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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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weidmännische Halali, und sein Weckruf morgens früh ähnelte auch stark einem »Frischauf zum fröhlichen Jagen!«, denn der Niklas war früher Jäger beim Reichsfreiherrn auf der Wachtenburg gewesen, und dieser hatte ihm, als er gebrechlich geworden war und zum Weidwerk nicht mehr taugte, den Ruheposten des Türmers in Wachenheim verschafft. Sein Waldhorn hatte der Alte mitgebracht, und seine geliebten Jagdfanfaren dünkten ihn geradeso erbaulich wie das Glockengeläut, das er ebenfalls besorgte.
    Die Armbrusters erhoben sich und sagten sich Gute Nacht, denn es war allmählich tiefe Dämmerung geworden. Aber der zunehmende Mond beleuchtete den stillen Abtshof, in dessen Schutz und Frieden ein vielgequältes Mädchenherz seit langer Zeit zum ersten Male wieder in sorglosem Schlummer ruhte.

Zweites Kapitel.
    In der Frühe des nächsten Tages fragte Madlen ihre Tochter, wie Trudi geschlafen hätte.
    »Sie schläft immer noch,« gab Ammerie zur Antwort, »und ich habe beim Anziehen ganz leise gemacht, um sie nicht zu wecken.«
    »Gut! aber sage mal: wie ist's mit ihrer Kleidung bestellt?«
    »Soviel ich davon gesehen habe, recht dürftig, und wenn sie mit uns zum Hochamt gehen soll . . . Ich habe schon gedacht, ob ich ihr nicht aushelfen könnte, aber meine Röcke werden ihr zu kurz sein, denn sie ist ein ganz Teil größer als ich.«
    »Und meine Gewänder sind ihr zu weit,« lächelte Madlen.
    »Aber von Elsbeth könnte ihr vielleicht manches passen,« meinte Ammerie.
    »Das ist wahr; lauf hin zu ihr und sieh zu, was du ihr abschwatzen kannst; sie ist ja gutherzig und gefällig.«
    »Jaja! sofort! und mit leeren Händen komme ich nicht wieder,« rief Ammerie und sprang davon.
    Nach kaum einem Viertelstündchen kehrte sie mit einem makellos sauberen Kleide zurück, das sie triumphierend vor der Mutter entfaltete. »Siehst du? ich wußt es wohl, die Elsbeth schlägt mir nichts ab, und sie hat's gern hergegeben.« Dann eilte sie vergnügt damit die Treppe hinauf.
    Als Trudi, erfrischt und gestärkt durch den gesunden Schlaf, mit Ammerie herankam, nahm sie sich ganz vortrefflich aus, denn Elsbeths Kleid stand ihr gut und saß ihr auch leidlich gut, wenn es auch um die Brust etwas eng und um den Gürtel nicht anschließend genug war, aber das ließ sich ja leicht ändern. »Ihr beschämt mich mit eurer Güte,« sprach sie nach dargebrachtem Morgengruß, »aber ich nehme es mit allem Dank an, damit ich euch am Feiertage mit meinen abgetragenen Sachen keine Schande mache.«
    »Wie ist dir nach deiner Wanderung zumute?« fragte Madlen.
    »Ach! wie neugeboren fühl ich mich; es lag sich so wonnig in dem schönen Bett, ich konnte mich recken und strecken, und nicht einmal geträumt hab ich.«
    »Schade!« meinte Ammerie, »denn was man in der ersten Nacht unter einem fremden Dache träumt, das geht in Erfüllung.«
    »Mir ist so wohlig hier, als wäre dies kein fremdes Dach für mich,« erwiderte Trudi, »und was soll mir denn noch groß in Erfüllung gehen?«
    »Kind, du bist noch jung; in deinen Jahren läßt sich auch das schwerste Leid mit frohen Hoffnungen trösten,« gemahnte sie Madlen.
    Trudi seufzte leise und schwieg.
    Jetzt trat Christoph ins Zimmer, wo das Frühmahl seiner harrte. »Nun, ich brauche nicht zu fragen, wie du geruht hast,« sprach er, »siehst heute schon ganz anders aus als gestern abend.«
    »Das macht nicht bloß der tiefe Schlaf, Onkel,« erwiderte Trudi, »die liebevolle Aufnahme tut's, die ich bei Euch gefunden habe.«
    Er strich ihr mit der Hand über ihr volles, glänzendes Blondhaar und sagte: »Dem Müden ist leicht gebettet, und der Willkommene findet immer offene Arme.« Dann ließen sich alle vier am Tische nieder.
    Die Armbrusters waren bereits in festlichem Gewand, und als später die Glocke der dem Ritter Sankt Georg geweihten Kirche läutete, setzte sich der Bürgermeister seinen breitkrempigen Dreispitz auf, und sie begaben sich mit Trudi zum Gottesdienst.
    Auch heute wölbte sich wieder ein wolkenloser Himmel über der Pfalz, und es brütete eine schier sommerliche Wärme. Die Wachenheimer pilgerten in Scharen zur Kirche. Ihre Gesichter schauten heiter, und ihre Gemüter waren froh gestimmt, wohl nicht zum geringsten Teil deswegen, weil diese heißen Sonnenstrahlen den Trauben an den Weinstöcken noch zugute kamen, an deren vollsaftigem Gedeihen die Hoffnungen eines ganzen Jahres hingen.
    Die Sitzreihen der Kirche füllten sich schnell, und viel neugierige Blicke richteten sich

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