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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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sprach Madlen. »Morgen nach dem Kirchgang, Trudi, denn morgen ist das Fest der Kreuz-Erhöhung, wirst du mir alles erzählen, nicht wahr?«
    »Ja, gern, Base Madlen!« erwiderte Trudi.
    »Und du schläfst mit mir im Obenaufstübel,« erklärte Ammerie bestimmt, »da steht noch ein Bett für meine Schwester, wenn sie von Neustadt herüberkommt.«
    »Ich möchte aber niemand verdrängen,« sagte Trudi.
    »Tust du auch nicht, liebe Trudi,« beruhigte sie Madlen. »Die Bertel wird sobald nicht kommen, und wenn doch, so wird schon Rat werden für ihren Unterschlupf.«
    »Siehst du? du schläfst bei mir!« frohlockte Ammerie und griff nach Trudis Bündel. »Komm! ich bringe dich zu Bett.«
    »Daß du sie mir aber nicht durch dein unnützes Geplapper noch lange wach hältst!« ermahnte Madlen ihre Tochter.
    »Nein, Mütterle, ich schlaf auf beiden Ohren, ich schlaf wie unsre Urschel in der Kirch, wenn der Pater Bumpus auf der Kanzel steht.«
    Die andern lachten, denn sie kannten den festen Kirchenschlaf der guten Urschel, ihrer ältesten Magd, unter dem einlullenden Genäsel des dicken Mönches, das bei mehreren der »andächtig Versammelten« diese unwiderstehliche Wirkung zu haben pflegte.
    Trudi reichte jedem der Sitzenden die Hand zur guten Nacht und folgte Ammerie ins Haus. Diese rief noch von der Tür zurück: »Ich komme gleich wieder.«
    Als sich die beiden Mädchen entfernt hatten, schwiegen die vier am Tische Gebliebenen eine Zeitlang still. Jeder von ihnen mochte wohl seinen Gedanken nachhängen über die unter so seltsamen Umständen hier Eingekehrte, die sich bei ihren einzigen Verwandten als Magd verdingen wollte. Ihre kummervollen Andeutungen über das, was sie erlebt hatte, und der Ton, mit dem sie vorgebracht waren, hatten glaubwürdig und herzergreifend geklungen und das Mitleid der Hörenden erregt, schon ehe sie Näheres von ihr wußten.
    Madlen war die erste, die ihren Betrachtungen Worte lieh. »Wie sie mich jammert, die arme Dirn!« begann sie, »welche Kämpfe muß sie zu Hause durchgemacht haben! Der Gram stand ihr deutlich in dem blassen Gesicht geschrieben, und ihre Augen blickten so traurig und ängstlich. Wenn wir ihr doch halbwegs ersetzen könnten, was sie verloren hat! Ist es dir recht, Chrischtoph, daß ich ihr Losier gegeben habe?«
    »Gewiß, liebe Alte!« erwiderte der Bürgermeister, »wir können doch eine Zufluchtsuchende aus deiner Freundschaft nicht von unserer Schwelle weisen.«
    »Und können auch zur Lese recht gut noch zwei Hände mehr gebrauchen,« fügte Peter hinzu. »Sie sagte ja, daß sie mit dem Winzergeschäft Bescheid wüßte, und an Kraft zu tüchtiger Arbeit scheint es ihr wahrlich nicht zu fehlen.«
    »Du hast wohl ihre Eltern nicht gekannt, Chrischtoph,« fuhr Madlen fort. »Ihre Mutter und ich sind Geschwisterkinder; der Hilde ihr Vater und meiner waren Brüder, wohnten aber nicht in derselben Stadt; mein Onkel Joseph Scheithauer wohnte in Landau. Aber wir haben sie öfter dort und sie uns wieder in Deidesheim besucht, und einmal ist die Hilde wochenlang allein bei uns geblieben, und da wurden wir Mädchen sehr befreundet miteinander. Wie es dann zugegangen ist, daß sie den Hegewald geheiratet hat und mit ihm ins Würzburgische gezogen ist, weiß ich mich nicht mehr zu erinnern. Er hatte weder Bruder noch Schwester, soll aber ein ordentlicher, braver Mensch gewesen sein.«
    »Und nun sind Vater und Mutter tot,« sprach der Bürgermeister. »Wie mag ihre Tochter nur so ins Elend geraten sein, daß sie gänzlich habelos geworden und ausgewandert ist?«
    »Ja, darauf bin ich selber neugierig,« erwiderte Madlen. »Morgen werd ich's ja wohl von ihr erfahren.«
    Jetzt kam Ammerie zurück mit einem sehr ernsten und wehmütigen Gesicht.
    »Nun? hast du die Trudi gut versorgt?« fragte Madlen.
    »Ja, Mutter, ich glaube, sie schläft schon, so müde war sie,« berichtete Ammerie. »Oben in der Kammer ist sie mir um den Hals gefallen und hat geschluchzt und geweint vor Glück und Freude, daß wir sie aufgenommen haben. Ach, wenn mich doch deine Eltern bei sich behielten! wie wollt ich's ihnen danken! sagte sie unter Tränen und sah mich dabei mit Augen an, daß mir's durch und durch ging. Vater, laß sie doch hier bleiben!«
    »Wird ja wohl so kommen, mein Kind,« erwiderte Christoph und nickte der für die Heimatlose Bittenden freundlich zu.
    In diesem Augenblick blies der Türmer auf seinem Waldhorn den Abendsegen. Es klang aber nicht wie eine fromme Weise, sondern wie das

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