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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ehemaligen Soldaten nur als
Djadja
Kolja.
    Da Monk in einem Dienstwagen des Verteidigungsministeriums unterwegs war und die Uniform eines Obersts des Generalstabs trug, sahen die Dorfbewohner keinen Anlaß, ihm die Auskunft über Onkel Koljas Adresse zu verweigern.
    Kurz nach neun Uhr klopfte Monk an die Tür des Generals. Es war stockdunkel und bitter kalt in dieser Nacht. Der einbeinige Diener humpelte zur Tür, sah die Uniform und ließ den Besucher herein.
    General Nikolajew hatte nicht mit Besuch gerechnet. Um so verblüffter war er, als der Mann in der Uniform eines Oberst, in der Hand einen Aktenkoffer, eintrat. Er saß in seinem Lieblingssessel vor einem prasselnden Holzfeuer und las die Memoiren eines jüngeren Generals. Hin und wieder gab er ein verächtliches Schnauben von sich. Er kannte sie doch alle, wußte genau, was sie getan und vor allem, was sie nicht getan hatten. An ihrer Stelle wäre er vor Scham im Boden versunken. Jetzt, da sie mit dem Schreiben fiktiver Geschichte Geld scheffelten, konnten sie viel behaupten – doch das wenigste stimmte.
    Er sah von seinem Buch auf, als Wolodja einen Besucher aus Moskau ankündigte und die zwei Männer sogleich allein ließ.
    »Wer sind Sie?« knurrte er.
    »Jemand, der mit Ihnen sprechen muß, General.«
    »Aus Moskau?«
    »Von dort bin ich heute gekommen, ja.«
    »Na gut, raus mit der Sprache, wenn Sie schon mal da sind.« Er deutete mit dem Kinn auf die Aktentasche. »Dokumente aus dem Ministerium?«
    »Nicht ganz. Dokumente ja. Aber von anderer Stelle.«
    »Draußen ist es kalt. Setzen Sie sich lieber. Also, schießen Sie los. Worum geht es?«
    »Lassen Sie mich offen mit Ihnen reden. Diese Uniform habe ich nur angezogen, um von Ihnen empfangen zu werden. Ich gehöre nicht der russischen Armee und schon gar nicht dem Generalstab an. In Wahrheit bin ich Amerikaner.«
    Der Russe traute seinen Ohren nicht. Mehrere Sekunden lang starrte er den anderen stumm an. Plötzlich sträubten sich die Spitzen seines Schnurrbarts.
    »Sie sind ein Hochstapler!« donnerte er vor Zorn bebend. »Sie sind ein verdammter Spion! Ich dulde keine Spione in meinem Haus. Raus!«
    Monk blieb, wo er war. »Also gut, ich gehe gleich. Aber vorher bitte ich Sie, mir eine einzige Frage zu beantworten. Für ein halbminütiges Gespräch sind zehntausend Kilometer doch ein sehr weiter Weg.«
    General Nikolajew funkelte ihn an. »Eine einzige Frage.«
    »Vor fünf Jahren bat Sie Boris Jelzin, noch einmal in Ihren Beruf zurückzukehren und den Angriff auf Tschetschenien und die Zerstörung der Hauptstadt Grosny persönlich zu leiten. Laut Gerücht sollen Sie nach dem Studium der Pläne dem damaligen Verteidigungsminister Pawel Gratschow gesagt haben: ›Ich befehlige Soldaten und keine Metzger. Das da ist eine Aufgabe für Schlächter.‹ Trifft das zu?«
    »Was soll die Frage?«
    »Trifft das zu? Sie haben mir eine Frage zugestanden.«
    »Na gut, ja. Und ich hatte recht.«
    »Warum haben Sie das gesagt?«
    »Jetzt sind Sie schon bei der zweiten Frage?«
    »Nach Hause sind es ja noch einmal sechstausend Meilen.«
    »Von mir aus. Weil ich nicht glaube, daß Völkermord zur Aufgabe eines Soldaten gehört. Und jetzt verschwinden Sie.«
    »Ihnen ist klar, daß Sie da erbärmlichen Schund lesen?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es selbst gelesen. Es ist Unfug.«
    »Stimmt. Und was geht Sie das an?«
    Mit einem Griff in seine Aktentasche förderte Monk das Schwarze Manifest zutage. Er schlug eine mit einem Einmerkband gekennzeichnete Seite auf und reichte es ihm.
    »Wenn Sie schon Zeit für solchen Unsinn haben, können Sie sicher auch einen Blick auf ein wirklich übles Machwerk werfen.«
    Der General schwankte zwischen Zorn und Neugierde. »Yankeepropaganda?«
    »Nein. Die Zukunft Rußlands. Schauen Sie rein. Diese Seite und die nächste.«
    Mit einem Grunzen beugte sich Nikolajew über das Dokument und überflog die markierten Seiten. Sein Gesicht bekam auf einmal Flecken. »Ausgemachter Unsinn!« rief er. »Welcher Schwachkopf hat das geschrieben?«
    »Haben Sie schon mal von Igor Komarow gehört?«
    »Dumme Frage. Natürlich. Er wird im Januar Präsident.«
    »Gut oder schlecht?«
    »Woher soll ich das wissen? Das sind doch sowieso alles Flaschen.«
    »Dann ist er also weder besser noch schlechter als die anderen?«
    »Sie treffen den Nagel auf den Kopf.«
    Nun setzte ihn Monk in aller Kürze über die Ereignisse des fünfzehnten Juli in Kenntnis. Ein ausführlicher Bericht verbot

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