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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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begrüßten, und er war klug genug, um zu wissen, daß Kellner sich nicht mit der Schwarzen Garde anlegten.
    Der Anführer der Truppe musterte die Gäste, bis sein Blick auf die beiden Ausländer fiel, die am anderen Ende des Saals speisten. Mit einem Kopfnicken befahl er einem seiner Männer, ihn zu begleiten, die übrigen drei wies er an, ihn von der Tür aus zu decken, obwohl er wußte, daß er ihren Schutz kaum brauchen würde. Der jüngere der beiden Engländer könnte vielleicht einigen Ärger bereiten, aber das würde nur ein paar Sekunden dauern.
    »Freunde von Ihnen?« fragte Vincent ruhig. Unbewaffnet fühlte er sich nackt, und er überlegte, wie weit er mit dem gezackten Steakmesser neben seinem Teller kommen würde. Nicht sehr weit, sagte ihm seine Vernunft.
    »Ich glaube, das sind die Gentlemen, deren Druckerpressen Sie vor einigen Wochen ein wenig demoliert haben«, sagte Irvine. Er wischte sich den Mund ab. Die Ente war köstlich gewesen. Der Mann im schwarzen Mantel kam auf sie zu, blieb vor ihnen stehen und sah auf sie herab. Seine »schweren Jungs« stellten sich hinter ihn.
    »Sir Irvine?« Grischin sprach nur russisch. Vincent übersetzte.
    »Nun, eigentlich heißt es Sir Nigel. Aber mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Treiben Sie keine Spielchen mit mir. Wie sind Sie in dieses Land gelangt?«
    »Mit einem Flugzeug.«
    »Lüge.«
    »Ich versichere Ihnen, Oberst. Sie sind doch Oberst Grischin, nicht wahr?. meine Papiere sind völlig in Ordnung. Sie liegen natürlich beim Empfang im Hotel, sonst würde ich sie Ihnen gern zeigen.«
    Einen Moment lang schien Grischin unentschlossen. Wenn er den Staatsorganen Anweisungen erteilte und die entsprechenden Bestechungsgelder aussetzte, wurden seine Befehle zumeist befolgt. Aber es konnte auch eine Panne gegeben haben. Das würde noch jemand bereuen müssen.
    »Sie mischen sich in die inneren Angelegenheiten Rußlands,
Anglichanin,
und das paßt mir nicht. Ihre amerikanische Marionette, diesen Monk, den haben wir uns auch bald geschnappt, und dann werde ich meine Rechnung mit ihm persönlich begleichen.«
    »Sind Sie fertig, Oberst? Denn sollten Sie fertig sein, werde ich Ihnen, da Sie nun einmal so offen zu mir sind, ebenso offen antworten.«
    Vincent übersetzte in Windeseile. Grischin starrte ihn ungläubig an. Niemand redete so mit ihm, vor allem aber kein hilfloser alter Mann. Nigel Irvine hob den Blick von seinem Glas Wein und schaute Grischin direkt an.
    »Sie sind ein zutiefst verabscheuungswürdiger Mensch, allein der Mann, dem Sie dienen, ist vielleicht noch widerlicher als Sie.«
    Vincent öffnete den Mund, schloß ihn wieder und murmelte dann auf englisch: »Halten Sie das für klug, Chef?«
    »Übersetzen Sie nur, seien Sie so lieb.«
    Vincent tat, wie befohlen. An Grischins Stirn schwoll eine Ader an.
    Der Ganove hinter ihm sah aus, als würde sein Hals nicht mehr lange in seinen Kragen passen.
    »Das russische Volk«, fuhr Irvine im Plauderton fort, »mag viele Fehler begangen haben, aber Sie hat es ebensowenig verdient, wie irgendeine andere Nation der Erde solchen Abschaum wie Sie verdient hat.«
    Vincent hielt bei dem Wort »Abschaum« einen Moment inne, schluckte und benutzte dann das russische Wort
pisdjuk.
Die Ader pulsierte immer heftiger.
    »Kurz, Oberst Grischin, es besteht vielleicht noch eine Chance, daß Sie und Ihr Oberlude dieses großartige Land niemals regieren werden. Das Volk durchschaut nämlich langsam Ihre Fassade, und in dreißig Tagen werden Sie hoffentlich feststellen müssen, daß es seine Meinung geändert hat. Und was wollen Sie dagegen schon unternehmen?«
    »Ich glaube«, sagte Grischin bedächtig, »ich werde damit anfangen, daß ich Sie umbringe. Rußland werden Sie jedenfalls nicht wieder lebend verlassen.«
    Vincent übersetzte und fügte dann auf englisch hinzu: »Ich denke, er meint es ernst.«
    Der Saal verstummte. Die Gäste an den Tischen zu beiden Seiten hatten mit Vincents Hilfe den Wortwechsel zwischen Grischin und Irvine verfolgen können. Grischin machte sich keine Sorgen. Moskowiter, die abends zum Essen ausgingen, würden sich weder einmischen noch sich daran erinnern, was sie gesehen hatten. Das Morddezernat suchte noch heute nach den Männern, die den Londoner Journalisten umgebracht hatten.
    »Das wäre wohl kaum Ihre klügste Entscheidung«, sagte Irvine.
    Grischin schnaubte verächtlich. »Was glauben Sie denn, wer Ihnen helfen sollte? Die se Schweine vielleicht?«
    Schweine war das falsche

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