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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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waren Verbündete nicht unbedingt schwer zu finden. Als erstes boten sich da die Vereinten Sicherheitsdienste, die VSD, an. Sie waren die Erben der einst allmächtigen Zweiten Hauptabteilung des KGB, jener weitverzweigten Organisation, die die Unterdrückung in der UdSSR auf dem vom Politbüro gewünschten Niveau gehalten hatte. Seit Beginn jener verachteten Ideologie namens Demokratie war seine alte Macht allerdings ziemlich geschrumpft.
    Für die Spionageabwehr war immer noch die VSD verantwortlich, deren Hauptquartier sich in der berüchtigten KGB-Zentrale am ehemaligen Dserschinskiplatz, dem heutigen Lubjankaplatz, befand, hinter dem das ebenso berüchtigte und gefürchtete Gefängnis Lubjanka lag. Außerdem war dort eine Abteilung untergebracht, die sich ausschließlich dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen verschrieben hatte, doch war diese Abteilung bei weitem nicht so effektiv wie die GUVD von General Petrowski, weshalb sie sich auch mit keiner dringlichen Racheforderung der Dolgoruki konfrontiert sah.
    Zur Unterstützung ihrer Aufgaben waren dem VSD zwei Kommandos Schneller Eingreiftruppen zugeordnet, das Kommando Alpha und das Kommando Wimpel.
    Diese beiden Kommandos hatten früher zu den besten und gefürchtetsten Einheiten in ganz Rußland gezählt und waren oft mit der britischen SAS verglichen worden. Doch etwas war schiefgelaufen, und bei diesem Etwas war es um eine Frage der Treue gegangen.
    1991 hatten der Verteidigungsminister Jasow und der Leiter des KGB, Krjutschkow, einen Staatsstreich gegen Gorbatschow geplant. Der Coup schlug fehl, trotzdem wurde Gorbatschow demontiert und Jelzin ins Rampenlicht gerückt. Ursprünglich hatte das Kommando Alpha den Staatsstreich unterstützen sollen, wechselte aber mitten im Geschehen die Seiten und ließ zu, daß Boris Jelzin aus der Duma trat, auf einen Panzer sprang und in den Augen der Welt zum Helden wurde. Als ein schockierter Gorbatschow schließlich aus seinem Hausarrest auf der Krim entlassen und nach Moskau zurückgeflogen wurde, nur um seinen alten Widersacher Jelzin an der Macht zu finden, wurden die Treue und Verläßlichkeit des Kommandos Alpha ziemlich skeptisch beurteilt. Gleiches galt für das Kommando Wimpel.
    1999 war das Ansehen der beiden schwerbewaffneten Kommandos erfahrener Soldaten immer noch nicht wiederhergestellt, doch Grischin boten sie zwei Vorteile. Zum einen zeichneten sie sich wie die meisten Sondereinheiten durch eine Überzahl von Offizieren und Unteroffizieren zu vergleichsweise wenigen unerfahrenen Gefreiten aus, und außerdem neigten die Veteranen politisch zur äußersten Rechten: Sie waren antisemitisch, ausländerfeindlich und antidemokratisch eingestellt. Darüber hinaus hatten sie seit sechs Monaten keinen Sold erhalten.
    Grischins Angebot klang in ihren Ohren wie Sirenengesang: die Wiedereinsetzung des KGB in die alten Machtpositionen, eine Vorzugsbehandlung, wie wahre Eliten sie verdient hatten, und ab sofort doppeltes Gehalt.
    In der Silvesternacht sollte das Kommando Wimpel sich bewaffnen, die Kasernen verlassen, zum Flugplatz Khodinka vorstoßen und Startbahnen und Stützpunkt sichern. Das Innenministerium und die angrenzenden OMON-Kasernen wurden dem Kommando Alpha anvertraut, eine Grischin unterstellte Einheit sollte die SOBR-Kasernen hinter der Schabolowkastraße stürmen.
    Am neunundzwanzigsten Dezember nahm Oberst Grischin in einem luxuriös eingerichteten Landhaus außerhalb Moskaus an einem Treffen der Dolgoruki teil. Er besprach sich mit dem Schkod, dem obersten Rat der Mafia. Dieses Treffen war für die weitere Entwicklung von entscheidender Bedeutung.
    Soweit es die Mafia betraf, hatte er ziemlich viel zu erklären. Die Razzien von General Petrowski waren noch lange nicht vergessen, und als seine Zahlmeister verlangten sie dafür eine Erklärung.
    Grischins Rede veränderte die Stimmung. Als er ihnen mitteilte, daß es Absichten gebe, Igor Komarow für ungeeignet zu erklären, um ihn von der kommenden Wahl auszuschließen, schlug die Verärgerung in Entsetzen um. Sie alle hatten ein handfestes Interesse an Komarows Wahlsieg.
    Grischins Mitteilung, daß dieser Gedanke nun aufgegeben worden war und der Staat beabsichtigte, Komarow zu verhaften und die Schwarze Garde aufzulösen, versetzte ihnen einen Tiefschlag. Nach kaum einer Stunde waren es die Mafiosi, die Rat suchten, doch als Grischin ihnen seine Pläne darlegte, wirkten sie wie vor den Kopf geschlagen. Räubereien, Betrug, Schwarzmarkt,

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