Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Sendezeit verloren. Was wollen Sie statt dessen bringen? Tanzende Kosaken?«
    »Nein, das ist ja das Seltsame. Der Sender wird statt dessen über die Kundgebungen dieses Pfaffen berichten.«
    »Was denn für ein Pfaffe?«
    »Sie wissen doch, dieser Erweckungsprediger, der die Leute immer auffordert, sich Gott zuzuwenden.«
    »Gott und dem Zaren«, murmelte Kusnezow.
    »Eben der.«
    »Pater Gregor.«
    »Genau. Ich verstehe es selbst nicht, aber.«
    »Sie sind verrückt. Der hat doch keine zwei Rubel in der Tasche.«
    »Das ist es ja gerade. Das Geld scheint da zu sein, also bringen wir ihn in den Nachrichten und füllen die Sondersendungen mit ihm. Er hat einen höllischen Terminplan. Wollen Sie einmal reinschauen?«
    »Nein, ich will seinen verdammten Terminplan nicht sehen!« Mit diesen Worten stürmte Kusnezow hinaus. Er hatte keine Ahnung, wie er seinem Idol mit diesen Neuigkeiten gegenübertreten sollte. Doch ein Verdacht, der sich seit Wochen geregt hatte, war nun zur völligen Gewißheit geworden. Komarow und Grischin hatten bedeutsame Blicke gewechselt, als er ihnen von den Druckerpressen und später dann vom General erzählt hatte. Sie wußten etwas, was er nicht wußte. Doch eines war hm klar, irgendwas lief katastrophal schief.
    Auf der anderen Seite Europas wurde Sir Nigel Irvine an diesem Abend beim Dinner gestört. Der Clubdiener hielt ihm das Telefon hin.
    »Ein Dr. Probyn, Sir Nigel.«
    Die zwitschernde Stimme des Heraldikers drang aus dem Hörer. Er hatte offenbar in seinem Büro einige Überstunden gemacht.
    »Ich glaube, ich habe Ihren Mann.«
    »In Ihrem Büro, morgen früh um zehn? Ausgezeichnet!«
    Sir Nigel reichte dem wartenden Diener den Hörer zurück.
    »Ich denke, Trubshaw, jetzt wäre ein Gläschen angebracht. Bringen Sie bitte den Vintage-Port.«
    In Rußland zählt die Miliz beziehungsweise die Polizei zum Zuständigkeitsbereich des Innenministeriums, also des MVD.
    Wie die meisten Polizeiapparate zerfällt sie in zwei Kategorien: die Bundesmiliz auf der einen und die Bezirksmiliz auf der anderen Seite. Die einzelnen Bezirke nennt man Oblasts, und der größte von ihnen ist der Moskauer Oblast, ein Gebiet, das die gesamte Hauptstadt der Russischen Föderation und deren Umland umfaßt, eine Fläche, etwa so groß wie der Distrikt von Columbia mit einem Drittel Virginias und Marylands.
    In Moskau sind deshalb, wenn auch in verschiedenen Gebäuden, sowohl die Bundesmiliz als auch die Moskauer Miliz zu Hause. Im Gegensatz zu westlichen Polizeiapparaten hat das russische Innenministerium allerdings auch noch eine Privatarmee zu seiner Verfügung – eine schwerbewaffnete MVD-Truppe von hundertdreißigtausend Mann, die es fast mit jeder echten Armee des Verteidigungsministeriums aufnehmen kann.
    Kurz nach dem Fall des Kommunismus breitete sich das organisierte Verbrechen derart offen, unverschämt und flächendeckend aus, daß Boris Jelzin sich gezwungen sah, ganze Divisionen der Bundespolizei und der Polizei des Moskauer Oblast neu aufzustellen, deren einzige Aufgabe der Kampf gegen die anwachsende Mafia war.
    Ziel der Bundesmiliz war es, das Verbrechen im gesamten Land zu bekämpfen, doch hatte sich die organisierte Kriminalität in Gestalt von Wirtschaftsverbrechen derart auf Moskau konzentriert, daß das Bezirksdezernat zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, kurz GUVD genannt, beinahe ebenso groß wurde wie sein bundespolizeilicher Gegenspieler.
    Das GUVD hatte bis in die neunziger Jahre nur bescheidene Erfolge aufweisen können, bis es schließlich von Polizeigeneral Walentin Petrowski übernommen wurde, dem obersten General des Kontrollkollegiums.
    Man hatte ihn von außerhalb auf diesen Posten berufen, da er sich in der Industriestadt Nischni Nowgorod den Ruf eines unbestechlichen harten Mannes erworben hatte. Wie Eliot Ness sah er sich mit einer Situation konfrontiert, die an das Chicago der Zeit Al Capones erinnerte.
    Doch im Gegensatz zum Anführer der Unbestechlichen verfügte er über weit mehr Feuerkraft und mußte längst nicht auf so viele Bürgerrechte Rücksicht nehmen.
    Er begann sein Regime, indem er ein Dutzend der höchsten Offiziere feuerte, die nach seinen Worten dem Gegenstand ihrer Polizeiarbeit, dem organisierten Verbrechen, »zu nahe« gestanden hatten. »Zu nahe?« rief der FBI-Verbindungsoffizier der US-Botschaft. »Die standen bei denen auf der verdammte Gehaltsliste!«
    Petrowski veranstaltete anschließend bei den hochrangigen Ermittlern eine Reihe von

Weitere Kostenlose Bücher