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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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beibringen.«
    »Er hat sich auch dazu erboten, aber das geht doch nicht, das würde auffallen und Redereien geben,« sprach Trudi. »Ich dachte mir, du könntest's mich lehren, Ammerie, wenn du willst.«
    »Gewiß, gern! aber weißt du, Trudi, zwei Mädchen miteinander, das hat keine rechte Art,« meinte Ammerie. »Man muß mit einem Buben tanzen, der führt einen sicherer und hält einen fester. Paß mal auf, wie fest dich der Franz halten wird!« fügte sie mit einem fuchsschlauen Blick hinzu. »Ich will dir was sagen: anfangen werd ich's mit dir; da gehen wir auf den Söller hinauf, wo uns kein Mensch hört und sieht, und wenn du schon ein bißchen was kannst, dann muß der Franz kommen und helfen; laß mich nur machen!«
    »O du bist lieb und gut!« rief Trudi, sprang auf, umhalste Ammerie und gab ihr einen herzhaften Kuß.
    »Ach! wenn ich jetzt der Franz wäre!« lachte die Schelmin.
    Da kriegte sie schnell noch einen, damit sie nur aufhören sollte zu sticheln. –
    Es war voller Winter geworden. Das Gebirge und die Ebene waren mit Schnee bedeckt, auf dem sich hie und da die Fährte eines Wildes zeichnete und über den hungrige Krähen mit trägem Flügelschlage hin und wiederzogen. Die Bäume und Sträucher prunkten mit einem märchenhaften Schmuck von silberglitzerndem Rauhreif, und von den Dächern der Häuser hingen lange Eiszapfen. In den Kellern aber gärte der Most und fing an sich langsam zu klären. Dabei war nichts zu tun, diesen Werdegang zu beschleunigen; man mußte dem Weine Ruhe lassen und hatte nun Muße, sich auf das liebe Christfest vorzubereiten, dem die Alten und die Jungen freudig entgegensahen, wozu sie ja in Anbetracht der großen Zahl gefüllter Fässer alle Ursache hatten.
    Zu diesen Vorbereitungen, die selbstverständlich streng geheim gehalten wurden, gehörte auf dem Abtshofe die seltsame, oft wiederkehrende Tatsache, daß Trudi und Ammerie zum Söller hinaufschlichen und sich dort einschlossen. Und noch seltsamer war, daß Franz häufig dazu kam und den Mädchen bei ihrem versteckten Tun Hilfe leistete. Die übrigen Armbrusters konnten sich keine Vorstellung davon machen, was die drei dort oben zu schaffen hatten und was das eigenartige, taktmäßige Geräusch, ein Rascheln, Schlurfen und Stampfen, das sie dann hörten, zu bedeuten hatte.
    Als nun der Weihnachtsabend herangekommen war und jedem im Hause ein paar hübsche, brauchbare Dinge beschert wurden, fand sich nichts, gar nichts, was auf dem Söller zusammengebastelt sein konnte. Da nahm sich Madlen die beiden Mädchen vor und sprach: »Nun sagt mir doch, was in aller Welt ihr da oben für einen Spuk getrieben habt.«
    Trudi wagte nicht, ihrer Base ins Gesicht zu sehen. Ammerie aber flunkerte unverfroren drauf los: »Ach, Mütterle, 's ist jammerschad, daß nichts draus geworden ist; die Katz hat's geholt, oder der Marder ist's gewesen, und ich sag's dir auch nicht, was wir ausgeheckt hatten; wirst schon selber bald genug dahinter kommen.«
    Madlen schüttelte den Kopf, schwieg aber zu der ganz unglaublichen Ausrede von der diebischen Katz oder dem Marder und traute ihrer anschlägigen Jüngsten, sobald es sich um dumme Streiche handelte, das Menschenmögliche zu.
    Nach zwei Tagen schon sollte der Schleier von Ammeries Geheimnis zur größten Überraschung aller nicht Eingeweihten gelüftet werden.
    Am zweiten Feiertage fand, wie alljährlich, im Hause Gersbachers der glänzendste Spinnstubenabend des ganzen Winters statt. Es war eigentlich ein wohlausgerüstetes Fest und das Spinnen völlig Nebensache dabei. Die Rocken und Haspel waren zwar von den Mädchen mitgebracht und wurden auch für kurze Zeit in Tätigkeit gesetzt, aber nur, um auch für diese Überschreitung des Herkömmlichen wenigstens den Namen Spinnstube zu retten. Frau Agnete Gersbacher ließ an leckeren Gerichten auftragen, was die in der Diele gedeckten Tische fassen konnten, und hatte eine Unmenge Weihnachtskuchen gebacken. Der Bauer aber wollte zeigen, was sein Keller zu liefern vermochte, und gab eine Sorte eigenen Gewächses nach der andern zum besten. Zum Aufspielen hatte er vier Musikanten aus Neustadt kommen lassen, weil er Hammichel nicht in seinem Hause haben wollte.
    Während des Schmauses wurden ein paar Lieder gesungen, und dann, nachdem die Tische entfernt waren, erklangen Fiedel, Bratsche, Klarinette und Flöte, und der Tanz begann.
    Wie es ihm als ältestem Sohn des Gastgebers gebührte, eröffnete Franz den Reigen und zwar mit Trudi. Trudi

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