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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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verdroß, weil sie wußte, ein wie häufiger Gast er bei Bürgermeisters auf dem Abtshofe war, wo er gewiß alles anbrachte, was er sah und hörte. Vom Garten aus erhorchte sie noch, daß der Alte zornig auf den Jungen einschalt, was er sich hier herumzutreiben habe.
    Kaspar trollte sich mit seinem Schnauzerl von dannen, und als er leise vor sich hinpfeifend den Wingerten zuschlenderte, stieg dem über seine Jahre geweckten Jungen die Frage auf: Was hat denn Großvater mit der Steineckerdirn zu schaffen, daß sie sich heimlich am Zaun treffen und wie gescheuchte Spatzen auseinanderfuhren, als sie meiner ansichtig wurden? Das war doch sehr auffällig, dahinter mußte was Besonderes stecken. Um in Bequemlichkeit und Ruhe darüber nachzusinnen, warf er sich auf einen Grasrain in das frisch gemähte Heu und schaute zu den dunklen Wolken empor, die sich über die Haardt her, Regen verheißend, zusammenzogen. Patz legte sich neben ihn und äugte seinen Schützer und Gönner unverwandt an, als ob auch er in seiner ehrlichen Hundeseele über die seltsame Begegnung seine eigenen mißtrauischen Gedanken hätte. Der Junge streichelte seinem Liebling das zottige Fell, der dafür dankbar das Schwänzchen pendeln ließ. Das Rätsel lösen konnte jedoch keiner von beiden.
    Unterdessen hatte Hammichel die dem Abgange seines Enkels entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. Er war über die durch diesen verursachte Störung seines Paktierens mit Jakobine sehr ärgerlich und bewegte die dünnen Lippen in lebhaftem, übellaunigem Selbstgespräch. Auf einmal aber blieb er wie gebannt stehen, als wäre er in seinen Betrachtungen vor etwas innerlich erschrocken. »Hammichel, alter Esel!« murmelte er, »da hat dich dein Bankert mit seinem verdammten Köter vor einer großen Dummheit bewahrt. Warst wahrhaftig drauf und dran, dem heißblütigen Frauenzimmer dein kostbares Geheimnis vom Wildfangrecht auszuschwatzen, das dir noch ein schönes Stück Geld einbringen kann, wenn du's so lange einkapselst, bis dir der Bürgermeister in seiner Angst vor dem Hörigwerden seiner Niftel von selber nachläuft und dir für dein Schweigen mehr bietet als dir das eifersüchtige Mamsellchen für's Reden zahlen kann. Also Maul halten und abwarten! – Wenn sie dir aber nun nächstens mit Fragen auf den Hals kommt, was das mit dem Kaiserslauterer auf sich hat? was dann?« spann er im langsamen Dahintrotteln weiter. – »Ah bah! läßt dich nicht vor ihr blicken, und wenn sie dich von ungefähr einmal erwischt, lügst du ihr die Jacke voll. Der Freund wollte nicht mit der Sprache heraus, machte große Schwierigkeiten, forderte eine Unsumme für sein Eingreifen. Und dann, nach Kaiserslautern ist's ein weiter Weg, – den du natürlich nicht unternimmst, ihr aber gehörig ankreidest – mit dem Hin und Her vergeht viel Zeit, und kommt Zeit, kommt Rat.«
    Auch Jakobine verwünschte den Schneckenkaschper, daß er ihr Gespräch mit Hammichel unterbrochen hatte, gerade als ihr der gute Alte den sicheren Beistand seines Freundes erläutern wollte. Die Würzburgische sollte dem Franz dermaßen verleidet werden, daß er sich gänzlich von ihr abkehrte, hatte Hammichel gesagt, und nun brannte sie vor Neugier, zu erfahren, wie der in Kaiserslautern das fertig bringen wollte. Beim Lohn dafür wollte sie wahrlich nicht feilschen und knausern, und wenn sie's ihrer Mutter aus der Wirtschaftskasse stehlen müßte! Die hatte ja genug und zählte nicht nach; nur nicht zaghaft, wenn's um Lieb und Leben ging! Aber wie sollte sie Hammichels sobald wieder habhaft werden? wieder zu ihm zu schleichen schien ihr gewagt und konnte, wenn es bemerkt wurde, Verdacht erregen, denn der Alte stand in zu schlechtem Geruch. Und wenn der überall herumschnüffelnde Junge sie noch einmal mit jenem allein erwischte und das bei Armbrusters oder Gersbachers erzählte, so lief sie Gefahr, daß man ihrer Verschwörung gegen Trudi auf die Spur kam. Sie mußte es also dem Zufall überlassen, daß ihr Hammichel einmal unverhofft begegnete, falls er sie nicht in ihrem elterlichen Hause aufsuchte, wo er ja des Weines wegen zuweilen vorsprach und dann wohl Gelegenheit zu einer unbelauschten Fortsetzung der ihr höchst wertvollen Mitteilung fand.
    Nun wurde sie wieder guten Mutes und nahm sich auch vor, ihren Bruder Wilm durch ein nicht mißzuverstehendes Wort aus seinem vorwitzigen Irrtum zu reißen, daß er sie nicht immer so spottlustig anguckte, als wenn er Wunder was von ihr wüßte. –
    Ein sehr

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