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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Miliz, an jede Sicherheitsgesellschaft eine Lizenz zu vergeben, und laut Gesetz hatte sie alle Männer auf den jeweiligen Gehaltslisten zu kontrollieren, sie auf ihre Eignung und auf eventuelle Vorstrafen hin zu durchleuchten und ihren Sinn für Verantwortung, Anzahl und Marke der Waffen und den Grund für ihre Bewaffnung zu überprüfen.
    Soweit die Theorie. In der Praxis konnte ein gut gefüllter Umschlag alle notwendigen Lizenzen besorgen. Die Tarnung als »Sicherheitsgesellschaft« war derart nützlich, daß die Banden einfach ihre eigene Gesellschaft anmeldeten, so daß jeder Ganove in der Stadt ein Papier zücken konnte, das ihn als Angehörigen des Sicherheitsdienstes auswies und ihn berechtigte, das zu tragen, was er unter der linken Achselhöhle verbarg.
    »Das Problem ist nur, Umar, daß man sie kaufen kann. Die sehen Grischin und wissen, der verdoppelt ihr Gehalt. Sie würden die Seiten wechseln und den Auftrag selbst erledigen.«
    »Also haben Sie meine Männer genommen, weil die Sie nicht verraten würden?«
    »Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Ihnen ist klar, daß Grischin nun genau weiß, wer Sie beschützt? Sollte er vorher noch seine Zweifel gehabt haben, dürften die jetzt ausgeräumt sein. Von jetzt an wird das Leben ziemlich schwierig. Auf der Straße gibt es bereits erste Gerüchte, die besagen, daß die Dolgoruki sich zu einem größeren Bandenkrieg rüsten. Und das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein Bandenkrieg.«
    »Wenn Komarow an die Macht kommt, werden die Dolgoruki Ihr geringstes Problem sein.«
    »Was zum Teufel haben Sie und Ihr dämlicher schwarzer Ordner hier eigentlich ins Rollen gebracht?«
    »Was es auch ist, Umar, wir können es nicht mehr aufhalten.«
    »Wir? Ich höre immer ›wir‹. Sie haben mich um Hilfe gebeten. Sie brauchten Schutz. Ich habe Ihnen meine Gastfreundschaft angeboten, aber jetzt droht man mir mit offenem Krieg.«
    »Ich könne versuchen, ihn abzuwenden.«
    »Wie denn?«
    »Ich rede mit General Petrowski.«
    »Mit dem? Diesem Tschekisten? Wissen Sie, wie viele Geschäfte der und seine GUVD mir versaut haben? Wissen Sie, wie viele Razzien der in meinen Clubs, meinen Lagerhäusern und Casinos durchgeführt hat?«
    »Er haßt die Dolgoruki mehr als die Tschetschenen. Außerdem muß ich mich mit dem Patriarchen treffen. Ein letztes Mal.«
    »Warum?«
    »Ich muß mit ihm reden. Es gibt da ein paar Dinge, die er wissen muß. Aber wenn ich wieder ungeschoren davonkommen will, brauche ich noch einmal Hilfe.«
    »Ihn hat doch keiner in Verdacht. Verkleiden Sie sich als Priester, und gehen Sie zu ihm.«
    »Ganz so einfach ist es nicht. Ich glaube, der Engländer ist mit der Hotellimousine vorgefahren. Und wenn Grischin die Eintragungen überprüft, was er wahrscheinlich längst getan hat, dann weiß er, daß der Engländer beim Patriarchen war. Also wird er das Haus in Tschisti Pereulok bewachen lassen.«
    Umar schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Weißt du, mein Freund, dein englischer Freund ist ein alter Narr.«
    Oberst Grischin saß an seinem Tisch und betrachtete das vergrößerte Foto mit unverhohlener Befriedigung. Dann drückte er eine Taste auf der Gegensprechanlage. »Ich muß mit Ihnen reden, Herr Präsident.«
    »Kommen Sie herein.«
    Igor Komarow studierte die Fotografie des Briefs, der in Sir Nigels Attachekoffer gefunden worden war. Er war auf dem offiziellen Briefpapier des Patriarchen geschrieben worden und begann mit den Worten: »An Ihre Königliche Hoheit.« Unterschrift und Siegel stammten von Seiner Heiligkeit Alexei II.
    »Was ist das?«
    »Die ausländische Verschwörung gegen Sie, Herr Präsident, ist aufgedeckt. Unsere Widersacher gehen dabei in zwei Richtungen vor. Hier in Rußland versucht man, Ihre Wahlkampagne zu destabilisieren und Besorgnis und Mutlosigkeit zu verbreiten, indem man gewissen ausgewählten Personen ihr privates Manifest zeigt.
    Resultat war die Sabotage an den Druckerpressen, die Anordnung der Banken, jede landesweite Berichterstattung einzustellen und die hetzerische Rede des alten Trottels von General. Das hat Schaden angerichtet, kann aber Ihren Sieg nicht verhindern.
    Der zweite Teil der Verschwörung ist auf gewisse Weise sogar noch gefährlicher. Er zielt auf eine Restauration des Zarentums, um Sie damit schachmatt zu setzen. Aus Eigennutz hat der Patriarch dem zugestimmt. Vor Ihnen liegt sein persönlicher Brief an einen gewissen Prinzen im Westen. In dem Schreiben wird die Idee der Restauration

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