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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Wort. Etwas schlug links von Grischin heftig auf dem Tisch auf. Er wandte sich halb danach um. Die glitzernde und noch immer vibrierende Klinge eines Schnappmessers stak im Holz der Tischplatte. Es hätte das Steakmesser des Gastes vor ihm sein können, doch das lag noch neben dem Teller. Ein weiterer Gast zu seiner Linken nahm seine weiße Serviette auf. Darunter lag eine NeunMillimeter-Steyr.
    Über die Schulter gewandt fragte Grischin seine Schwarzgardisten hinter ihm: »Wer sind diese Leute?«
    »Tschetschenen«, zischte der Gardist.
    »Alle?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Irvine, nachdem Vincent für ihn übersetzt hatte. »Und sie mögen es überhaupt nicht, wenn man sie Schweine nennt. Moslems, wissen Sie. Mit gutem Gedächtnis. Sie können sich sogar noch an Grosny erinnern.«
    Kaum hatte er den Namen ihrer zerstörten Hauptstadt genannt, war ein lautes metallisches Klicken zu hören, als fünfzig Gäste ihre Waffen entsicherten. Allein sieben Revolver richteten sich auf die drei Schwarzgardisten bei den Vorhängen am Durchgang. Der Kellner duckte sich hinter seiner Kasse und betete darum, seine Enkel noch einmal wiedersehen zu dürfen.
    Grischin sah auf Sir Nigel herab. »Ich habe Sie unterschätzt,
Anglichanin.
Das passiert mir nicht noch mal. Verschwinden Sie aus Rußland, und hören Sie auf, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen. Und finden Sie sich damit ab, daß Sie Ihren amerikanischen Freund nie wieder sehen werden.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Tür. Seine Wachen folgten ihm.
    Vincent stieß einen langen Seufzer aus. »Sie wußten über diese Leute im Lokal Bescheid, stimmt's?«
    »Nun, ich hatte gehofft, daß meine Nachricht angekommen ist. Sollen wir gehen?«
    Er hob sein Glas mit dem letzten Schluck starken Rotwein und prostete dem Saal zu.
    »Auf Ihr Wohl, meine Herren. Und vielen Dank.«
    Vincent übersetzte, dann gingen sie. Sie gingen alle zusammen. Die verbleibenden Stunden der Nacht bewachten die Tschetschenen das Hotel, und am nächsten Morgen begleiteten sie die Besucher nach Scheremetjewo, von wo aus sie den nächsten Flug nach London nahmen.
    »Was Sie mir auch anbieten, Sir Nigel«, sagte Vincent, als die Maschine der British Airways über der Moskwa drehte und nach Westen schwenkte, »ich werde nie, ich wiederhole, nie wieder nach Moskau zurückkehren.«
    »Das trifft sich gut, ich nämlich auch nicht.«
    »Und wer ist der Amerikaner?«
    »Oh, ich fürchte, der ist immer noch irgendwo da unten und lebt am Rand des Abgrunds, direkt am Abgrund. Wirklich ein ganz besonderer Mensch.«
    Umar Gunajew ging hinein, ohne anzuklopfen. Monk saß am Tisch und betrachtete einen detaillierten Stadtplan von Moskau. Er blickte auf.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte der Tschetschenenführer.
    »Sie sind unzufrieden«, sagte Monk. »Das ist schade.«
    »Ihre Freunde sind fort. Sie leben. Aber was letzte Nacht im Silver Age passiert ist, war einfach verrückt. Ich habe eingewilligt, weil ich Ihnen seit damals etwas schuldig bin. Aber so langsam habe ich meine Schuld abgetragen. Und ich allein stehe in Ihrer Schuld. Warum soll ich meine Männer in Gefahr bringen, nur weil Ihre Freunde verrückte Spielchen treiben wollen?«
    »Tut mir leid. Der alte Mann mußte unbedingt nach Moskau kommen. Er hatte eine überaus wichtige Verabredung, die er persönlich wahrnehmen mußte. Also ist er hergekommen. Und Grischin hat entdeckt, daß er im Land war.«
    »Dann hätte er im Hotel essen sollen. Da wäre er vergleichsweise sicher gewesen.«
    »Offenbar wollte er Grischin unbedingt kennenlernen, mit ihm reden.«
    »Reden nennen Sie das? Ich saß nur drei Tische weiter. Er hat ihn praktisch gebeten, ihn umzubringen.«
    »Ich verstehe es doch auch nicht, Umar. So lauteten jedenfalls seine Anweisungen.«
    »Es gibt in diesem Land zweieinhalbtausend private Sicherheitsdienste, Jason, allein achthundert davon in Moskau. Er hätte problemlos fünfzig Mann anheuern können.«
    Mit steigender Kriminalitätsrate waren diese Sicherheitsgesellschaften wie Pilze aus dem Boden geschossen. Gunajews Zahlen stimmten ziemlich genau. Zumeist rekrutierten sie ihre Leute aus ehemals militärischen Verbänden, so daß es Sicherheitsdienste aus Exmarinetruppen, Exspezialeinheiten, aus ehemaligen paramilitärischen Gruppierungen, der Exmiliz und dem Ex-KGB gab.
    Die Zahl der Sicherheitsleute betrug 1999 achthunderttausend, ein Drittel davon befand sich in Moskau. Theoretisch war es Aufgabe der

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