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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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während Trudi der Einladung ihrer Base folgte.
    Der mit ihr gekommene Junge hatte, etwas zurückstehend, das Gespräch mit angehört und wollte sich nun entfernen, aber die Bürgermeisterin rief ihm zu: »Nein, Kaschper, bleib da und wart e bissel.«
    Da setzte er sich auf die Bank unter dem großen Nußbaum, und sein rauhhaariger Köter legte sich zu seinen Füßen nieder, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, und blinzelte witternd nach dem Speisetische hin.
    Auch Kaspar war eine elternlose Waise, hatte Vater und Mutter nie gekannt und lebte hier bei seinem Großvater, der sich wenig um ihn kümmerte und nicht einmal für seine rechte Ernährung sorgte. Aber der Junge war in den Mitteln, seinen Hunger zu stillen ohne zu betteln, sehr erfinderisch, und weil er sich zu diesem Zwecke in den Weinbergen fleißig Schnecken suchte, die er sich in einer alten Blechpfanne mit allerlei Wurzel- und Kräuterwerk schmorte oder auch röstete, nannte man ihn den Schneckenkaschper. Die meisten der Wachenheimer hatten den wild Aufwachsenden gern, und da er auch sonst anstellig und geschickt war, brauchten sie ihn zu kleinen Diensten, zu Botengängen, zum Viehhüten, zum Verscheuchen der Vögel aus den Weinbergen, wozu er sich eine weittönende Klapper angefertigt hatte, und zu mehr dergleichen Verrichtungen. Dafür gaben sie ihm dann zu essen, und manche schenkten ihm abgelegte Kleider von ihren Kindern, seinen Altersgenossen und Gespielen, deren er sehr viele und sehr anhängliche hatte.
    Ammerie brachte für Trudi einen Teller, Messer und Gabel und auch einen Becher, den ihr Peter randvoll goß, und nun langte die einer Atzung allerdings sehr Bedürftige ohne Scheu zu und ließ sich das freundlich Gebotene munden. Die anderen störten sie darin auch nicht mit Erkundigungen nach ihrem Schicksal. Sie beobachteten das wohlgesittete Mädchen mit teilnehmender Aufmerksamkeit, und keinem von ihnen stieg der Verdacht auf, daß es eine Schuldbeladene, vom Häscher Verfolgte sein könnte.
    Unterdessen hatte Frau Madlen ein großes Stück hausbacken Schwarzbrot rundherum mit Schinken belegt und winkte nun den Schneckenkaschper herbei, der sich zur Entgegennahme eines solchen, ihm ungewohnten Schmauses wahrlich nicht nötigen ließ. Er ging damit zur Nußbaumbank zurück, hieb mit gesunden Zähnen wacker darauf ein und gab auch seinem Schnauzerl hin und wieder einen guten Bissen davon ab.
    Als er das Schinkenbrot verzehrt hatte, fragte Trudi: »Darf ich den lieben Buben, der mich zu euch geführt hat, einen Schluck aus meinem Becher tun lassen?«
    »Ja, das darfst du,« sprach der Bürgermeister schnell, und es klang warm und freudig, wie er es sagte.
    Da kam Kaspar wieder heran, leerte den ihm von Trudi gereichten, noch halb vollen Becher langsam in kleinen Absätzen, und seine Augen strahlten, als er ihn der Spenderin des erquickenden Trunkes mit einem leisen »Danke!« zurückgab.
    Peters nicht gern stillsitzende Sprößlinge waren aufgestanden und jagten sich mit Patz, Kaspars vierbeinigem Begleiter, auf dem Hofe herum, was allen dreien viel Spaß zu machen schien. Die Jungen tobten, der Hund umsprang sie, bellte und wedelte vergnügt mit seinem kurzen Schwänzchen.
    Bald aber machte Elsbeth dem lärmenden Spiel ein Ende, indem sie ihren Rangen befahl, sich zu Bett zu scheren, was sie ihnen allerdings zweimal sagen mußte, ehe sie gehorchten und sich trollten. Da ging auch der Schneckenkaschper mit seinem Patz still von dannen.
    Durch die Ankunft einer bis jetzt völlig unbekannten Verwandten war das Gespräch am Tische etwas ins Stocken geraten, kam aber allmählich wieder in Gang. Besonders die beiden Frauen bemühten sich, in Trudi nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, daß sie als eine Störende in den geschlossenen Kreis der Familie getreten wäre, und richteten öfter das Wort an sie. Auch Christoph und Peter beteiligten sich, wenn auch nur spärlich, doch in entgegenkommender Weise an der Unterhaltung mit ihr. Nur Ammerie verhielt sich auffallend schweigsam, ließ aber ihre neue Muhme nicht aus den Augen, und manchmal schien es, als schwebte ihr ein Wort auf der Zunge, das sie beinahe hervorgebracht hätte und dann doch ungesprochen herunterschluckte. Als aber Elsbeth nun doch ein paar Fragen an Trudi stellte, welche diese nur einsilbig und ausweichend beantwortete, schritt Christoph dagegen ein und gebot: »Verschont die Trudi heut abend mit Fragen; sie wird müde sein und der Ruhe bedürfen.«
    »Hast recht, Chrischtoph,«

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