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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Komarow stehe, nicht wahr?«
    Als leitender Programmplaner wußte Gurow genau, welche bedeutende Rolle das Fernsehen als einflußreichstes Medium in jeder modernen Gesellschaft vor einer Wahl spielte.
    Mit Ausnahme von Großbritannien, wo die BBC weiterhin um eine objektive politische Berichterstattung auf den landesweiten Kanälen bemüht war, nutzten die amtierenden Regierungen in allen übrigen Staaten West- und Osteuropas bereits seit Jahren ihre staatlichen Fernsehsender, um die jeweilige Regierung zu unterstützen.
    In Rußland berichtete das staatliche Fernsehen ausgiebig über den Wahlkampf des amtierenden Präsidenten Iwan Markow, erwähnte aber, wenn überhaupt, die Existenz der beiden anderen Kandidaten nur beiläufig in irgendeinem langweiligen Nachrichtenzusammenhang.
    Nach Ausscheiden der kleineren Fische waren nur zwei wichtige Kandidaten übriggeblieben: zum einen Gennadi Sjuganow für die neokommunistische Sozialistische Union und Igor Komarow für die Union Patriotischer Kräfte, die UPK.
    Ersterer hatte offensichtlich Probleme, das Geld für seinen Wahlkampf aufzutreiben, letzterer schien über Unsummen verfügen zu können. Mit diesen Mitteln hatte sich Komarow die Öffentlichkeit buchstäblich nach amerikanischer Art gekauft, indem er gleich stundenweise Sendezeit bei den beiden kommerziellen Sendern bezahlte.
    Durch den Ankauf von Sendezeit konnte er sicher sein, daß die Sendungen weder geschnitten noch zensiert wurden. Nur zu gern hatte Gurow bislang zu besten Sendezeiten Platz für eine ausgiebige Wiedergabe von Komarows Reden und Kundgebungen eingeräumt, schließlich war er kein Narr und hatte längst begriffen, daß es, sollte Komarow siegen, bei den Sendern zu massiven Entlassungen kommen würde. Wer sein Herz aber auf dem rechten Fleck gehabt hatte, der durfte mit Versetzung und Beförderung rechnen.
    Kusnezow starrte ihn verwundert an. Irgend etwas stimmte nicht.
    »Es hat da offenbar eine Art politischen Meinungsumschwungs auf Vorstandsebene gegeben. Mit mir hat das nichts zu tun, verstehen Sie mich richtig. Ich bin bloß der Botenjunge. Die Sache ist hoch über meinem Kopf abgelaufen, irgendwo in der Stratosphäre.«
    »Was für einen politischen Meinungsumschwung, Anton? Wovon reden Sie überhaupt?«
    Gurow rutschte unbehaglich hin und her und verfluchte den Geschäftsführer, der ihn zu dieser Aufgabe verdonnert hatte.
    »Sie wissen doch sicherlich, Boris, daß wir wie alle großen Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit den Banken angewiesen sind. Und wenn eines zum anderen kommt, dann haben die Banken einen ziemlichen Einfluß. Sie haben uns im Griff. Solange die Geschäfte laufen, lassen sie uns normalerweise in Ruhe, aber jetzt machen sie Druck.«
    Kusnezow starrte ihn entgeistert an. »Verdammt, tut mir leid, Anton, das muß schlimm für Sie sein.«
    »Für mich eigentlich nicht, Boris.«
    »Ich meine, wenn der Sender baden geht und die Schotten dichtmacht.«
    »Na ja, das ist wohl nicht ganz das, was die Banken gesagt haben. Der Sender kann weitermachen, aber sie verlangen einen Preis.«
    »Was für einen Preis?«
    »Nun, mein Freund, das alles hat nichts mit mir zu tun. Ginge es nach mir, würde ich Komarow vierundzwanzig Stunden am Tag über den Bildschirm flimmern lassen, aber.«
    »Aber was? Spucken Sie es endlich aus.«
    »Also gut, der Sender wird keinerlei Berichterstattung mehr über Komarows Reden oder Wahlversammlungen bringen. So lautet die Anordnung.«
    Kusnezow sprang auf, zornrot im Gesicht. »Sind Sie völlig verrückt geworden? Wir kaufen die Sendezeit, schon vergessen? Wir zahlen dafür. Dies ist ein kommerzieller Sender, ihr könnt unser Geld nicht ablehnen.«
    »Offenbar doch.«
    »Aber wir haben für diese Sendung im voraus bezahlt.«
    »Anscheinend ist das Geld bereits rücküberwiesen worden.«
    »Dann gehe ich nach nebenan. Ihr seid schließlich nicht der einzige Sender in dieser Stadt. Bislang habe ich Ihnen immer den Vorzug gegeben, Anton, aber das ist nun vorbei.«
    »Die nebenan sind bei denselben Banken.«
    Kusnezow setzte sich wieder, seine Knie zitterten. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Ich kann Ihnen auch nur sagen, Boris, daß hier jemand die Schrauben ansetzt. Ich begreife es selbst nicht ganz. Aber diese Anordnung wurde gestern vom Vorstand erlassen. Entweder lehnen wir es in den nächsten dreißig Tagen ab, über Komarow zu berichten, oder die Banken machen den Laden dicht.«
    Kusnezow starrte ihn an. »Da geht Ihnen aber mächtig viel

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