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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Howard, beschloß Monk, sich an die Bundespolizei zu wenden.
    Es war nur ein Versuch, doch er wußte, daß das Büro im Gegensatz zur CIA eine umfangreiche Liste über Sowjetbürger, die in den USA Asyl beantragt und erhalten hatten, führte. Die Frage war nicht so sehr, ob das FBI helfen würde, sondern vielmehr, ob die UdSSR tatsächlich einen Wissenschaftler ausreisen ließ, der einen nahen Verwandten in Amerika hatte. Die Chancen standen alles andere als günstig, denn solche Leute galten beim KGB als enormes Sicherheitsrisiko.
    Von den acht Namen auf der Liste tauchten auch zwei im FBI-Verzeichnis über Asylbewerber auf. In einem Fall erwies sich die Namensgleichheit nach kurzer Überprüfung als Zufall – eine Familie in Baltimore hatte absolut nichts mit dem in Kürze erwarteten Wissenschaftler zu tun.
    Bei der zweiten Person stutzte Monk jedoch. Es handelte sich um eine Jüdin sowjetischer Nationalität, die nach Wien geflohen war und in der amerikanischen Botschaft Asyl beantragt hatte. Nach kurzem Aufenthalt in einem Transitlager in Österreich hatte sie die Einreiseerlaubnis für die USA erhalten und wenig später einen Sohn geboren. Erstaunlicherweise hatte sie ihn aber unter einem völlig anderen Namen gemeldet. Jewgenia Rozina, die jetzt in New York lebte, hatte ihren Sohn unter dem Namen Iwan Iwanowitsch Blinow ins Melderegister eintragen lassen. Monk wußte, daß die zwei Vornamen Iwan, Sohn des Iwan bedeuteten. Der Junge war eindeutig ein uneheliches Kind. Wo wurde er gezeugt: in den USA, im Transitlager oder noch früher?
    Nun hieß einer der Professoren auf der russischen Liste Iwan J. Blinow. War das wirklich ein Zufall? Monk stieg in den nächsten Zug nach New York und suchte Mrs. Rozina auf.
    Inspektor Nowikow wollte die gute Nachricht seinem Kollegen Wolski am besten nach Dienstschluß bei einem Glas Bier mitteilen. So trafen sie sich in der Kantine, wo das Bier am billigsten war.
    »Rat mal, wo ich heute vormittag war.«
    »Im Bett mit einer liebestollen Tänzerin?«
    »Zu schön, um wahr zu sein. Nein, ich war in der Zentrale der UPK.«
    »Was? In dem Bunker?«
    »Der ist doch nur zur Tarnung da. Komarows eigentliche Zentrale ist in einer feudalen Villa in der Ringallee. Ach, übrigens, das Bier geht auf deine Rechnung. Ich habe deinen Fall für dich gelöst.«
    »Welchen denn?«
    »Den mit dem alten Knacker, den sie im Wald bei der Autobahn nach Minsk gefunden haben. Er war in der Zentrale der UPK Raumpfleger, bis er auf Einbrecher umsattelte, weil er sich davon mehr versprach. Da, lies.« Er reichte seinem Kollegen das Blatt mit sämtlichen Angaben.
    Dieser überflog es kurz. »Die von der UPK sind zur Zeit ja nicht gerade vom Glück verfolgt«, brummte er dann.
    »Wie meinst du das?«
    »Komarows persönlicher Sekretär ist letzten Monat ertrunken.«
    »Selbstmord?«
    »Nein, nichts in der Richtung. Ging schwimmen und tauchte nie wieder auf. Na ja, das stimmt nicht ganz: Letzte Woche haben sie ihn aus dem Fluß gefischt. Wir haben einen schlauen Pathologen. Er hat doch glatt einen Ehering mit seinem Namen auf der Innenseite gefunden.«
    »Und wann ist er nach Auskunft deines schlauen Pathologen ins Wasser gegangen?«
    »Ungefähr Mitte Juli.«
    Nowikow überlegte. Eigentlich müßte er das Bier bezahlen, denn immerhin erwartete er von diesem Engländer wieder tausend Pfund. Und jetzt konnte er ihm noch ein bißchen mehr erzählen. Als Dreingabe.
New York, September 1988
    Sie war um die Vierzig, dunkelhaarig, energisch und sehr hübsch. Monk erwartete sie im Treppenhaus ihres Wohnblocks. Sie hatte ihren Sohn von der Schule abgeholt. Der Junge war ein aufgewecktes Kerlchen von acht Jahren.
    Kaum hatte Monk sich als Beamter der Einwanderungsbehörde vorgestellt, verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Die bloße Erwähnung des Immigration Office löst bei Nichtamerikanern Unruhe, ja Angst aus, selbst wenn ihre Papiere in Ordnung sind. Die Frau hatte gar keine andere Wahl, als ihn hereinzubitten.
    Als ihr Sohn sich dann in der Küche ihrer kleinen, aber äußerst gepflegten Wohnung über die Hausaufgaben beugte, unterhielten sich die zwei Erwachsenen im Wohnzimmer. Sie zeigte sich ungemein mißtrauisch und wortkarg.
    Doch Monk glich so gar nicht den schroffen, humorlosen Beamten, mit denen sie sich vor acht Jahren bis zu ihrer Einreiseerlaubnis hatte herumschlagen müssen. Er hatte ein freundliches, gewinnendes Lächeln, und allmählich taute sie auf.
    »Sie wissen ja, wie es in unseren

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