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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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enteilte.
    Bald kamen die vier wieder. Christophs Frau Madlen, in Abkürzung von Magdalene so genannt, und Ammerie, beide mit irdenen Tellern und Schüsseln beladen, auf denen das kalte Abendbrot appetitlich geschichtet war, und hinter ihnen die zwei Jungen mit anderem Eßgerät, soviel ihre kleinen Hände fassen konnten. Alles wurde auf die sieben Plätze an dem zuvor mit einem blaugemusterten Linnen bedeckten Tisch verteilt, denn der Sohn aß mit Frau und Kindern stets bei den Eltern, weil es der alte Herr, der auf den festen Zusammenhalt der Familie hohen Wert legte, so verlangte. Als Ammerie dann noch einen großen Steinkrug selbst geherbsteten Wein und fünf zinnerne Becher geholt hatte, erschien auch Elsbeth, Armbrusters schöngewachsene Schwiegertochter.
    »Wo hast du deinen Mann?« fragte Christoph.
    »Ich weiß nicht, wo der Peter bleibt,« erwiderte Elsbeth. »Er wollte nur noch einmal zum Böttchermeister Lutz Hebenstreit gehen.«
    »Nun, warten wir nicht auf ihn,« bestimmte der Bürgermeister und ließ sich quervor am Tische in einem grobgezimmerten Lehnstuhl nieder, seiner Frau gegenüber, so daß Kinder und Enkel zwischen den beiden Alten saßen, das jüngere Ehepaar auf der Bank.
    Ehe sie aber alle Platz genommen hatten, rief der ältere der beiden Jungen: »Da kommt der Vater!«
    Peter, an Gliederbau wie auch im Gesicht seines Vaters Ebenbild und dessen rechte Hand im Wirtschaftsbetriebe, kam schnell über den Hof heran und setzte sich mit einem entschuldigenden »Verzeiht!« neben seine Frau.
    Nach einem kurzen Tischgebete, das der älteste Enkel geläufig, doch ohne große Andacht hersagte, begannen sie zu essen, und Elsbeth teilte ihren beiden Jungen ein Genügendes zu, während Ammerie aus dem Kruge die Becher füllte.
    »Du warst noch bei Lutz Hebenstreit?« fragte Christoph.
    »Ja, ich wollte ihn noch einmal ernstlich an unsere Fässer mahnen,« gab Peter zur Antwort, »aber da kam ich bei dem bärbeißigen alten Junggesellen schön an. Erst müßte er die für meinen Schwiegervater fertigschaffen, der ihm mit Entziehung seiner Kundschaft gedroht hätte, wenn er sie ihm nicht pünktlich lieferte; wir sollten ihn in des Deibels Namen in Ruhe lassen, fuhr er patzig auf mich los, ehe ich nur ausreden konnte.«
    »Nun, es ist ja noch ein paar Wochen Zeit bis zur Lese,« meinte Madlen begütigend.
    »Die Wingerten sind geschlossen, und wir haben einen guten Herbst vor uns,« sagte Christoph. »Aber freilich, wo Florian Gersbacher den Vorsprung hat, da hat unsereins das Nachsehen. Und das will mein Freund sein!« fügte er launig hinzu.
    »Ist er auch, lieber Vater!« fiel Elsbeth, die Tochter des eben Beredeten, ein. »Aber warum kommst du so spät?« wandte sie sich an ihren Mann.
    »Ich hatte auf dem Rückwege einen kleinen Aufenthalt,« erwiderte dieser.
    »Warst wohl noch in einer Straußwirtschaft und hast dir dort das Loch im Ärmel geholt?« zog Ammerie ihren Bruder spottlustig auf.
    »Wahrhaftig, er hat ein zerfetztes Kamisol!« rief Elsbeth erschrocken, jetzt erst den Riß in seinem Wams entdeckend. »Mann! was hast du angestellt?«
    »Ja, da kriegst du was zu flicken,« lachte Peter. »Ich wurde ein wenig handgemein mit einem widerspenstigen Ochsen, der trotz Zuredens und Schläge nicht in den Stall hinein wollte. Da mußt ich doch dem Hans Kaub und seinem Knechte helfen und packte den störrischen Dickkopf bei den Hörnern, was ihm nicht zu gefallen schien, denn er stieß nach mir, schlitzte mir aber nur das Kamisol auf, nicht auch das Fell, und so ist es noch gut abgelaufen und nicht der Rede wert. Der Ochs mußte in den Stall, und nun ist er drin.«
    »Hast recht getan,« sprach der Bürgermeister mit seiner tiefen Stimme. »Wem du hilfst, der hilft dir wieder.«
    »Aber mit einem bösen Ochsen anzubinden ist eine Vermessenheit. Peter, Peter, immer noch die Tollkühnheit wie in deinen jungen Jahren!« schalt ihn Madlen liebevoll.
    »Nein, Mütterle, hab keine Bange, ich nehm mich schon in acht, wo's nötig ist,« beschwichtigte sie der gute Sohn.
    Frau Madlen machte den Eindruck einer behäbigen, sich ihres Standes und Wertes bewußten Bäuerin, in deren gescheiteltes Haar sich schon reichlich Silberfäden mischten. Sie hatte ein ruhiges, wohlwollendes Gemüt, das sich in ihrem vollen Antlitz mit den vielen Fältchen und in ihren hell und freundlich blickenden Augen wie in der gemessenen Art ihres Redens und Gebarens ausprägte. Ihrem Manne war sie eine treue, tapfere Lebensgefährtin

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