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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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gemeinschaftlich geprobt werden, wozu auch von anderen der anwesenden Winzer einige Sorten ihrer Gewächse beigesteuert wurden. Von der Familie Steinecker war niemand zugegen, auch Jakobine nicht.
    Als die Gersbacher zum Abtshofe kamen, trafen sie vor dem Tore den Schneckenkaschper, der da herumstrich und neugierig in den Hof hineinspähte.
    »Schneckenkaschper, du hier? bist du auch zur Spinnstube beim Bürgermeister geladen?« fragte Steffen.
    »– Nein,« stotterte Kaspar, beschämt, beim Lauern ertappt zu sein, »ich – ich wollte bloß sehen, wer alles da wäre.«
    »Wo hast du denn deinen Patz?«
    »Im Ziegenstalle. Da muß ich ihn einsperren, wenn ich ihn nicht mitnehmen kann. Großvater will ihn im Hause nicht haben; er kann ihn nicht leiden,« klagte der Junge.
    »Geh mit, Kaschper! wirst schon recht kommen, es wird dich niemand fortweisen,« sagte Franz, weil er wußte, daß er Trudi, die den Jungen lieb hatte, eine kleine Freude bereitete, wenn er ihn mitbrachte.
    Gern schloß sich Kaspar an und wurde freundlich aufgenommen. Ammerie empfing ihn mit den Worten: »Kommst grade recht, Kaschper! kannst uns einschenken helfen.«
    »Ja, ja, das will ich,« erwiderte Kaspar, »aber mein Großvater darf's nicht wissen, sonst schlägt er mich.«
    »Nein, hab keine Angst; der soll's nicht erfahren, daß du hier warst,« sprach Trudi und streichelte ihm zärtlich seinen Strubbelkopf.
    Bald saßen die Mädchen an den Spinnrocken, die nur dürftig mit Flachs versehen waren, und die älteren Männer beim Wein, den sie mit dem Ernst gewiegter Kenner kosteten, sachverständige Urteile über ihn abgebend, deren treffendstes stets Lutz Hebenstreit mit seiner anerkannt feinen Küferzunge herausfand. Kaspar waltete mit Trudi und Ammerie fleißig und geschickt des Schenkenamtes, und der junge Wein erzeugte bald eine allgemein fröhliche Stimmung.
    Franz verfolgte Trudi mit den Augen, wo sie ging und stand, wie sie sich drehte und bewegte, den Krug schwenkte und die Gläser füllte, und sie machte sich an dem Tische, wo er mit andern saß, stets länger zu schaffen als eigentlich nötig war. »Du schenkst mir zu oft ein, Trudi, das ist gefährlich,« sprach er einmal, innig zu ihr aufblickend.
    »Ich möchte gern wissen, wieviel du vertragen kannst und wie dir ein kleiner Spitz zu Gesicht steht,« erwiderte sie lächelnd.
    »O mit einem kleinen nehm ich's auf, aber einem großen geh ich aus dem Wege. Du glaubst nicht, was ich, damit behaftet, zu tun imstande wäre,« sagte er und drückte ihr dabei heimlich die Hand, die sie ihm willig überließ.
    Niemand hatte das gesehen als Christoph Armbruster, aber der behielt es für sich und dachte in seiner Freude darüber: Glück auf, ihr beiden!
    Steffen richtete es immer so ein, daß er gerade ausgetrunken hatte, wenn Ammerie in seine Nähe kam, damit sie ihm wieder einschenken sollte, wobei es ohne lustige Neckereien zwischen ihnen nicht abging.
    Da begegnete es Trudi einmal, weil sie statt auf ihr Tun zu achten nach Franz hinblickte, Hebenstreits Glas über den Rand voll zu gießen, daß der Wein auf den Tisch floß. »Aber Trudi!« rief Lutz, sie sanft ans Kinn fassend, »bist ein Prachtmädel, aber einschenken kannst du noch nicht. Wein verschütten bedeutet Unheil für den, der's tut. Weißt du das nicht?«
    »Lutz, alter Kolkrabe!« fuhr ihn Christoph an, der Trudi's Erschrecken bemerkt hatte, »wie kannst du dich unterstehen, unserer lieben Schenkin Unglück zu weissagen! Man sollte denken, du hättest schon zu viel und der Wein spräche aus dir.«
    »Im Wein ist Wahrheit, Chrischtoph,« gab ihm Lutz zur Antwort, »und ich hab's, hol mich der Deibel! oft genug erlebt, daß es später eingetroffen ist.«
    »Ach was! dummes Zeug, Lutz! Was soll denn eintreffen? Verrückter Küferaberglaube!« riefen die anderen an seinem Tische.
    »Ihr Braucht nicht so zu brüllen,« erwiderte Lutz. »Gut einschenken ist auch eine Kunst, die nicht jeder besitzt; da ließe sich noch viel drüber sagen.«
    Franz, der von seinem nicht fernen Platze das alles gesehen und gehört hatte, war herangetreten und sprach, als er zu Worte kam, mißmutig: »Lutz Hebenstreit, Wein verschütten, wenn's nicht mit Absicht geschieht, ist keine Sünde und hat auch keine üblen Folgen. Das solltet Ihr doch aus Erfahrung wissen.«
    »Meinst du, Fränzel?« lachte Lutz. »Na, meinen Rüffel hab ich ja weg; nun schlagt das Faß zu!«
    Zu Trudi sagte Franz: »Trudi, Meister Hebenstreit hat das nicht bös gemeint.

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