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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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war. An der Wand erblickte er einen Betrunkenen mit einer Flasche Wodka in der Hand. Für die Frage, wie der Mann hier reingekommen war, blieb ihm allerdings keine Zeit mehr; da er mit dem Rücken zur Palette stand, konnte er nicht sehen, daß eine Gestalt in einem schwarzen Overall heranschlich und ihm ein Bleirohr auf den Hinterkopf drosch. Nach einem kurzen Feuerwerk in seinem Kopf wurde es Nacht um ihn.
    Brian fesselte und knebelte den Mann mit einem reißfesten Klebeband, während Ciaran und Mitch das Schloß aufbrachen. Sie schleiften den bewußtlosen Nachtwächter durch die offene Tür ins Innere, legten ihn direkt an der Wand ab und schlossen die Tür.
    Die Halle war hoch und dunkel. Für – wenn auch spärliches – Licht sorgten unterhalb der Dachsparren angebrachte Nachtlampen. Tonnen voller Druckerschwärze und Papierrollen bedeckten fast den ganzen Boden. Doch in der Mitte der Halle stand das, weswegen sie gekommen waren: drei gewaltige Offsetdruckmaschinen.
    Noch konnten sie freilich nicht heran. Irgendwo in der Nähe des Haupteingangs saß der zweite Nachtwächter in seinem gemütlichen, warmen Glashäuschen und sah fern oder las Zeitung. Brian schlich allein zwischen den Maschinen weiter. Sie hatten vereinbart, daß er den Mann übernehmen sollte. Nachdem er das erledigt hatte, kehrte er zurück und bezog vor dem Hintereingang Stellung, um den Fluchtweg zu sichern.
    Ciaran und Mitch kannten die drei Druckmaschinen, die in dieser Halle standen. Es waren in den USA hergestellte Baker-Perkins, für die es in Rußland keinen Ersatz gab. Für eine neue Lieferung wäre eine lange Seereise von Baltimore nach St. Petersburg vonnöten. Wenn der Rahmen nur genügend verzogen war, wäre selbst eine Boeing 747 nicht in der Lage, das benötigte neue Gerät zu liefern.
    In Norwich hatte eine Firma, die die gleichen Maschinen benutzte, eigens eine Führung für die beiden Exsoldaten veranstaltet. Sie hatten sich als Herausgeber einer finnischen Zeitung vorgestellt, die eine Neuausstattung ihrer Druckerei mit Maschinen von Baker-Perkins in Erwägung zog. Anschließend hatte ein pensionierter Drucker ihre Ausbildung gegen ein fürstliches Entgelt vervollständigt.
    Insgesamt hatten sie vier verschiedene Ziele. An jeder Maschine hingen mehrere riesige Papierrollen. Wenn eine verbraucht war, gewährleistete ein hochkomplizierter Federmechanismus den nahtlosen Übergang zur nächsten. Dieses sensible System war ihr erstes Ziel, und das bei allen drei Maschinen. Ciaran begann, jeweils da eine Bombe zu plazieren, wo sie den Mechanismus für immer zerstören würde.
    Mitch kümmerte sich währenddessen um die Farbwerke. Hierbei handelte es sich um Walzen, die der Druckplatte im jeweiligen Druckvorgang die benötigte Farbe zuführten.
    Erst nachdem die Saboteure sich um das Zubehör gekümmert hatten, nahmen sie die eigentliche Maschine in Angriff. Ihr Augenmerk richtete sich dabei auf den Rahmen und die Druckzylinder.
    Die zwei Männer verbrachten zwanzig Minuten bei den Maschinen. Dann zeigte Mitch auf seine Uhr. Es war ein Uhr, und sie hatten die Zeitzünder auf halb zwei gestellt. Fünf Minuten später erreichten sie das Freie. In ihrem Schlepptau hatten sie den ersten Nachtwächter, der jetzt zwar wieder bei Bewußtsein war, sich aber nicht wehren konnte. Hier draußen hatte er es nicht mehr so warm, war dafür jedoch in Sicherheit vor durch die Luft fliegenden Teilen. Um seinen Kollegen, der im Glashäuschen lag, brauchten sie sich nicht zu sorgen. Er war in sicherer Entfernung von den Maschinen.
    Um zehn nach eins sprangen sie in den Volvo und fuhren los. Um halb zwei waren sie in einem ganz anderen Stadtteil, so daß sie die Serie von Detonationen nicht hörten, die die Pressen, Rollen und Farbzylinder zerfetzten und auf den Betonboden schleuderten.
    Die Explosionen waren freilich so diskret, daß die Bürger von Worontsowo weiterschliefen. Erst als der außerhalb des Geländes liegende Nachtwächter mühselig um das Gebäude herum zum Haupteingang gehüpft war und mit dem Ellbogen den Alarmknopf betätigt hatte, rückte die Polizei an.
    Nach ihrer Befreiung riefen die Nachtwächter als erstes den Werkmeister an, dessen Telefonnummer im Büro an der Wand hing. Dieser traf um halb vier ein und betrachtete voller Entsetzen das Werk der Zerstörung. Danach alarmierte er Boris Kusnezow.
    Der Propagandachef der Union Patriotischer Kräfte erschien um fünf Uhr und hörte sich das Gejammer des Werkmeisters an. Um sieben

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