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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sein Hotel zurück und wartete auf den Volvo, der sich jetzt irgendwo zwischen St. Petersburg und der Hauptstadt befand.
    Das Rendezvous mit Ciaran und Mitch fand wie verabredet im MacDonald's in der Twerskajastraße statt. Die zwei ehemaligen Elitesoldaten hatten eine langsame, aber störungsfreie Reise hinter sich.
    In einer Werkstatt im Süden Londons hatte man den Volvo für eine etwas ungewöhnliche Fracht umgebaut. Dazu hatte man die Vorderräder entfernt und veraltete Reifen, die noch richtige Schläuche besaßen, montiert. Die Schläuche hatte man aufgeschlitzt und mit Plastiksprengstoff in Form Hunderter von daumengroßer Semtexkügelchen gefüllt, dann die Löcher geflickt, die Reifen montiert und kräftig aufgepumpt.
    Durch das ständige Drehen der Räder hatten sich die wachsähnlichen Kügelchen zu einer festen Masse verbunden, die sich wie eine innere Haut an den Schlauch legte. Die Gefahr einer vorzeitigen Explosion bestand nicht, denn Semtex verhält sich äußerst stabil, wenn man es nicht mit einem Zünder aktiviert.
    Mit dieser Ladung war der Volvo per Fähre nach Stockholm gelangt und von dort aus in gemächlichem Tempo über Helsinki nach Moskau gefahren. Die Zünder waren unter der oberen Schicht in einer Schachtel Havannazigarren verborgen, wie man sie zollfrei auf der Fähre kaufen konnte, die aber schon in London präpariert worden war.
    Da Ciaran und Mitch in einem anderen Hotel wohnten und sich nicht auskannten, stieg Brian zu ihnen in den Volvo und dirigierte sie zu einem brachliegenden Grundstück in der Nähe des Südhafens. Dort bockten sie den Wagen auf und ersetzten die Vorderräder durch Reserveräder, die von Touristen stammten. Niemand beachtete sie. Kein Wunder, in dieser Gegend schlachteten die Moskauer Autodiebe ihre Beute ja ständig aus. Es dauerte nur wenige Minuten, dann war die Luft aus den Schläuchen und das Semtex in einer Reisetasche verstaut.
    Während Brian die Schlauchfetzen auf mehrere städtische Abfallbehälter verteilte, kümmerten sich Ciaran und Mitch in ihrem Hotelzimmer um den kleinen Schatz. Es galt, die drei Pfund Sprengstoff in zwölf solide Päckchen von der Größe einer Zigarettenschachtel zu stopfen und mit einem Zünder, einer Batterie und einer Uhr zu versehen. Zum Schluß verbanden sie die Einzelteile an den richtigen Stellen mit einem Kupferdraht.
    »Gott sei Dank müssen wir nicht dieses blöde Fischzeug verarbeiten«, stöhnte Mitch.
    Semtex H, der beliebteste aller RDX-Plastiksprengstoffe, war seit jeher ein tschechisches Produkt. Unter der kommunistischen Herrschaft war er absolut geruchsneutral hergestellt worden, der Hauptgrund, warum er in dieser Zeit bei den Terroristen so begehrt war. Nach dem Sturz der Kommunisten und der Wahl Vaclav Havels zum Präsidenten hatten die westlichen Staaten die neue Regierung ersucht, eine neue Formel für den Sprengstoff vorzuschreiben. Er sollte anhand seines Geruchs leicht identifizierbar und somit für Schmuggler uninteressant werden. Tatsächlich stank bald darauf das neue Semtex nach verwesendem Fisch, was Mitchell mehr als einmal die Arbeit verleidet hatte.
    Bis Mitte der neunziger Jahre war die Technik zur Aufspürung von Sprengstoffen allerdings so verfeinert worden, daß sich die Beimischung stinkender Substanzen erübrigte. Aber bei Erhitzung entwickelt auch Plastik einen gewissen Geruch, der dem von Gummi nicht unähnlich ist. Darum der Transport in den Reifen. Der Volvo war zwar nicht gefilzt worden, aber Sir Nigel schwor nun einmal auf extreme Vorsicht, eine Eigenschaft, die Ciaran und Mitch zu schätzen wußten.
    Der Überfall auf die Fabrik fand sechs Tage, nachdem Oberst Grischin das Schwarze Manifest mit Jason Monks Reisepaß erhalten hatte, statt.
    Am Steuer des zuverlässigen Volvo mit seinen neuen Vorderrädern und seinem nicht minder neuen Nummernschild saß Brian. Falls jemand sie anhalten sollte, konnte er auf russisch verhandeln.
    Sie parkten drei Häuserblocks vor ihrem Ziel und bewältigten den Rest des Wegs zu Fuß. Der Maschendrahtzaun war dank Bolzenschere im Handumdrehen überwunden. Danach liefen sie in geduckter Haltung über eine betonierte Fläche zum Gebäude und verschwanden im Schatten von auf einer Palette übereinandergestapelten Tonnen voller Druckerschwärze.
    Eine Viertelstunde später drehte der Nachtwächter seine Runde. Plötzlich hörte er ein Rülpsen hinter sich. Er wirbelte herum und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Richtung, aus der der Laut gekommen

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