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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dabei?«
    »Die graue Akte sollte zuerst gelesen werden. Es handelt sich um einen Bericht, der nicht den geringsten Zweifel daran läßt, daß die schwarze Akte keine Fälschung ist, kein Witz, keine Mystifikation.«
    »Und die schwarze?«
    »Ist das private und persönliche Manifest eines gewissen Igor Wiktorowitsch Komarow, der wohl bald Präsident von Rußland sein wird.«
    Es klopfte an der Tür. Pater Maxim brachte auf einem Tablett Kaffee, Tassen und Biskuits. Die Uhr auf dem Kamin schlug zwölf.
    »Zu spät«, seufzte der Patriarch. »Maxim, Sie haben mich um mein Biskuit gebracht.«
    »Das tut mir furchtbar leid, Eure Heiligkeit. Der Kaffee. Ich mußte ihn frisch mahlen… ich.«
    » Es war nur ein Scherz, Maxim.« Er warf einen vorsichtigen Blick auf Monk. Der Mann schien kräftig und durchtrainiert. Wenn er Mordgedanken hegte, konnte er sie wahrscheinlich beide töten. »Ab ins Bett, Maxim. Gott gebe Ihnen einen gesegneten Schlaf.«
    Der Priester schlurfte zur Tür.
    »Also«, sagte der Patriarch, »was steht in Komarows Manifest?«
    Pater Maxim schloß die Tür hinter sich und hoffte, daß sein Zusammenzucken bei der Erwähnung Komarows nicht aufgefallen war. Er sah den Gang hinab. Der Sekretär war bereits wieder im Bett, die Schwestern würden erst in ein paar Stunden erscheinen, der Kosake befand sich im Erdgeschoß. Er kniete sich auf den Boden und legte sein Ohr ans Schlüsselloch.
    Alexei II. las zuerst die Beglaubigung. Monk schlürfte seinen Kaffee. Schließlich kam der Patriarch zum Ende.
    »Eine beeindruckende Geschichte. Warum hat er das getan?«
    »Der Alte?«
    »Ja.«
    »Wir werden es nie erfahren. Sie wissen ja, er ist tot. Ermordet, daran besteht kein Zweifel. Professor Kusmins Bericht läßt keinen Raum für Spekulationen.«
    »Der Ärmste. Ich werde für ihn beten.«
    »Wir können annehmen, daß er in diesen Blättern etwas sah, das ihn so verstört hat, daß er sein Leben aufs Spiel setzte und auch verlor, um die eigentlichen Absichten von Igor Komarow zu enthüllen. Möchten Eure Heiligkeit jetzt das Schwarze Manifest lesen?«
    Eine Stunde später lehnte sich der Patriarch von Moskau und aller Russenländer zurück und starrte auf einen Punkt über Monks Kopf.
    »Das kann nicht sein Ernst sein«, sagte er schließlich. »Das kann er doch nicht wirklich vorhaben. Das ist satanisch. Rußland steht an der Schwelle zum dritten Jahrtausend unseres Herrn. Diese Dinge liegen hinter uns.«
    »Als Mann Gottes glauben Sie doch an die Kräfte des Bösen, Eure Heiligkeit?«
    »Natürlich.«
    »Und daß diese Kräfte manchmal in menschlicher Gestalt erscheinen? Hitler, Stalin.«
    »Sind Sie Christ, Mr. ?«
    »Monk. Ich denke, ja. Ein schlechter.«
    »Sind wir das nicht alle? So unzulänglich. Aber dann kennen Sie auch die christliche Anschauung über das Böse. Sie müssen nicht fragen.«
    »Eure Heiligkeit, selbst abgesehen von den Passagen über die Juden, die Tschetschenen und andere ethnische Minderheiten, würden diese Pläne Ihre heilige Kirche ins finstere Mittelalter zurückstoßen, entweder als Werkzeug und Komplizin oder als eines der Opfer eines faschistischen Staates, der genauso gottlos ist wie der kommunistische.«
    »Sofern das alles wahr ist.«
    »Es ist wahr. Niemand wird wegen einer Fälschung gejagt und getötet. Oberst Grischin reagierte zu schnell, als daß man glauben könnte, daß das Dokument nicht vom Schreibtisch von Komarows Sekretär Akopow stammt. Wäre er von einer Fälschung ausgegangen, wäre ihm nie etwas aufgefallen. Aber sie wußten schon nach wenigen Stunden, daß etwas Hochbrisantes verschwunden war.«
    »Weshalb sind Sie zu mir gekommen, Mr. Monk?«
    »Ich möchte eine Antwort. Wird die orthodoxe Kirche aller Russenländer diesem Mann entgegentreten?«
    »Ich werde beten. Ich werde Gott um Rat bitten .«
    »Und wenn die Antwort heißt, daß Sie – nicht als Patriarch, sondern als Christ, als Mensch und als Russe – keine andere Wahl haben? Was dann?«
    »Dann werde ich keine Wahl haben. Aber wie soll man ihm entgegentreten? Der Ausgang der Präsidentenwahl im Januar steht schon so gut wie fest.«
    Monk erhob sich und steckte die beiden Mappen in seine Soutane. Er griff nach seinem
Klobuk.
    »Eure Heiligkeit, in Kürze wird ein Mann kommen, auch aus dem Westen. Das ist sein Name. Bitte empfangen Sie ihn. Er wird Ihnen vorschlagen, was man unternehmen kann.« Er reichte ihm eine kleine Karte.
    »Brauchen Sie ein Auto?« fragte Alexei.
    »Danke, nein. Ich werde

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