Ikone der Russen. Was für üble Kratzer sie hat, das sehen nur wir.«
    »Welche Strategie verfolgt er?«
    »Wie alle Demagogen spielt er mit den Hoffnungen der Leute, ihren Wünschen, ihren Vorlieben und Antipathien, vor allem aber mit ihren Ängsten. Auf diese Weise gewinnt er ihre Herzen. Damit bekommt er ihre Stimmen, und die bringen ihn an die Macht. Die Macht kann er dann dazu benutzen, die ganze Maschinerie aufzubauen, mit der er die Ziele des Schwarzen Manifests durchsetzen wird.«
    »Aber was ist, wenn er ausgeschaltet wird? Dann herrscht doch nur wieder Chaos. Oder es bricht ein Bürgerkrieg aus.«
    »Wahrscheinlich. Es sei denn, wir bringen eine andere und bessere Ikone ins Spiel. Eine, die die Liebe des russischen Volkes auch wert ist.«
    »Der Mann müßte erst noch geboren werden.«
    »Ach, es gab mal einen«, sagte Nigel Irvine. »Vor langer, langer Zeit. Das war der Zar aller Russenvölker.«
Langley, September 1990
    Oberst Turkin alias Agent Lysander schickte eine dringende Nachricht an Jason Monk persönlich. Sie stand auf einer Postkarte von der Terrasse des Ostberliner Operncafes. Der Inhalt war so schlicht wie harmlos: »Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Alles Gute, Jose-Maria.« Adressiert war die Karte an eine sichere CIA-Außenstelle in Bonn, und laut Poststempel war sie in Westberlin aufgegeben worden.
    Von wem diese Karte stammte, konnten die

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