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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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die Straße an der nächsten Kreuzung hinter den Wachhäuschen abriegeln und die Miliz ungestört weitersaufen lassen. Die Jungen Kämpfer, etwa zweihundert pro Gruppe, würden dann auf der Stadtseite bei den Lastern in Stellung gehen und dafür sorgen, daß keine Verstärkung nach Moskau gelangen konnte.
    In der Stadt selbst mußte er fünf sekundäre und zwei primäre Ziele einnehmen. Da seine Schwarze Garde in fünf Lagern im Umland untergebracht war und sich in der Stadt selbst nur eine kleine Kaserne befand, die die Wachen für Komarows Haus stellte, wäre es am einfachsten, wenn er von fünf verschiedenen Stellen aus ins Zentrum vordringen würde. Doch um die entsprechende Koordination gewährleisten zu können, brauchte es eine wahre Flut von Funkmeldungen, und Grischin zog es vor, seine gesamte Truppe bei Funkstille in die Stadt zu holen. Deshalb zog er den Gedanken an eine einzige Fahrzeugkolonne vor.
    Da die größte Kaserne der Schwarzen Garde und ihr Hauptquartier im Nordosten der Stadt lagen, beschloß er, die gesamten sechstausend Mann voll bewaffnet und mitsamt Fahrzeugen am dreißigsten Dezember dort zusammenzuziehen und über jene Hauptverkehrsstraße, die anfangs Jaroslawkoje-Chaussee heißt und kurz vor der inneren Ringstraße zum Mira Prospekt, zum Friedensboulevard, wird, in die Stadt einzufallen.
    Eines der beiden primären Ziele, der große Studiokomplex am Ostankino, lag nur einen halben Kilometer von dieser Straße entfernt. Zweitausend seiner sechstausend Mann wollte er hierfür abkommandieren.
    Mit den restlichen, von ihm selbst angeführten viertausend Mann wollte er nach Süden vorstoßen, am Olympiastadion vorbei und über die Ringstraße in das Herz Moskaus zum wichtigsten Ziel, dem Kreml.
    Zwar heißt »Kreml« soviel wie »Festung«, und in allen alten Städten Rußlands steht im Zentrum der ehemaligen Stadtummauerung eine Festung, doch der Kreml von Moskau ist schon seit langem vor allem das Symbol der höchsten Amtsgewalt in Rußland und sichtbare Verkörperung dieser Macht. Der Kreml mußte bei Tagesanbruch in seiner Hand und die Besatzung überwältigt sein; aus dem Funkraum durfte kein Hilferuf nach draußen dringen, denn sonst konnte das Pendel noch nach der anderen Seite ausschlagen.
    Die fünf sekundären Ziele wollte er den vier bewaffneten Truppen überlassen, die er in der knappen verbleibenden Zeit zu einem Bündnis überreden wollte.
    Diese fünf Ziele umfaßten das Büro des Bürgermeisters in der Twerskajastraße, aus dessen Nachrichtenzentrale Hilfsappelle ausgestrahlt werden konnten; das Innenministerium am Tschitnyplatz mit seinen Kommunikationskanälen zu den angrenzenden OMON-Kasernen und der über ganz Rußland verteilten Armee des MVD; den Komplex der präsidialen und ministeriellen Gebäude am Starajaplatz; den Flugplatz Khodinka mit seinen GRU-Kasernen, einen perfekten Landeplatz für Fallschirmspringer, falls sie zur Hilfe gerufen wurden, und das Parlamentsgebäude, die Duma.
    Als Boris Jelzin 1993 die Kanonen seiner Panzer auf die Duma richten ließ, um die rebellischen Kongreßabgeordneten zu zwingen, mit erhobenen Händen herauszukommen, hatte das Gebäude beträchtlichen Schaden erlitten. Vier Jahre lang residierte die Duma in den alten Gosplan-Wirtschaftsgebäuden am Manegeplatz, doch nach Beseitigung der Schäden war das russische Parlament wieder in das Weiße Haus am Fluß am Ende des Nowi Arbat umgezogen.
    Das Büro des Bürgermeisters, die Duma und die Ministerien am Starajaplatz würden an Silvester nur leere Hüllen sein, und wenn man die Türen aufsprengte, dürfte ihre Besetzung keinerlei Problem bedeuten. In den OMON-Kasernen und am Flugplatz Khodinka könnten einzelne Kämpfe aufflammen, falls die Antimafiaeinheiten oder die wenigen Fallschirmspringer und Nachrichtenoffiziere der Armee Widerstand leisteten. Diese beiden Ziele sollten von Sondereinheiten eingenommen werden, deren Dienste er sich erkaufen wollte.
    Ein achtes und für jeden Putsch selbstverständliches Ziel würde das Verteidigungsministerium sein. Dieser riesige, graue Steinklotz am Arbatskiplatz würde ebenfalls kaum besetzt sein, doch in seinem Innern lag das Kommunikationszentrum, das sofortige Verbindung zu jedem Armee-, Marine- oder Luftwaffenstützpunkt in Rußland herstellen konnte. Trotzdem stellte er zu dessen Erstürmung keine Truppen ab, da er bezüglich des Verteidigungsministeriums besondere Pläne hatte.
    Für einen Putschversuch der extremen Rechten in Rußland

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