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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kämpfereinheiten einen Kaplan brauchen. Der Rang eines Bischofs würde dazu sicherlich notwendig sein.«
    »Zu freundlich, Oberst.«
    »Sie werden noch merken, wie freundlich ich sein kann, Pater Maxim. Doch zurück zum Patriarchen. Halten Sie mich auf dem laufenden. Nehmen Sie lieber dies hier mit. Sie werden wissen, wie man damit umgehen muß.«
    Kaum hatte der Informant Oberst Grischin verlassen, befahl er seinem Fahrer, ihn zum Hotel National zu bringen. Es war an der Zeit, dachte er, diesem lästigen Westler und dem amerikanischen Aufrührer einige harte Tatsachen über das moderne Moskau beizubringen.
    Oberst Grischin befahl seinem Fahrer, etwa hundert Meter in die Ochotni Riad, die »Jägergasse«, hineinzufahren, die entlang der Nordwestseite des Manegeplatzes verläuft, an dem das Hotel National steht.
    Aus dem Wagen konnte er die beiden Fahrzeuge seines Observierungsteams beobachten, die an der Ladenzeile vor dem Hotel parkten.
    »Warten Sie hier«, befahl er seinem Fahrer und stieg aus. Um sieben Uhr abends war es schon unter zwanzig Grad. Ein paar vermummte Gestalten schlurften vorüber.
    Er ging über die Straße und klopfte ans Fahrerfenster. Als der elektrische Motor die Scheibe herunterließ, gab sie in der Kälte ein knirschendes Geräusch von sich.
    »Ja, Oberst?«
    »Wo ist er?«
    »Er muß noch drinnen sein, falls er im Hotel war, als wir ankamen. Seither hat niemand das Haus verlassen, der ihm auch nur entfernt ähnlich sieht.«
    »Ruf Kusnezow an. Sag ihm, ich brauche ihn hier.«
    Zwanzig Minuten später traf der Propagandachef ein.
    »Ich möchte, daß Sie für mich noch einmal den amerikanischen Touristen spielen«, sagte Grischin. Er zog ein Foto aus seiner Tasche und zeigte es Kusnezow.
    »Das ist der Mann, den ich suche«, sagte er. »Probieren Sie es mit den Namen Trubshaw oder Irvine.«
    Kusnezow war zehn Minuten später wieder zurück.
    »Er hat sich unter dem Namen Irvine angemeldet und ist auf seinem Zimmer.«
    »Nummer?«
    »252. War das alles?«
    »Das ist alles, was ich wissen wollte.«
    Grischin ging zurück zu seinem eigenen Wagen und rief über Handy den Tresorknacker und Einbrecher an, den er in der Eingangshalle des Hotel Intourist postiert hatte.
    »Sind Sie soweit?«
    »Ja, Oberst.«
    »Bleiben Sie in Alarmbereitschaft. Wenn ich Ihnen den Befehl gebe, möchte ich, daß Sie Zimmer 252 durchsuchen. Nehmen Sie nichts mit, aber schauen Sie sich alles genau an. Einer meiner Männer ist in der Eingangshalle, er kommt mit.«
    »Verstanden.«
    Um acht Uhr kam einer der beiden Männer, die Grischin in der Eingangshalle plaziert hatte, aus dem Hotel, nickte seinen Kollegen im Wagen auf der anderen Straßenseite zu und schlenderte davon.
    Gleich darauf tauchten zwei Gestalten in schweren Wintermänteln und Pelzhüten auf. Grischin konnte einige weiße Haarsträhnen erkennen, die unter einem der Pelzhüte hervorquollen. Die Männer bogen nach links in die Straße Richtung Bolschoitheater ein.
    Grischin rief seinen Einbrecher an. »Er hat das Hotel verlassen. Das Zimmer ist leer.«
    Langsam rollte einer von Grischins Wagen hinter den beiden Männern her. Zwei weitere Posten, die im Parterrecafe des National gesessen hatten, kamen aus dem Hotel und folgten den Engländern. Vier Männer bummelten durch die Straße, vier weitere saßen in zwei Wagen. Grischins Fahrer fragte:
    »Sollen wir sie einkassieren, Oberst?«
    »Noch nicht, ich will wissen, wohin sie gehen.«
    Vielleicht brachte ihn Irvine zu dem Amerikaner Monk, dann hätte Grischin sie alle auf einen Schlag.
    Die beiden Engländer blieben an der Ampel vor der Twerskajastraße stehen, warteten, bis es grün wurde, und gingen dann auf die andere Seite. Sekunden später bog der Einbrecher um die Ecke Twerskajastraße.
    Er war ein äußerst erfahrener Mann und sah stets wie ein ausländischer Geschäftsmann aus, ein Exemplar jener Spezies, die zu den wenigen gehörten, die sich die Moskauer Spitzenhotels noch leisten konnten. Mantel und Anzug waren gestohlen und stammten aus London, außerdem strahlte der Mann eine Selbstsicherheit aus, die nahezu jeden Hotelbediensteten täuschen mußte.
    Grischin sah ihm nach, bis er die Drehtür des Hotels aufstieß und im Innern verschwand. Dem Oberst war nicht entgangen, daß Nigel Irvine zum Glück keinen Attachekoffer bei sich trug. Falls er einen besaß, mußte er ihn auf seinem Zimmer gelassen haben.
    »Los«, befahl er seinem Fahrer. Der Mercedes glitt vom Bürgersteig fort und schob sich bis

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