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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einziger Mann wusch sich noch die Hände. Kaum war er draußen, umarmten sie sich.
    »Wie geht es Ihnen, mein Freund?«
    »Bestens. Ich habe jetzt eine eigene Wohnung. Es ist herrlich, wenn man für sich sein kann. Endlich können mich auch meine Kinder besuchen und über Nacht bleiben.«
    »Und niemand hat Verdacht geschöpft? Sie wissen schon, wegen des Geldes.«
    »Nein. Ich war ja zu lange weg. Außerdem wird jetzt überall abgesahnt. Von den höheren Diplomaten hat sich jeder vor seiner Rückkehr mit allem möglichen eingedeckt. Ich war eher noch zu naiv.«
    Monk klopfte ihm erfreut auf den Rücken. »Dann ändert sich ja wirklich etwas, und wir tragen dazu bei. Bald sind die Tage der Diktatur gezählt, und Sie können alle in Freiheit leben.«
    Mehrere Schuljungen stürmten lärmend herein, erledigten ihr Geschäft und verschwanden wieder. Die zwei Männer wuschen sich in dieser Zeit ausgiebig die Hände. Das Wasser hätte Monk ohnehin permanent laufen lassen. Ein alter, aber höchst wirksamer Agententrick, denn man konnte nur dann abgehört werden, wenn man laut sprach oder das Mikrofon sich sehr nahe am Mund befand.
    Ihr Gespräch dauerte gut zehn Minuten, und zu guter Letzt überreichte Kruglow Monk einen Stoß Papiere. Brisante Dokumente, Kopien aus dem Büro des Außenministers Eduard Schewardnadse.
    Nach einer letzten Umarmung verließen die zwei Männer kurz hintereinander die Toilette. Monk stieß wieder zu seiner Gruppe und flog zwei Tage später nach Hause, nicht ohne das Päckchen in der amerikanischen Botschaft für die CIA hinterlegt zu haben.
    Die Dokumente enthüllten, daß die Sowjetunion den Rückzug aus so gut wie jedem Entwicklungshilfeprojekt einschließlich Kuba plante. Die ganze Wirtschaft brach zusammen, das Ende war in Sicht. Kein Wunder, daß die UdSSR es sich nicht mehr leisten konnte, die Dritte Welt als Druckmittel gegen den Westen zu benutzen. Das State Department war entzückt.
    Monk war zum zweitenmal in »schwarzer« Mission in der UdSSR gewesen. Wie ihm gleich bei seiner Rückkehr mitgeteilt wurde, hatte sie ihm eine weitere Beförderung eingebracht. Außerdem erfuhr er, daß Nikolai Turkin, sein Agent Lysander, nach Ostberlin ziehen und das Direktorat K des dortigen KGB leiten sollte. Es war nicht nur einer der höchsten Posten überhaupt, sondern darüber hinaus der einzige, in dem die Informationen über jeden einzelnen in Westdeutschland stationierten sowjetischen Agenten zusammenliefen.
    Der Geschäftsführer des Hotels und der Stationsleiter der britischen Botschaft trafen kurz nacheinander in der Botkin-Klinik ein. Gemeinsam wurden sie in einen kleinen Raum geführt, in dem die nun wieder bedeckte Leiche und Inspektor Lopatin auf sie warteten. Als sie sich einander vorstellten, brummte Macdonald nur: »Von der Botschaft.«
    Lopatins dringendstes Anliegen war die Identifizierung des Toten. Diese war dank Jeffersons Reisepaß, den Svenson vorsorglich mitgebracht hatte, eine reine Formsache. Das Paßfoto zeigte eindeutig das Gesicht des Ermordeten.
    »Todesursache?« fragte Macdonald.
    »Eine Kugel mitten ins Herz«, erklärte Lopatin.
    Macdonald untersuchte das Sakko. »Ich sehe aber zwei Einschußlöcher.«
    Nun beugten sich alle drei darüber. Tatsächlich wies es zwei Einschußlöcher auf, das Hemd dagegen nur eins. Der Sicherheit halber sah sich Lopatin noch einmal den Toten an. Nur ein Loch in der Brust.
    »Die andere Kugel muß in der Brieftasche steckengeblieben sein«, mutmaßte er und fügte mit einem grimmigen Lächeln hinzu: »Wenigstens werden die Mörder mit seinen Kreditkarten nichts anfangen können.«
    »Ich muß zurück ins Hotel«, murmelte Svenson, der sichtlich erschüttert war.
    Macdonald begleitete ihn bis zur Straße. »Das muß schrecklich für Sie sein«, sagte er voller Mitgefühl, woraufhin der Schwede stumm nickte. »Lassen Sie uns daher die Sache so schnell wie möglich bereinigen. Ich nehme an, daß der Tote eine Frau in London hat. Vielleicht könnten Sie noch heute nacht seine Sachen packen lassen. Ich schicke gleich morgen früh einen Wagen und kümmere mich um alles andere. Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe.«
    Danach kehrte Macdonald noch einmal zu einer Unterredung mit Lopatin ins Krankenhaus zurück.
    »Wir haben da ein Problem, mein Freund. Die Sache stinkt zum Himmel. Der Mann war auf seine Weise eine Berühmtheit. Ein Journalist. Die Sache wird hohe Wellen schlagen. Seine Zeitung hat eine eigene Redaktion in Moskau und wird eine

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