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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Klimowski nickte.
    »Ich will, daß Sie über alles, was in Ihrem Haus geschieht, Buch führen. Wer kommt und wer geht. Vor allem die hohen Bischöfe und Ausländer. Sobald Sie etwas haben, rufen Sie mich an. Sagen Sie einfach ›Maxim ist da‹, und geben Sie eine Zeit an. Das ist alles. Wir treffen uns dann hier zu der von Ihnen genannten Zeit. Wenn ich Sie brauche, lasse ich Ihnen eine schriftliche Nachricht zukommen. Es wird eine Karte mit einem Termin sein. Sollten Sie den Termin aus irgendeinem Grund nicht einhalten können, ohne Verdacht zu erregen, rufen Sie einfach an, und nennen Sie eine Alternative. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Herr Oberst. Ich werde mein Möglichstes für Sie tun.«
    »Natürlich werden Sie das. Ich kann mir vorstellen, daß dieses Land bald einen neuen Bischof braucht. Aber jetzt sollten Sie gehen. Ich werde etwas später folgen.«
    Oberst Grischin starrte weiter die frommen Gemälde an, die er so sehr verachtete, und ließ sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen. An der Rückkehr des Schwarzen Manifests nach Rußland bestand kein Zweifel mehr. Dieser Dummkopf in der Soutane hatte keine Ahnung, wovon er plapperte, aber seine Aussage war eindeutig.
    Nach Monaten des Schweigens war also jemand im Land und zeigte dieses Dokument herum, ohne allerdings eine Kopie zurückzulassen. Dieser Jemand konnte nur ein Ziel haben: die Leute aufwiegeln, versuchen, den Gang der Dinge zu beeinflussen.
    Wer es auch sein mochte, mit der Kirche setzte er auf das falsche Pferd. Sie hatte weder Macht noch Einfluß. Stalins höhnische Worte fielen ihm wieder ein: Wie viele Divisionen hat denn der Papst? Grischin schmunzelte. Trotzdem durfte er die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer auch immer sich eingeschlichen hatte, er konnte für Ärger sorgen.
    Andererseits hatte der Fremde seine Kopie behalten. Ein Hinweis darauf, daß er nur eine oder zwei hatte. Seine Aufgabe konnte also nur lauten: den Mann finden und eliminieren, und zwar so gründlich, daß sowohl er als auch das Manifest für immer von der Erdoberfläche verschwanden.
    Die Aufgabe sollte sich als einfacher erweisen, als Grischin zu hoffen gewagt hätte.
    Was den neuen Informanten betraf, sah Grischin keinerlei Probleme. In den Jahren der Gegenspionage hatte er einen unfehlbaren Blick für solche Leute entwickelt. Der Priester, das stand für ihn fest, war ein Feigling, der gegen Gunstbeweise seine Großmutter verkaufen würde. Grischin war das plötzliche Funkeln in seinem Blick nicht entgangen, als er die Beförderung zum Bischof angedeutet hatte.
    Er wandte sich von den Gemälden ab und ging nachdenklich an den zwei Männern vorbei, die er unter dem Portal postiert hatte Noch etwas anderes war ihm aufgefallen. Er mußte sich unbedingt unter den Jungen Kämpfern umsehen und einen gutaussehenden Freund für den abtrünnigen Priester herauspicken.
    Der Überfall durch die vier mit Kapuzenmasken vermummten Männer wurde zügig und erfolgreich abgeschlossen. Als alles vorbei war, machte sich der Geschäftsführer des Zentralen Taxidienstes nicht einmal die Mühe, die Miliz einzuschalten. Angesichts der in Moskau herrschenden Gesetzlosigkeit hätte auch der beste Detektiv die Räuber nicht mehr aufspüren können, sofern er es überhaupt versucht hätte. Und dann einen Überfall melden, bei dem nichts gestohlen und niemand verletzt worden war? Es hätte nichts gebracht außer einem Wust von Formularen und mit endlosen Aussagen vergeudete Tage – und das alles nur, damit die Akten danach verstaubten.
    Die Männer stürmten in das im Erdgeschoß gelegene Büro, schlossen hinter sich ab, ließen die Jalousien herunter und verlangten den Geschäftsführer. Da sie Pistolen hatten, leistete niemand Widerstand. Die Angestellten glaubten, sie wollten Geld. Aber nein – die Vermummten verlangten nichts als die Herausgabe der Fahrtenverzeichnisse der letzten drei Nächte.
    Danach beugte sich ihr Anführer über die Bögen, bis ein Eintrag sein besonderes Interesse zu wecken schien. Weil der Geschäftsführer in diesem Moment gerade mit Blick zur Wand in der Ecke kniete, konnte er die Bö gen nicht sehen. Doch der Eintrag bezog sich auf eine mitternächtliche Fahrt mit einem bestimmten Ziel.
    »Welcher Fahrer hat die Nummer 52?« bellte der Anführer.
    »Ich weiß es nicht«, winselte der Geschäftsführer. Als Belohnung bekam er eins mit dem Pistolenlauf übergezogen. »Das steht im Mitarbeiterverzeichnis!« schrie er.
    Daraufhin

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