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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hatte.
    »Im Idealfall«, sagte Macdonald und benutzte damit einen seiner Lieblingsausdrücke, so daß die beiden jüngeren Männer ein Grinsen unterdrücken mußten, »wüßte ich gern, wer der Alte gewesen ist, wie er in den Besitz dieser unter Umständen streng geheimen Akte gekommen ist und warum er sie an diesem Ort in dieses Auto geworfen hat. Hat er Celia Stone gekannt? Hat er gewußt, daß ihr Rover der Wagen einer Angehörigen der britischen Botschaft ist? Und falls ja – warum wir? Aber zuerst etwas anderes: Haben wir in der Botschaft jemanden, der zeichnen kann?«
    »Zeichnen?« fragte Fields.
    »Richtig – ein Bild, ein Porträt.«
    »Soviel ich weiß, gibt eine der Ehefrauen Zeichenkurse«, sagte Fields. »Sie hat in London als Kinderbuchillustratorin gearbeitet. Ist mit jemandem aus der Rechtsabteilung verheiratet.«
    »Gut, prüfen Sie das. Kann sie zeichnen, bringen Sie sie mit Celia Stone zusammen. Aber vorher werde ich mich selbst mit Celia unterhalten. Noch zwei Punkte. Unser Freund taucht vielleicht wieder auf, versucht Verbindung mit uns aufzunehmen, lungert um die Botschaft herum. Ich werde Corporal Meadows und Sergeant Reynolds bitten, den Haupteingang im Auge zu behalten. Sollten sie ihn erkennen, wird einer von Ihnen benachrichtigt. Sie müssen dann versuchen, ihn auf eine Tasse Tee hereinzubitten. Zweitens: Er kann's anderswo mit ähnlichen Tricks versuchen und dabei verhaftet werden. Gracie, haben Sie nicht einen Mann bei der Polizei?«
    Fields nickte. Er war von allen dreien schon am längsten in Moskau, hatte von seinem Vorgänger einige nicht sehr hochkarätige Informanten übernommen und einige weitere dazugewonnen.
    »Inspektor Nowikow. Aus dem Morddezernat im Polizeipräsidium in der Petrowkastraße. Gelegentlich nützlich.«
    »Reden Sie mit ihm«, sagte Macdonald. »Aber nicht über in Autos geworfene Schriftstücke. Nur über einen alten Knacker, der unser Personal auf der Straße belästigt, weil er den Botschafter unbedingt privat sprechen will. Wir regen uns nicht darüber auf, aber wir möchten ihn bitten, uns in Ruhe zu lassen. Zeigen Sie ihm das Bild, falls wir eines bekommen, aber geben Sie's ihm nicht. Wann ist Ihr nächster Treff vereinbart?«
    »Kein fester Termin«, sagte Fields. »Ich rufe ihn aus Telefonzellen an.«
    »Okay, sehen Sie zu, ob er uns behilflich sein kann. Ich muß für ein paar Tage nach London fliegen. Gracie, Sie halten hier die Stellung.«
    Als Celia Stone zur Arbeit kam, wurde sie in der Eingangshalle abgefangen und zu ihrer Verwunderung gebeten, zu Macdonald zu kommen – nicht in sein Büro, sondern in Konferenzraum »A«. Sie wußte nicht, daß dies der abhörsichere Besprechungsraum war.
    Macdonald war sehr freundlich und sprach fast eine Stunde lang mit ihr. Er notierte sich alle Einzelheiten, und sie akzeptierte seine Darstellung, der Alte habe andere Botschaftsangehörige mit der Bitte um ein Gespräch mit dem Botschafter belästigt. Würde sie mithelfen, ein Porträt des alten Obdachlosen zu zeichnen? Selbstverständlich; sie würde alles tun, was irgendwie nützlich war.
    Gemeinsam mit Hugo Gray verbrachte Celia die Mittagspause mit der Frau des stellvertretenden Leiters der Rechtsabteilung, die nach ihrer Beschreibung ein Kohle- und Bleistiftporträt des Obdachlosen anfertigte. Silbernes Tipp-Ex hob die drei Vorderzähne aus Stahl besonders hervor. Als das Porträt fertig war, nickte Celia und sagte: »Das ist er!«
    Nach dem Mittagessen wurde Corporal Meadows von Jock Macdonald angewiesen, in der Waffenkammer eine Pistole zu holen und ihn zum Flughafen Scheremetjewo zu begleiten. Obwohl er nicht damit rechnete, abgefangen zu werden, konnte man nie wissen, ob die rechtmäßigen Eigentümer des Schriftstücks in seinem Aktenkoffer vielleicht versuchen würden, sich ihr Eigentum zurückzuholen. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme kettete er den Aktenkoffer an sein linkes Handgelenk und tarnte die Kette mit einem leichten Regenmantel.
    Als der Jaguar der britischen Botschaft aus dem Tor rollte, war das alles ohnehin unsichtbar. Auf dem Sofiskaja-Kai sah Macdonald in einiger Entfernung einen schwarzen Tschaika geparkt stehen, aber als der Wagen ihnen nicht folgte, dachte er nicht mehr an ihn. Tatsächlich warteten die Männer in dem Tschaika auf einen kleinen roten Rover.
    Auf dem Flughafen begleitete Corporal Meadows ihn bis zur Zoll- und Paßkontrolle, wo sein Diplomatenpaß alle Kontrollen verhinderte. Nach kurzem Warten in der

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