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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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größer war als eine Handfläche.
    Sehr wohl aber im Bad. Die Tür war im Augenblick der Explosion offenbar geschlossen gewesen, denn sie war total zerfetzt. Die Wucht der Detonation hatte sogar die Wand eingedrückt. Doch mitten unter den Trümmern fand Borodin einen angesengten und zerkratzten, aber ansonsten intakt gebliebenen Diplomatenkoffer. Nicht einmal das aus den geplatzten Leitungen spritzende Wasser hatte ihm etwas anhaben können. Sein Inhalt jedenfalls hatte den Anschlag unbeschadet überstanden. Borodin vergewisserte sich, daß niemand auf ihn achtete, und steckte die beiden darin befindlichen Dokumente hastig ein.
    Oberst Grischin bekam sie gerade rechtzeitig zum Kaffee. Schlagartig war er bester Laune. Voller Genugtuung nahm er sie in Augenschein. Das eine Dokument, das in russisch geschrieben war, erkannte er auf den ersten Blick. Es war das Schwarze Manifest. Beim anderen handelte es sich um einen Paß. Ausgestellt auf einen Jason Monk.
    »Einen, um reinzukommen«, dachte er, »und einen, um rauszukommen. Aber diesmal kommst du nicht mehr raus, Freundchen.«
    Am gleichen Tag ereigneten sich noch zwei andere Dinge, die allerdings völlig unbeachtet blieben. Ein britischer Reisender, laut Reisepaß ein gewisser Brian Marks, kam mit der Nachmittagsmaschine aus London im Flughafen Scheremetjewo an, und zwei weitere Engländer reisten mit einer Volvo-Limousine aus Finnland ein.
    Für die Flughafenbehörden war der Neuankömmling einer von vielen hundert. Auch wenn er offenbar kein Russisch sprach, passierte er wie die anderen auch anstandslos die vielen Kontrollen. Als er schließlich aus dem Hauptgebäude trat, winkte er sogleich ein Taxi herbei und bat den Fahrer, ihn nach Moskau zu bringen.
    Nachdem er an einer Straßenecke ausgestiegen war und sich vergewissert hatte, daß ihm niemand folgte, ging er zu Fuß weiter zu einem kleinen Hotel zweiter Klasse, in dem ein Zimmer für ihn reserviert war.
    Laut seiner Deviseneinfuhrerklärung hatte er einen bescheidenen Betrag in englischen Pfund sowie mehrere Travellerschecks dabei. Beides mußte er bei seiner Rückreise wieder vorlegen, außer er konnte die Quittung einer offiziellen Wechselstube vorweisen. Von den dicken Hundertdollarbündeln, die er sich jeweils um die Oberschenkel gebunden hatte, stand auf dem Formblatt nichts.
    Auch lautete sein Nachname in Wirklichkeit nicht Marks. Vielmehr hatte den Graveur beim Anfertigen des Reisepasses die Ähnlichkeit mit Karl Marx belustigt. Der Vorname wiederum war auf seinen Wunsch sein eigener. Kurz und gut, es handelte sich um denselben bei verschiedenen Sondereinsätzen erprobten Exsoldaten, den Sir Nigel schon im September aufgrund seiner perfekten Russischkenntnisse zur Sondierung des Terrains nach Rußland geschickt hatte.
    Nachdem die Formalitäten im Hotel erledigt waren, machte er mehrere Einkäufe. Bei einer westlichen Autoverleihfirma mietete er einen Wagen und fuhr gleich nach Worontsowo, einem Vorort im Süden Moskaus.
    Zwei Tage lang beobachtete er dort ein bestimmtes Gebäude, eine große Fabrikhalle mit kahlen Mauern, die tagsüber ständig von schweren Lastwagen beliefert wurde. Um nicht aufzufallen, fuhr er immer zu den verschiedensten Uhrzeiten vorbei.
    In der Nacht näherte er sich dem Gebäude zu Fuß. Mit einer Flasche Wodka in der Hand umrundete er das Gelände mehrmals. Kam ihm tatsächlich ein Fußgänger entgegen, fing er ganz einfach an zu torkeln – eine perfekte Tarnung.
    Was er sah, gefiel hm. Der Maschendrahtzaun stellte das geringste Hindernis dar. Die Laderampe wurde zwar nachts verrammelt, aber an der Rückseite gab es eine lediglich mit einem Vorhängeschloß gesicherte Tür. Was die Nachtwächter betraf, so drehte nur einer in größeren Abständen eine Runde. Mit anderen Worten: Das Gebäude war ein leichtes Ziel.
    Auf einem Gebrauchtwagenmarkt am alten südlichen Hafen, wo man gegen Bargeld von der Rostlaube bis hin zu frisch gestohlenen Limousinen so ziemlich alles bekam, kaufte Irvines Mann sich ein Set Moskauer Nummernschilder und eine massive Bolzenschere. Anschließend fuhr er ins Stadtzentrum und erwarb dort ein Dutzend billige, aber zuverlässige Swatch-Uhren, mehrere Batterien, ein paar Spulen Kupferdraht und ein Isolierband. Danach hatte er noch Zeit, sich zu vergewissern, daß er die Gegend um die Lagerhalle kannte wie seine Westentasche und zu jeder Tages- und Nachtzeit auf verschiedenen Routen hin- und zurückfinden würde. Schließlich kehrte er zufrieden in

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