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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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informierte er Oberst Grischin.
    Lange vorher waren der Mietwagen und der Volvo am Manegeplatz abgestellt worden, wo man den Mietwagen bald finden und der Verleihfirma zurückbringen würde. Was den Volvo betraf, so hatten sie den Schlüssel im Zündschloß stecken lassen. Auf diese Weise konnten sie sich darauf verlassen, daß man ihn noch vor dem Morgengrauen stehlen würde, was auch prompt geschah.
    Die drei Exsoldaten nahmen im ungastlichen Flughafencafe ihr Frühstück ein und bestiegen eine Stunde später die Maschine nach Helsinki.
    Sie befanden sich noch über russischem Gebiet, als Oberst Grischin schäumend vor Wut die demolierte Druckerei inspizierte. Natürlich würde es eine Untersuchungskommission geben; er würde sie höchstpersönlich einsetzen – und Gnade denjenigen, die den Terroristen geholfen hatten. Aber ihm als Fachmann entging nicht, daß hier Spezialisten am Werk gewesen waren, die sich wohl längst aus dem Staub gemacht hatten.
    Kusnezow war außer sich. Seit zwei Jahren verbreitete die Samstagszeitung
Erwachet!
Woche für Woche die Botschaften Igor Komarows in fünf Millionen Haushalten bis in die entlegensten Landesteile. Er selbst hatte die Idee gehabt, eine Postille ins Leben zu rufen, die ausschließlich der UPK gehörte. Auch das einmal monatlich erscheinende Magazin
Vaterland
ging auf ihn zurück. Tatsächlich war es mit Hilfe dieser beiden Blätter – einer Mischung aus Preisausschreiben mit hohen Gewinnen, intimen Geständnissen und rassistischer Propaganda – gelungen, die Beliebtheit des Führers zu steigern.
    »Wann können Sie die Produktion wieder aufnehmen?« wollte er vom Werkmeister wissen.
    Dieser zuckte die Achseln. »Sobald wir neue Druckmaschinen haben. Die hier sind nicht mehr zu reparieren. In acht Wochen vielleicht.«
    Kusnezow wurde blaß. Und das Schlimmste stand ihm erst noch bevor. Er mußte es dem Führer beibringen. Aber was konnte er schließlich dafür? Schuld war doch nur Grischin. Warum hatte er die Anlage auch nicht besser bewachen lassen? Das änderte freilich nichts an den Tatsachen: In den nächsten zwei Monaten würden weder
Erwachet!
noch
Vaterland
erscheinen. Und in acht Wochen wurde gewählt.
    Auch Inspektor Borodin erlebte keinen sonderlich angenehmen Morgen, obwohl er beim Betreten seines Büros im Hauptquartier der Miliz in der Petrowkastraße noch bestens gelaunt war.
    Überhaupt war er in der letzten Woche sehr zum Erstaunen seiner Kollegen die Freundlichkeit selbst gewesen. Nun, des Rätsels Lösung war denkbar einfach: Die Übergabe der wertvollen Dokumente an Oberst Grischin nach der immer noch ungeklärten Explosion im Metropol hatte ihm zusätzlich zu seinem Monatsgehalt einen stattlichen Bonus eingebracht.
    Ihm war klar, daß die noch laufenden Ermittlungen zum Anschlag im Hotel reine Zeitverschwendung waren. Die Versicherungsgesellschaft – höchstwahrscheinlich sowieso eine ausländische – würde zahlen, der amerikanische Gast war tot und der Fall ein Rätsel mit sieben Siegeln. Auch wenn er vermutete, daß der Tod des Mannes mit seinen eigenen auf Weisung Grischins im Hotel angestellten Recherchen zusammenhing, wollte er, Borodin, die Sache gewiß nicht an die große Glocke hängen.
    In weniger als zwei Monaten hieß der neue Präsident der Russischen Konföderation Igor Komarow. Der mächtigste Mann nach ihm war dann Oberst Grischin, und das hieß Belohnungen in schwindelerregender Höhe für all diejenigen, die ihm in den Jahren der Opposition treu gedient hatten.
    Seit dem Eintreffen der Nachricht von der Zerstörung der Druckerei der UPK war im Revier jedoch der Teufel los. Borodin hielt Sjuganows Kommunisten für die Urheber oder vielleicht auch eine der Mafiabanden, aus welchen obskuren Motiven heraus sie auch handeln mochten. Er erwog noch immer alle möglichen Theorien, als sein Telefon schrillte.
    »Borodin?« fragte der Anrufer.
    »Inspektor Borodin am Apparat, ja.«
    »Kusmin.«
    Borodin überlegte fieberhaft, konnte aber nichts mit dem Namen anfangen. »Wer?« »Professor Kusmin vom gerichtsmedizinischen Labor. Haben Sie mir das Beweismaterial vom Bombenattentat auf das Metropol geschickt? Auf der Akte steht Ihr Name.«
    »Ach ja, ich bin der für den Fall zuständige Inspektor.«
    »Ein Volltrottel sind Sie!«
    »Ich verstehe nicht, was.«
    »Ich habe soeben die Untersuchung der im Zimmer gefundenen Leichenteile abgeschlossen. Sie waren mit Holz-und Glassplittern, die mich nichts angehen, in einer Tüte.«
    »Und

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